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Das Spannungsfeld zwischen West- und Ostjudentum

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Die damalige jüdische Bevölkerung durchlebte eine immer mehr auseinanderdriftende Entwicklung. Während zahlreiche Juden in den östlichen Ländern (Polen, Ukraine etc.) ein Dasein in großem Elend führten, gelang vielen in den westlichen Ländern (Deutschland, Österreich) der Aufstieg in bürgerliches, manchmal sogar feudales Umfeld. Eine Anpassung bzw. Gleichstellung an das kulturell-gesellschaftliche Leben war erwünscht und wurde daher angestrebt. Dazu gehörte auch die Auseinandersetzung mit den modernen Wissenschaften.


Einen informativen Einblick gibt hier wieder das Buch von Rachel Salamander: Die jüdische Welt von gestern, ab Seite 152. Der Kontrast zwischen beiden Gruppen konnte größer nicht sein. Daraus ergab sich ein gewisser mitleidig-abschätziger Blick der Westjuden auf die Ostjuden, die in ihren Augen wegen ihrer Volksfrömmigkeit und Armut als rückständig und einfältig angesehen wurden.


Die Hüter der Orthodoxie können jedoch das Verdienst für sich verbuchen, die Glaubenslehre treu bewahrt und weitergegeben zu haben. Spirituelle Tiefe und Fülle kann sich nur dort entwickeln, wo sich der Mensch vom Materiellen löst und sich auf das Geistig-Göttliche hin orientiert.


"Der erste Trunk aus dem Becher der Naturwissenschaft macht atheistisch; aber auf dem Grund des Bechers wartet Gott."


Werner Karl Heisenberg, deutscher Physiker


Berührungspunkte zwischen beiden Welten gab es nur wenige. Etwa, wenn man sich zur Kur in die böhmischen Bäder begab. Ein Genuss, den sich auch mancher wohlhabende ostjüdische Rebbe leisten konnte. (Näheres dazu im Buch von Mirjam Triendl-Zadoff, Nächstes Jahr in Marienbad (ISBN 9783525569955.)


„Betrachteten fromme Juden aus Osteuropa eine solche Reise als „Pikuach nefesch“, als Gebot zur Erhaltung des Lebens - so erklärte die Jüdische Bäder- und Kurortezeitung - folgten Kurgäste aus dem Westen, meist nervöse Städter, der Religion der Moderne, den Wissenschaften.“ (aus: Der Jude in den Kurorten, 1929, in: Ohne Wasser ist kein Heil, Stuttgart 2005 (Hrsg. von Sylvelyn Hähner-Rombach).

Chassidische Impulse für Christen

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