Читать книгу Mitten in OstHolstein - Andrea Lieder-Hein - Страница 7
004 Tragischer Unfall
ОглавлениеEs war ein warmer Freitag am 28. Juni, als Vater und Tochter im Van zum Neustädter Binnenwasser aufbrachen. Leif hatte mit Amelie eine Route herausgesucht, wo sie entlang des Naturschutzgebietes gehen durften. Amelie hatte ihren Akku frisch geladen, die Speicherkarte formatiert für viele neue Aufnahmen und war nun bereit zu einer Foto-Safari mitten in OstHolstein. Pflanzen, Tiere, Geräusche ... sie freute sich auf alles.
Papa, du hast ja dein Fernglas mit.
Ja, mein Schatz. Ich beobachte und du fotografierst.
Kannst du damit auch zoomen?
Das ist schon gezoomt. Es heißt ja FERNglas.
Ahhh. Du, Papa, ich möchte wohl mal drei Wochen lang nur Fischstäbchen mit Kartoffelstampfe essen.
Wünsch dir das nicht, Amelie. Es könnte in Erfüllung gehen.
Ja, suppi. Heißt das, ich darf? In den Ferien, Papa?
Amelie, drei Wochen! Das ist eine lange Zeit, und NUR Fischstäbchen!
Nein, zum Frühstück und abends normal. Nur Mittags.
Ja, auch nur mittags sind drei Wochen lang. Und ich möchte KEINE drei Wochen mit dir Fischstäbchen essen.
NEIN, Paps, nur ich. Du isst drei Wochen dein Lieblingsessen. Was ist das eigentlich?
Mama und ich aßen am liebsten Medaillons mit Rosarien-Kartoffeln und Gemüse.
Oh, Paps, das haben wir noch nie gegessen. Das müssen wir mal kochen.
Ich habe es nie mehr gegessen, weil es mich traurig macht. Aber nach sieben Jahren könnten wir es mal probieren.
Au ja, Papa.
Aber keine drei Wochen.
Wie habt ihr euch eigentlich kennen gelernt?
Mama und ich? In Travemünde, beim Bäcker.
WAS? Ist das komisch.
Ja, ich stand da so rum und fand für mich und meinen Cappuccino keinen Platz. Sie saß ganz alleine an ihrem Tisch. Und dann hat sie mich angelacht und mich zu sich gewinkt.
Cool. Und dann warst du verliebt.
Ja, Amelie. Sofort. Freya war so eine bezaubernde Frau. So schön. So lieb. Du ähnelst ihr. Das macht mich immer sehr froh.
Können wir nicht in den Ferien mal nach Travemünde fahren? Du zeigst mir den Bäcker und dann spielen wir die Szene nach.
Möchtest du das?
Ja, gerne, Papa. Der Bäcker wird dann mein Lieblings-Bäcker.
***
Der Rundgang um den Burgwald war mit einer Stunde eingeplant. Leif kontrollierte, ob er auch sein Fernglas für interessante Vögel mit dabei hatte, und dann ging es los.
Amelie juchzte und schrie vor Freude bei jedem neuen Motiv. „Papa, guck mal da!“, rief sie unentwegt. „Können wir nicht auch mal mit dem Rad am Bahndamm entlang? Lea und Ida machen das im Sommer oft mit ihren Eltern.“ „Aus deiner Klasse?“, fragte ihr Vater. „Ja, die Zwillinge mit den blonden Wuschelköpfen.“
Vögel beobachten, an Gräsern riechen und mit dem Finger in Erde bohren .... Das alles dauerte dann doch länger als vermutet. Gegen 12:00 Uhr mittags machten sich beide dann auf den Heimweg. Aber vorher gab es noch Pizza.
***
Ich hab da vorhin eine Pizzeria gesehen. Hättest du noch Lust auf Pizza, Amelie?
AU JA, Papa. Und ein Eis. Und eine Cola.
Gut, dann machen wir das. Ich hab nämlich auch einen Bären-Hunger.
Siehst du? Da drüben? Da ist sie, die Pizzeria. Wir gehen jetzt noch über den Zebrastreifen, dann rechts und wieder links, und schon sind wir da.
Dr. Leif Jorgensen zeigte mit dem Finger in die Richtung, während Amelie es kaum noch erwarten konnte. Sie lief über den Zebrastreifen, als plötzlich aus dem Nichts ein schneeweißer Geländewagen ungebremst auf Amelie zufuhr und sie mit einem klatschenden Geräusch zu Boden warf. Dahinter kam ein Polizeiwagen zum Stehen. Die Beamten sprangen aus dem Wagen und einer rief sofort den Krankenwagen.
Leif Jorgensen stand wie gelähmt am Zebrastreifen, an dem er vor Sekunden noch mit seiner Tochter gelacht und geredet hatte. Nun lag sie da, mitten auf dem Zebrastreifen, Arme und Beine verrenkt, während langsam Blut aus ihrem Kopf sickerte. Er rannte auf sie zu, nahm den blutverschmierten Kopf in seine Hände und redete beruhigend auf seine Tochter ein, wie er es als Arzt gelernt hatte.
Amelie, es wird alles gut. Der Krankenwagen kommt gleich und der Notarzt hilft dir. Ich bin bei dir, Amelie. Ich, dein Vater. Ich lasse dich NIEMALS alleine, mein Liebling. Niemals. Ich bin immer für dich da.
Während er so redete, streichelte er ihr vorsichtig die rechte unverletzte Hand.
Nur wenig später erreichten Notarzt und Krankenwagen die Unfallstelle. Aber alle Bemühungen schlugen fehl. Amelie war jetzt bei ihrer Mutter.