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Tag 6: Bernhard wartet auf den Nikolaus II
ОглавлениеEs war der sechste Dezember als Bernhard seine Augen um sechs Uhr fünfundvierzig aufschlägt. Wie jeden Schultag, so auch am heutigen Donnerstag, klingelte der Wecker und machte ihn wach. Bernhard hatte jetzt nur noch eine knappe halbe Stunde, ehe er zum Schulbus musste. Als er seine Augen langsam öffnete und den Wecker suchte, um ihn auszuschalten, dachte er nur, warum der blöde Wecker jetzt schon klingeln müsse. Hätte dieser nicht noch eine Stunde warten können?
Doch dann fällt Bernhard auf, dass er dann ja zu spät zur Schule kommen würde. Seine Klassenlehrerin würde bestimmt wieder Schokoladennikoläuse verteilen. Nikoläuse! Es fiel ihm schlagartig wieder ein. Er wollte doch die ganze Nacht wach bleiben, um den Nikolaus zu erwischen. Er musste irgendwann abends wohl doch eingeschlafen sein. Wieder einmal hatte er es nicht geschafft, bis zum Nikolaus wach zu bleiben. Bernhard schmiss sofort seine Bettdecke weg und rannte aus seinem Zimmer. Neben der Tür sah er seine Stiefel.
Während sie gestern Abend noch leer und ohne Inhalt dort standen, waren sie heute randgefüllt. Bernhard drehte seinen Stiefel um, und das Süße verteilte sich auf den Boden vor seinem Zimmer. Goldbärchis und Schokolade verschiedenster Art waren darin zu finden. Bernhard konnte es nicht lassen: Er öffnete eine Tüte Goldbärchis und naschte einen nach dem Anderen. Zwischendurch entkleidete er einen Nikolaus und nahm ein paar Happs von der Vollmilchschokolade.
Erst danach fiel ihm ein, sich fertig für die Schule zu machen. Mit dem angebissenen Nikolaus in der Hand ging er zurück in sein Zimmer, suchte sich die Kleidung für den heutigen Tag aus und verschwand im Badezimmer. Nach getanem Waschgang ging er nach unten, wo seine Eltern schon längst mit dem Frühstück warteten.
Nachdem er seine zwei Toastbrotscheiben mit Schokoladenaufstrich verputzt hatte, ging Bernhard sich die Zähne putzen und verschwand dann aus dem Haus. Knapp zwanzig Minuten später kam er an seiner Schule an, und tauschte sich mit seinen Schulkameraden aus, was Sie so alles bekommen hatten.
Anders als Bernhard gab es für sie nicht so viel Süßes. Eine Tafel Schokolade oder ein Nikolaus aus Schokolade mussten reichen. Dafür bekamen aber alle anderen einige Euros in die Stiefel gesteckt. Bernhard fand Geld doof. Zu mindestens an Weihnachten. Weihnachten sei das Fest der Liebe und der Familie. Wie könne man da Geld verschenken? Nein, Bernhard war mit dem Süßen zufrieden, und er hoffte er würde auch an Weihnachten kein Geld bekommen. Wozu auch? Er möchte einen Spielzeugkran haben, mit dem er am Heiligen Abend und den zwei Weihnachtsfeiertagen spielen kann. Geld würde ihm da sowieso nichts bringen. Schließlich haben an diesen drei Tagen die Geschäfte geschlossen. Während Bernhard also spielen kann, müssen seine Schulkameraden sich die Zeit anders vertreiben. Das Geld wird sich ja nicht in Spielsachen verwandeln, wenn kein Geschäft offen hat. Dachte sich Bernhard.
Nachdem er erfahren hatte, was die anderen in ihren Stiefeln hatten, klingelte es auch schon, und man machte sich zum Klassenraum auf. Dort begrüßte Bernhards Klassenlehrerin alle Schüler mit einem Schokoladennikolaus. Auch sie wollte nun wissen, was die Schüler in Ihren Stiefeln hatte, und so musste jeder Schüler den Inhalt seiner Stiefel preisgeben.
Anschließend wurde noch ein kleines Weihnachtslied gesungen und die Lehrerin ging zum normalen Unterricht über.