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Den Weg finden
Zwischen Zeit und Raum

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Hier war sie – Marie. Die Freispielerin, für die Bewegung zwischen Zeit und Raum etwas völlig Normales war und ist. Sei es im Labyrinth, sei es im Alltag, sei es beim Schreiben. Sei es in ihren Erfahrungen mit anderen Bewusstseinszuständen, die sie in Welten brachte, die vielen noch verschlossen waren, weil sie den Schleier der Maya nicht ablegen konnten oder wollten.

Als Freispielerin gehörte sie nirgends dazu. Sie gehörte zum Kosmos. Doch das ist eine andere Geschichte, eine Geschichte, die vielen verhüllt bleibt. Das zu erkennen, war ein langer Prozess. Marie wusste, sie gehörte sich selbst und sie war und ist Teil des großen Ganzen. Diese Erkenntnis ermöglichte ihr, von vielem zu gehen und es zu lassen. Damit war sie auch aus dem Kreislauf an unglücklichen Beziehungen im Persönlichen und in ihrer Berufung ausgestiegen und in ihr Wahres eingestiegen. Sie gehörte sich selbst. Sie musste nirgends dazugehören, denn was gab es Größeres, als dem Kosmos zu gehören? Diese Erkenntnis erleichterte sie ungemein. Sie wusste, diese Zugehörigkeit konnte ihr keiner rauben. Sie war und ist auf ewig. Was für ein Segen. Sie hatte nie zur abgetrennten materiell ausschließlich orientierten Gesellschaft, die sich über das Außen definiert, gehört. Diese Gesellschaft ist nicht schlecht. Sie ist jedoch nicht der Ort, wo Marie dazugehören sollte.

Marie, die Wanderin zwischen Welt – so ganz normal und selbstverständlich, original, denn nur das zählte. Sie war auf ihrem persönlichen Weg angekommen, nach Jahren der Häutung, der Formung und der Wandlung. Marie war die lebendige Metamorphose, die nie endete. Denn auch das Original erneuert sich immer wieder und wieder. Erfahren und erfüllt. Ganz und lebendig. Dynamisch, erkennend, wissend, lebend. Angekommen in ihrer eigentlichen Bibliothek ihres Seins blühte Marie regelrecht auf. Nach Jahren in einer materiellen, nach Außen orientierten Bibliothek, nach weiteren Jahren in einer empty passage, die sie nur mit festem Glauben alles zu meistern, dann meisterte, war sie in ihrer eigentlichen Bibliothek angekommen. Marie nahm Raum. So fühlte sie sich auf ihrem Meisterweg. Ihr war bewusst, dass sie für die Findenden, die noch schlafen und doch irgendwann aufwachen würden, wenn es nicht mehr anders ging, da war. Dafür musste sie nichts Besonderes tun. Schreiben in vielerlei Form. Das war ihre große Aufgabe und sie liebte diese Aufgabe. Wie schön es doch war, gerade sich selbst ein Leuchtturm zu sein in einer Zeit des Chaos. Es reichte ihr völlig, wenn sie dies für sich selbst war.

Marie wusste sich als Frau und als Mensch auf ihrem Weg. Sie hatte ihn im Zuge eines völligen Neustart in ihrer Herzenstätigkeit, dem Schreiben, und ihrer Gesundung nach einer schweren Erkrankung mit allem, was dazu gehört, gefunden. Marie ging ihren persönlichen Weg mittlerweile mit großer Freude und tiefem Vertrauen.

Heute sah sie sich als Freispielerin. Ja, sie hatte sich von vielem, das sie mitgeschleppt hatte, befreit. Von Mangel, von Illusionen, von Menschen, denen Betrug und Geheimnis wichtiger waren als sie, von Missgünstigen, von Neidern, von Kleingeistern, von Energiezockern, von Schleimern, von Auf-der-Seite-Stehern, von Unterdrückern, von Lügnern, von Alles-Verschließern, von Menschen, die Veränderung und damit das Leben selbst hassten.

