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Josef

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Papa, das war mein Mann Josef, sein Ziehvater, den Er doch so innig liebte und den Er seit seiner Geburt nicht allzu oft bei sich hatte. Josef musste aufgrund seiner Tätigkeit als Zimmermann häufig außerhalb der Stadt Arbeit suchen. Die Leute hier waren arm und dadurch hielt sich auch die Bautätigkeit in Grenzen.

Da kam es schon vor, dass er einige Tage oder auch Wochen unterwegs war, um größere Aufträge anzunehmen, doch schickte er uns bei längerem Fernbleiben Nach-richten durch einen Boten; manchmal sandte er auch kleinere Geschenke für uns mit, damit wir uns die lange Wartezeit etwas aufheitern konnten.

Damals gab es ja noch keine Briefträger. So gingen junge, fußfeste Burschen übers Land, die auch noch etwas vom Lesen und Schreiben verstanden und nahmen dort, wo sie vorbeikamen, von den Menschen mündliche oder schriftliche Nachrichten an, die sie gegen die Gebühr von ein paar Pfennigen an die Empfänger übermittelten.

Auch größere Pakete konnten versandt werden. Dazu nutzte man jedoch keinen „Paketdienst“, sondern die fahrenden Händler, die mit ihren hochbepackten Fuhrwerken die größeren Städte ansteuerten und denen man so manches Gut mit auf die Reise geben konnte. Da dies für sie einen einträglichen Nebenverdienst darstellte, konnte man sich ziemlich sicher sein, dass die Sendungen auch verlässlich zugestellt wurden.

Aufgrund der Besatzung durch die Römer (die im ganzen Land mehr gefürchtet als geachtet waren), wurden wir auch an die im römischen Reich übliche Zeitrechnung angegliedert und waren mit dem Kalender ganz gut vertraut. Nur die damals noch sehr große Schar der Analpha-beten war unter anderem auch von dieser „modernen“ Errungenschaft weitgehend ausgeschlossen.

Wenn der Bote an unserem Haus vorbeikam und eine Nachricht über-brachte, war die Freude groß, von unserem geliebten Josef aus der Ferne wieder ein Lebenszeichen zu bekommen. Meist war die Botschaft jedoch schon einige Tage alt, aber das störte uns nicht. - „Hat Papa geschrieben?“ fragte JESUS dann aufgeregt.

Nachdem Josef oft tagelang nicht zu Hause weilte, hatte ich keinen Mann zur Seite, der mir bei der täglichen Arbeit helfen konnte. JESUS war ja noch zu klein, um mit anzupacken, obwohl Er bereits in Seinem zarten Alter oft Anstalten machte, mir helfen zu wollen.

Alltagsgeschichten aus dem Leben der Madonna

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