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Kinderfreuden

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JESUS war überhaupt ein sehr liebes Kind und ich war froh, dass ich Ihn bei mir hatte. Fast täglich hatten wir eine große Schar von Kindern im Haus, die aus der Nachbarschaft kamen, um mit JESUS zu spielen. Er war bei ihnen recht beliebt und meist fragten sie abends: „Dürfen wir morgen wiederkommen?“ Ich stimmte natürlich zu.

Die Nachbarinnen wunderten sich schon, warum die Kleinen so gerne zu uns kamen und fragten sich, was es denn im Haus des Zimmermanns so Besonderes gäbe, was sie nicht auch in den eigenen vier Wänden zu bieten hätten. – Doch dies blieb unser kleines Geheimnis.

Außerdem waren die Mütter ja auch froh, dass sie ihre Sprösslinge abgeben konnten. Schließlich ging es vielen von ihnen ähnlich wie mir. Die Männer brachen oft morgens schon vor Sonnenaufgang zur Arbeit auf, da es dann noch angenehm kühl war und sich so der weite Fußmarsch halbwegs erträglich gestaltete. Die meisten hatten kein Last- oder Reittier und wenn, dann ließen sie es oft daheim bei ihren Frauen, weil diese das Maultier für die Feldarbeit benötigten.

JESUS spielte gerne mit den Kindern, aber vorwiegend erzählte Er ihnen Geschichten, die Er sich selbst ausdachte. Das muss wohl recht spannend gewesen sein, denn ich beobachtete, dass sie stundenlang mit offenen Mündern und staunenden Blicken um Ihn herum im Kreise saßen.

Eine beliebte Beschäftigung war auch das – wie man es heute nennen würde – „Taxi-Fahren“. Josef hatte JESUS einen kleinen Leiterwagen gebaut, in den sich die Kinder gerne setzten und dann auslosten, wer den Wagen durch die Gegend zieht. Meist meldete sich JESUS freiwillig für diese Aufgabe. Wohl hat Er damals schon diese Belastung Seinem Vater im Himmel aufgeopfert.

Spielzeug wie ihr es heute kennt, hatte Er nicht. Ohnehin war Er mehr daran interessiert, durch die Natur zu spazieren. Manchmal hatte ich den Eindruck, als könne Er sich mit den Tieren unterhalten. Jedenfalls hatte Er jedem Vöglein und jedem Käfer etwas zu sagen.

Immer, wenn Er von Seinen Streifzügen zurückkam, brachte Er mir ein kleines Geschenk mit – ein paar Früchte, die Er aufgelesen hatte, einige bunte Kieselsteine, selbstgepflückte Feldblumen und Ähnliches.

Diese Angewohnheit behielt Er übrigens bis ins Erwachsenenalter bei, als Er schon mit Seinen Jüngern über die Hügel von Galiläa zog. Wenn sie dann in Nazareth Station machten, war eine Einkehr bei mir natürlich „Pflicht“. – Die kleine Aufmerksamkeit, die Er jedes Mal mit viel Liebe ausgesucht hatte, gab Er mir meist, indem Er mich vertraulich am Ärmel ins Haus hineinzog und mir einen kleinen Beutel aushändigte.

Dankbar war ich nicht nur für diese, sondern auch für so manches Geldstück, das Er für mich und meinen Haushalt zurückgelegt hatte. So war es mir möglich, die Jünger angemessen zu bewirten und ich war von der Peinlichkeit erlöst, wieder einmal zuwenig Vorräte im Haus zu haben. – Dies wäre tatsächlich beschämend gewesen, denn die Gastfreundschaft hat bei uns im Orient einen sehr hohen Stellenwert.

Wenn es einmal regnete oder die Nachbarskinder gerade nicht bei uns weilten, suchte JESUS oft meine Nähe und blieb ständig an meiner Seite. Er beobachtet mich bei der Arbeit und ich erzählte Ihm aus der Bibel. – Die Bibel zu kennen war für mich eine Selbstverständlichkeit.

Schon als kleines Mädchen, als ich noch im Tempel gedient habe, mussten wir alle wichtigen Bücher studieren und teilweise sogar auswendig lernen.

So konnte ich Ihm manches recht gut erklären, wobei Er meinen Worten immer äußerst aufmerksam lauschte.

Alltagsgeschichten aus dem Leben der Madonna

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