Daher hatten ihre konventionellen Beziehungen nie funktioniert, da sie immer – zuerst unbewusst, später bewusst – in höhere Bewusstseinszustände einstieg. Das war zwar für die Männer anfänglich interessant, weil sie spürten, dass es anders war als sie es bislang kannten. Es machte sie mit allen anderen Faktoren höchst attraktiv. Als es jedoch mehr und mehr ums Eingemachte ging und ihr hermetisches Wissen immer mehr in der Vordergrund drängte, wurde sie - aus der Sicht der anderen durchaus verständlich - als anstrengend empfunden. Insbesondere auch, weil sie auf ihrem Weg blieb und das Delta immer größer wurde. Irgendwann fehlte es an Resonanz. Marie ging. Sie ging ihren Weg. Sie war und ist frei.

Ähnliches galt für ihre Arbeit. Sie hatte das tiefe innere Wissen - und es machte ihr große Freude und gab ihr eine Fülle an Perspektiven. Sie war und ist Original, frei von vorhandenen Strukturen. Sie schafft neue, stimmige Strukturen und Inhalte. Sie ist bewusste Schöpferin. Sie ist Freispielerin.

Doch hatte sie all das Alte nicht in die berühmte Tonne getreten, denn sie wusste, dass alles Energie war, und diese konnte sich wandeln. Sie ging jedoch nie verloren. Das war keine akademische Spitzfindigkeit. Für Marie war das ein gelebtes Faktum. Sie hatte immer, auch wenn es ihr noch so schwerfiel, dann doch das Geschenk dahinter erkannt und etwas daraus für sich gemacht. War sie eine Egoistin? Nein, denn ihre Absicht entsprang letztlich immer aus ihrem Herzen.

Sie wusste über Jahrzehnte, wann ihre Zeit gekommen war. Sie wusste auch, dass nichts linear auf diesem Weg war. Nichts war gerade. Es gab keine Autobahnen in ihrem Leben und auch nicht im Leben anderer. Autobahnen waren eine der großen Illusionen, die auch gezielt aufrechterhalten wurden, waren sie doch auch die vielzitierte Komfortzone. Immer schön gerade dahin, nur nicht links und rechts schauen, immer schön gerade dahin. Für Marie war das ein Gräuel, da sie die personifizierte Veränderung war und ist. Die Freispielerin.

Viele von ihren nicht immer als schön zu bewertenden Erfahrungen hatte sie verwunden, mit scheinbaren Umwegen, Höhen und Tiefen, mit viel Erfahrungen, Erkenntnissen und Schlussfolgerungen – vielleicht wie eine Bergstraße. Doch der Ausblick am Gipfel, auf ihrem Gipfel, war unschlagbar. Die innere Gewissheit, wieder eine Etappe gemeistert zu haben, die gehörte Marie ganz allein. Sie ging in der Spirale ihres Lebens, aufwärts, vorwärts, unaufhaltsam und letztlich immer voll Liebe – als Freispielerin in ihrem Sein. Irgendwann klappten die inneren Türen hinter ihr zu. Da wusste sie, ein Zurück ist unmöglich. Sie war in sich angekommen und hatte einen höheren Bewusstseinszustand erreicht. Sie war von einer alten Bibliothek über die empty passage, den Kreuzgang ihres Seins, in ihre eigentliche Bibliothek gewechselt.

Für ihr Außen war der Großteil von Maries Leben oft nicht nachvollziehbar. Doch das Unverständnis war ihr mittlerweile gleichgültig. Sie erklärte sich nicht mehr, weil viele als Schläfer nicht verstanden. Wie auch? Es war nicht ihre Aufgabe, sie zu verstehen. Wer als Original geboren wurde, konnte nie mit der Masse mitschwimmen, so sehr Marie dies viele Jahre gewollt hatte. Sie tat sich viele Jahre schwer, dies zu akzeptieren. Wer nicht dazugehört, gehört eben nicht dazu. Als sie ihr Originalsein als ihr Sein akzeptiert hatte und die Schönheit samt der Aufgabe, die in ihr angelegt war, erkannt hatte, ging es direkt auf ihren Weg. Fast wie von Zauberhand geführt. Alles fiel in eine Linie. Jene, die das nicht verstanden, verschwanden sang- und klanglos. Wo auch immer. Wie auch immer.

