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4 Dreibeinige Tontöpfe Büdingen: Heuson-Museum im Historischen Rathaus

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Das Heuson-Museum im Historischen Rathaus von Büdingen erinnert an alte Handwerksberufe – Drechsler, Weber, Tuchfärber, Ziegler, Töpfer. Hier sieht Elisabeth Johann in den 1970er-Jahren erstmals die Sammlung der Töpferfamilie Winterling. Es ist eine Initialzündung: Fortan widmet sich die damalige Stadtarchivarin von Butzbach leidenschaftlich der Geschichte der Wetterauer Töpfer.

Bis ins 15. Jahrhundert waren die unglasiert gebrannten Tongefäße durchlässig. Das Material kam aus Lehmgruben der heimischen Wälder. Erst die Glasur, eine Masse aus Quarz und Bleiverbindungen, macht sie wasserdicht. Die Glasurfarben aus Mineralien stellten die Töpfer selbst in Erzmühlen her: Mangan (braun), Kupfer (grün und rot), Eisenfeilspäne (gelb), Kobalt (blau). Noch vor der Wende zum 20. Jahrhundert »herrschte die einfache Irdenware in den Küchen vor«, berichtet Elisabeth Johann – Schüsseln, Siebe, Tiegel, Wasser- und Ölkrüge, Kannen, Teller, Becher. An einem Haken über dem offenen Herdfeuer hing der eiserne Kessel, Tontöpfe aber »hatten häufig drei Beine, um Glut darunter zu schieben«. Manche Tongefäße waren reich verziert mit Maiglöckchen, Vögeln, Blättern, Fingertupfenleisten, Monogrammen und Inschriften. Außerdem bauten die Töpfer Kachelöfen. Ungefähr 200 Jahre florierte dieses Handwerk in Altenstadt, Oberau, Höchst, Rommelshausen. 67 Töpferfamilien, die ihr Handwerk über viele Generationen weitergaben, fand die Keramikforscherin in den Kirchenbüchern dieser Orte. Die Vermarktung besorgten meist andere: Allein das Gewerberegister von Oberau nennt 22 Personen, die zwischen 1844 und 1860 mit Tongeschirr handelten. Schon bald darauf aber kam industriell gefertigtes Emaille-Geschirr in Mode – das Töpfern ernährte keine Familie mehr.

Die Tradition der »Dippemess« überlebte unter diesem Namen nur in Frankfurt. Keramik- und Töpfermärkte finden in Hessen zwischen April und Oktober statt.


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Heuson-Museum im Historischen Rathaus

Rathausgasse 6

63654 Büdingen

06042 950032

www.heuson-museum.de

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