Auf diesem, ihrem Weg füllte Marie ihren persönlichen Platz im Sein, im Kosmos mit allem aus, was sie zur Verfügung hatte. Ihr Weg mit all ihren Fähigkeiten, Begabungen und Talenten war ihr in die Hand geschrieben. Sie hatte nach vielen Jahren des Suchens ihr Fundament erkannt, das ihr eine große innere Sicherheit gab. Sie war zu einem Anker in ihr selbst geworden. Es war ihre Struktur, die stabil und gleichzeitig flexibel, wie ein Bambusrohr war. Spielerisch und vielfältig konnte sie alles verbinden und gleichzeitig konkret leben. Mit dem Fluss, mit den Wellen des Lebens gehen … das brachte ihr die Freiheit und gleichzeitig die Stabilität, die sie Jahrzehnte gesucht und nun gefunden hatte. Ihr Faden war klar. So konnte sie Kette und Schuss bestimmen und ihre eigene innere Textur weben. Ausgangs- und Endpunkt sind eins. In ihr. Als Freispielerin wusste sie um das Zusammenspiel und die Zusammenhänge.

Wenn Zweifel auftauchten, sah sie diese als Gedanken und Gefühle, die sie auf etwas in ihr aufmerksam machten. Doch dann ließ sie diese weiterziehen. Warum das füttern, was sie nicht wollte? Wahrnehmen und gehen lassen. Möglichst wenige Anhaftungen haben. Das machte sie leicht. So konnte sie ihren Weg unbeschwert gehen. Klarheit, Einfachheit, Schlichtheit … das waren ihr die besten Wegbegleiter. Die Prinzipien im Geistigen und im Irdischen kennen, sie leben und miteinander verbinden, darum ging es ihr. Dafür brannte sie. Dafür setzte sie sich ein, die Freispielerin.

Wenn es um sie herum toste und das Chaos – als Geburtsbild für Neues – zu turbulent wurde, konnte sie sich in den göttliche Neutralität begeben, in ihren inneren Nullpunkt. Immer wieder und wieder und wieder. Beobachten, wahrnehmen. Nullpunkt. Sie war und ist Leuchtturm. Leuchttürme stehen und geben Orientierung. Sie bewegen sich nicht und haben keine Räder. Sie kommen Menschen auch nicht entgegen und tun etwas. Sie sind da, wo und wie sie sind – aus sich selbst heraus.

Was trieb sie an, ihren Weg mit einer derartigen Passion zu gehen? Wie war es ihr als eine erfahrene Wissenschafterin möglich, Hermetisches so selbstverständlich in ihre Arbeiten integrieren? Warum hatte sie ein derart offenes Herz für Künstlerisch-Poetisches? Und wie passte da das Digitale hinein? Sie gab seit jeher nie etwas auf klassische Trennungen, blickte seit Jahrzehnten neugierig und offen-staunend hinter bekannte Horizonte und verband das scheinbar Unverbindbare mit großer Natürlichkeit – einfach original. Grenzen setzten die anderen. Marie war geistig immer grenzenfrei und kannte ihr Feld. Gleichzeitig waren ihr Fakten wesentlich. Sie sah es als Ausdruck von WeisheitsWissen, als natürliche Verbindung zwischen Verstand und Gefühl, das eines ergab – für die Freispielerin.

Marie hatte sich in den letzten Jahren zur Noetikerin entwickelt. Doch auch das war bloß eine Etikette von vielen. Das Außen brauchte solche Etiketten. Für Marie waren sie irrelevant. Doch für ihr Außen war sie dadurch einordenbar – auch wenn sie sich dieser Einordnung immer wieder geschickt entzog. In der Noetik werden die Erkenntnisse und Grundzüge der Quantenwissenschaften mit jenen des antiken Mystizismus verbunden – und das Digitale wird wie selbstverständlich eingestreut, denn: Trennung gibt es für eine Freispielerin wie sie nicht. Die Noetik gilt mittlerweile das fehlende Glied zwischen moderner Wissenschaft und alten Mythen. Dabei will sie belegen, dass der Mensch über Kräfte verfügt, die weit darüber hinausgehen, was wir uns auch nur im leisesten Ansatz mit uns Bekanntem vorstellen können. Als Marie damit vor gut zehn Jahren zu experimentieren begann, sah man sie scheel an. Sie wurde als Spinnerin abgetan, wohl auch weil sie sich damit in keines der vorhandenen und so argwöhnisch bewachten akademische und wissenschaftliche Schächtelchen mehr stecken ließ. Sie war vielen unangenehm, noch dazu, wo sie Fragen deutlich vor der eigentlichen Zeit erahnte und auch kompromisslos stellte. Die Fragen, sie trieben sie an. Nicht die scheinbar so glatten, vorgefertigten Antworten, die in Schächtelchen einordenbar waren und vielen ihre Budgets sicherten. Antworten interessierten sie nicht, waren sie doch bloß vorläufig … bis zur nächsten Frage. Das ist die gelebte Freispielerin.

Heute gab sie auf Kommentare von außen nichts mehr. Marie ging ihren Weg. Sie wusste, dass das ihr Weg war, den sie gehen konnte und wollte. Was andere machten, war ihr reichlich gleichgültig, solange diese keine bessere Alternativen anboten als sie in Händen hatte. Sie konnte dies tun, weil sie nirgends zugehören musste.

Daher hatte Marie auch ein ihr eigenes Verständnis von Zeit und Raum. Sie wusste darum, dass es sich um menschengemachte Konstrukte handelte, die sie entsprechend anzuwenden wusste. Sie kannte die Grenzen und Möglichkeiten solcher Konstrukte. Alles war eingebunden in ihr Verständnis von Schwingung und Energie. Sie begriff sich als Energiewesen in einem menschlichen Körper. Das mag manchen zu wenig fassbar sein. Doch Marie war in ihrer Art für den fassbar, der die Augen und Ohren dazu hatte. Wer sich seiner selbst gewiss ist, braucht die Claqueure im Außen nicht mehr. Was für eine Wohltat.

Marie wusste um ihre Aufgaben entlang ihrer Zeit-Raum-Achse. Was für viele abstrakt klang, war für Marie konkret bis in jede ihrer Zellen. Freispielerin im eigenen Sein, angekommen und jederzeit bereit, wieder weiterzugehen. Sie wusste – es ist das Weibliche, das vorangeht. Das Männliche zieht nach. Mehr und mehr.

Ja, natürlich gab es auch in Maries Leben Uhren und Termine. Doch sie wurden bewusst eingegangen. Nichts und niemand konnte Marie treiben und einspannen. Das ließ sie nicht mehr zu. Sie war Herrin ihrer Zeit und ihres Raumes. Das war für ihr Umfeld nicht immer angenehm, denn ein Verfügen über Marie war nicht mehr möglich. Doch für Marie ergab es die Freiheit und die Struktur, die sie immer gesucht hatte.

Sie wusste um das Leben im natürlichen Rhythmus, den die Erde vorgibt, ebenso Bescheid, wie um das Leben des inneren Taktes, des Schwingens in natürlichen Zyklen. Sie war zu einer Expertin zur Verbindung aus Zyklus, Rhythmus und Takt geworden. Marie konnte den Moment erahnen, wann sie wieder eine Etappe auf ihrem Meisterweg weitergehen wollte. Es war eine kraftvolle und deutliche innere Gewissheit, die sie dabei leitete.

Ihr war seit Jahren bewusst, wie wichtig die Kenntnisse über Zyklen und Rhythmen, die immer wieder durchlaufen wurden, sind. Es ist ein permanentes ‚Sich ausdehnen‘ und ‚Sich zusammenziehen‘ – ein Auf und Ab. Dies zeigt das Atmen ebenso wie der Lauf der Jahreszeiten. Zyklen führen zu Verbindungsknoten entlang der Zeitachse. Sie erlauben, dass man bestimmte Ereignisse und Prozesse in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander in Beziehung setzt. Sie bieten die Möglichkeit, aus dem eigenen inneren Nullpunkt heraus das ins Leben zu rufen, was man tatsächlich will.

Für Marie waren Zyklus, Rhythmus und Takt wesentliche Elemente in der Wahrnehmung von Zeit und Raum. Wann beginnt etwas Neues und wann endet gleichzeitig Altes? Wann ist der Start, die Reifung, der Höhepunkt und das Auslaufen eines Zyklus? Wie nimmt man Rhythmus, Takt und Pulsierung in einem Ablauf wahr?

Gefühlte Schwingung von gefühlter Energie ist für Marie Zeit. Je höher sie die Schwingung und ihren Rhythmus als Zeitabfolge mit Puls und Takt wahrnahm, umso wichtiger waren ihre inneren Strukturen. Ob der Puls nun flach oder intensiv war – Marie nahm ihn schlicht wahr. So konnte es kein Stakkato an Terminen geben. Kein Leistenmüssen, kein Gedrängtsein. Damit war es Marie viel mehr als den meisten Menschen möglich, Dinge wahrzunehmen, die über die programmierten fünf Sinne hinausgingen.

Diese Fähigkeit im Umgang mit Rhythmus, Takt und Pulsierung ermöglichte ihr die höchstindividuelle Ausdehnung, die Entfaltung. So ging sie dem Leben entgegen und konnte es gemeinsam mit dem Leben gestalten – nach ihrem Geschmack und ihren Wünschen. Ja, im Außen gab es Krisen und Umbrüche, doch Marie hatte selbst derart viele Umbrüche und krisenhafte Momente, also Wendepunkte in ihrem Leben erlebt, dass sie kaum etwas erschütterte und von ihrem Weg abbringen konnte, selbst wenn die Menschheit an einer Epochengrenze stand und zeitweise vollkommen ausflippte. Marie beobachtete und nahm wahr. Doch sie beteiligte sich kaum, denn ihr Weg und jener des Kollektivs waren nicht der gleiche Weg. Das war der Luxus des Originalseins. Das war der Luxus, sich selbst zu sein und damit Freispielerin zu sein.

Ihr Leben war zum Wandel geworden, zu einer durchgängigen Schöpfung und Komposition der Freispielerin. Sie war durch diese Erkenntnisse und ihre Annahme im eigenen Leben frei und leicht eingebunden im unaufhörlichen Werden und Vergehen. Es braucht dazu unabdingbar die Balance aus Bewegung und Ruhe. Diese Harmonie liebte Marie.

Dafür suchte und fand sie immer wieder Räume, seien sie real, seien sie erdacht – oder gar beides, denn auch das gab es in Maries Leben.

Glastonbury war für Marie seit Jahren einer dieser Sehnsuchtsorte, die sowohl real als auch erdacht waren. Kaum ein Ort zeigt deutlicher die Vielschichtigkeit des Bewussten und des Unbewussten – in der Landschaftsform, in konkreten Orten, im Energetischen. An diesem Ort wird der Nebel, die Maya, der Schleier des Vergessens, die Trennung zwischen Bewussten und Unbewusstem deutlich. Dem Unbewussten kommt in Glastonbury eine wesentliche Bedeutung, weil es mehr und mehr bewusst wird. Es dringt ins Sichtbare, ins Wahrnehmbare und entfaltet sich. In Glastonbury zeigt sich wie kaum an einem anderen Ort das globale Weibliche, das so deutlich präsent ist. Hier erkennt man es auch im Rhythmus der Erde in ihrer Vielschichtigkeit, im sog. Jahreskreis, der immer beiden Geschlechtern Raum gibt. Energien, ihre Schwingung, ihre Pulsierung, ihre Taktung und ihr Rhythmus zeigen sich mit voller Kraft und in ganzer Schönheit.

Gleichzeitig kann man sehr einfach, wenn man bereit ist, zwischen Bewusstseinszuständen, zwischen Wahrnehmungsebenen, die alle gleichzeitig existieren, sich hin und her bewegen. Damit komplettiert man und das innere Bild und erahnt Möglichkeiten, die einem am eigenen Weg weiterhelfen. Glastonbury ist nicht der einzige Ort, wo dies einfach möglich ist. Doch er ist Maries höchstpersönliche Wahl. Hier konnte sie Raum in ihrem Herzen und im kosmischen Herz nehmen.

Im Wechsel von Bewusstseinsebenen war Marie mittlerweile besonders geübt. Schon am Weg mit Maria Magdalena durch das Labyrinth in die innere Einheit zeigte sich, wie leicht sie zwischen Wahrnehmungsebenen umschalten konnte. Neue Bewusstseinszustände eröffneten sich, da Marie in der Lage ist, Bewusstseinszustände rasch zu wechseln. Mittlerweile hatte sie diese Fähigkeit perfektioniert. Damit konnte sie hinter die Maya, den Schleier des Vergessens, der über Jahrhunderte bestand, blicken. So erhielt sie Informationen oft deutlich früher als das Kollektiv. So war sie in der Lage, ihr Leben entsprechend zu gestalten und segelte mit dem Wind und den Wellen.

Zudem war im Laufe der Jahre aus vielerlei Gründen der Nebel, der Schleier des Vergessens zwischen Wahrnehmungsebenen um vieles dünner geworden. Wer dahinter blicken und auch dahinter gehen wollte, der konnte dies tun. Die Möglichkeit stand jedem offen. Doch damit musste man verantwortungsvoll umgehen können. Das erforderte Wissen und Weisheit in einer speziellen Verbindung, viel Übung und ein sehr gut trainiertes Unterscheidungsvermögen, denn man konnte vielen Chimären und Möchtegernveränderern aufsitzen. Wann immer ein Guru damit öffentlich prahlte, wusste sie – der hatte noch nie wahrlich hinter den Schleier geblickt. Wann immer sich einer aufgestiegener Meister nannte, wusste sie, dass er keinerlei Ahnung hatte und nette Etiketten, die sich gut verkauften, benutzte.

Marie war sich ihrer besonderen Verantwortung auf dieser Reise als befreiter Mensch mehr denn je bewusst. Sie war bereit für diese Reise.

Glastonbury, Maries Sehnsuchtsort, tauchte immer wieder in Maries Leben auf. Dabei folgt sie einem inneren Impuls, ist dabei absichtslos und lässt sich führen; sie ging und geht nach wie vor ihren Weg gemäß ihrem kosmischen und irdischen Auftrag als anthropos. So lässt sie sich immer wieder in den Kosmos und in sich selbst einweben.

Daher war die Reise nach Glastonbury ein von ihr langgehegter Wunsch, den sie sich nun endlich erfüllte.

Doch wo lag dieser Sehnsuchtsort, um den sich so viele Geschichten rankten? Glastonbury liegt gute drei Stunden mit dem Zug von London entfernt im Südwesten Englands. Man kann es sowohl mit dem Auto als auch dem Zug und mit Bussen erreichen.

Die Landschaft erzählt eine Geschichte, eine Geschichte über Summer Settlement, über Somerset, wie diese Landschaft genannt wird. Es ist Marschland, das die Gegend rund um Glastonbury kennzeichnet. Vor langer Zeit war dieser Raum überflutet. Heute sieht man noch einiges davon, wenn man die umgebende Landschaft genau beobachtet. Der Ort sticht zwischen dem Land und dem Marschgebiet hervor.

Hinter dem Schleier des Vergessens, da zeigen sich ganz andere Welten. Es liegt ein Hauch von Mystik über dem Raum. Die Landschaft mit den speziellen Lichtspiegelungen, den sanften Hügeln, dem vielen Grün und der so speziellen Schönheit. An nebeligen Tagen erhält man eine Vorstellung, wie es gewesen sein mag, als Glastonbury noch eine Insel war, die Glasinsel. Dies ist nur eine der Namenszuschreibungen. In der Vielfalt der Benennung von Namen und historisch-mystischer Figuren spiegeln sich auch die Möglichkeiten wider, die Glastonbury bietet – wenn man dafür offen ist.

So ist auch Avalon, das mystische Königreich, mit Glastonbury eng verbunden. Die Apfelinsel, der mystische Ort aus dem Sagenkreis um König Artus. Hier zeigt sich wieder diese tiefe Sehnsucht, dem anderen zu begegnen, hinter den Vorhang zu blicken und sich neu zu orientieren. Zudem wird Josef von Arimathäa eine enge Verbindung zu Glastonbury nachgesagt. Die Verbindung mit Jesus/Isa und Maria Magdalena, die historisch nicht erwiesen ist, zeigt sich dennoch. Wohl auch, weil es viele Formen von Wahrnehmung gibt. Es kommt auf die vielfältigen Ohren und Augen an.

Avalon … der Apfel war das Symbol, das keltische Könige von der Göttin erhielten, um ihre Unsterblichkeit zu dokumentieren. Er stand auch symbolisch für die Hochzeit zwischen dem König von Britannien und der Göttin des Landes. Teilt man den Apfel, dann zeigt sich das magische Pentagramm. In ägyptischen Hieroglyphen stand die Erde für die verborgene Gebärmutter der Unterwelt. Avalon galt daher auch als Platz der Transformation, als Ort für Geburt und Wiedergeburt, für das Weibliche und ihre Sinnlichkeit.

Im Winter war die Insel Avalon vom Wasser der Flut umgeben. So wurde sie zur mystischen Westlichen Insel des Todes. Es war ein Portal nach Annwn, der Unterwelt der Götter. Hier warteten die Seelen auf ihre Wiedergeburt.

Glastonbury steht in einem engen Zusammenhang mit der keltischen Anderswelt. In dieser Ander(s)welt leben mystische Wesen. Sie liegt unmittelbar neben der vertrauten Welt der Menschen in Hügeln, auf Inseln und am Grunde von Seen und des Meeres angesiedelt. Der Zugang, beispielsweise durch Höhleneingänge, ist den Normalsterblichen nur unter Einhaltung bestimmten Bedingungen – mit oder ohne Einverständnis der Andersweltbewohner – gegeben. Für die Kelten war die Anderswelt etwas völlig Natürliches, das zum Alltagsleben gehörte. Es gab auch keine Trennung wie wir sie heute kennen. Es ist immer derselbe Atmen, der alle Welten regiert – ob hier, ob in der Anderswelt. In diese Anderswelt konnten nicht nur Götter und Helfer sein, sondern auch Menschen war dies möglich, sei es im Verlauf ihres diesseitigen Lebens oder danach. Leben erhält damit einen anderen Geschmack als er uns heute vertraut ist.

Der keltischen Vorstellung ist demgegenüber ein nach dem Tode jedem Menschen zugängliches oder gar auf ewig zugewiesenes Totenreich fremd. Es gibt auch keine Belohnung oder Strafe im Jenseits. Man glaubte eher an bestimmten Zyklen und Abfolgen. Es gab Übergänge in andere Daseinsformen innerhalb der diesseitigen Welt, wobei auch Bäume und Pflanzen eine wichtige Rolle spielten.

Die Erwähnung der Anderswelt in keltischen Mythen ist dabei wesentlich häufiger und gewichtiger als in den Mythologien angrenzender Kulturkreise. Im Keltischen wird ein reger Kontakt zwischen dem Irdischen und dem Mythischen betont. Es gibt kaum die übliche Trennung zwischen Menschen, Heroen, Ahnen und Göttern und auch nicht zwischen dieser und der Anderen Welt.

Nach keltischer Vorstellung gibt es Schwellenorte, wo ein Übergang oder eine Verbindung der Welten möglich ist. So kommen sie sich in zyklischen Abständen an bestimmten Schwellenzeiten besonders nahe, was Chancen, jedoch auch Gefahren mit sich bringt, blickt man doch Abgründe, die man vielleicht nicht sehen wollte.

Diese Verbindung zwischen Wahrnehmungsebenen ist in Glastonbury sehr stark. Auch die Verbindung von Raum und Zeit, die sich an diesem Ort wie in einem Vexierspiegel darstellt, gilt als besonders kraftvoll.

Kurzum: In Glastonbury und Avalon treten das Irdische und Kosmische in eine natürliche Verbindung. Kymrische Legenden, irische und keltische Mythen und gallisch-indogermanische Wurzeln verweben sich in und an diesem Ort, sodass es unmöglich ist, sich seiner Energie zu entziehen.

Heute sind die Gewässer und die aus der Flut entstehenden Seen, die ehemals die Westliche Insel umgaben, trockengelegt. Die Meeresküste liegt in einiger Entfernung im Westen. Die Wiesen sind heute grün und saftig und von Flüssen und Kanälen durchzogen.

Und doch … der Mythos Glastonbury hat alles überlebt. Er ist es wert, sich näher damit auseinanderzusetzen. Das wollte Marie tun.

Und so begann Maries Reise, die schon vor Jahren in ihrem Inneren begonnen hatte, nun auch Form und Gestalt anzunehmen. …

Die Freispielerin und der Findende

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