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Wenn’s hilft, macht euch einen Spicker!

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Es stehen einmal wieder Klausuren an. Den Schülern und Schülerinnen gefällt es natürlich nicht. Nach ihren Meinungen könnten Klausuren auch ausfallen. Dafür bekommt dann jeder eine Eins.

Das funktioniert natürlich nicht. Für das Nichtstun eine Eins zu vergeben ist Blödsinn. Dann können die Zensuren auch gleich abgeschafft werden. Nein. Zensuren sind nicht schlecht. Objektiv vergeben erlauben sie eine Vergleichbarkeit der Schülerinnen und Schüler. Wie sollte sonst jemand erkennen, wie gut er ist? Woher weiß ein Schüler oder eine Schülerin, dass sie gut in Deutsch ist? Nur weil sie es sagen? Das soll reichen? Das reicht nicht.

Noten müssen sein. Klar können wir uns darüber streiten, ob es Noten zum Weiterkommen geben muss. Doch sollte jeder Schüler egal mit welcher Note weiterkommen? Das würde doch zweitens bedeuten, dass der Schüler oder die Schülerin in einem Jahr Probleme hat. Im folgenden Jahr würden die Probleme doch größer werden. Oft bauen später folgende Schulfächer auf das Wissen von vorherigen Schulfächern auf. Wer also schon am Anfang Probleme hat, wird später auch nicht mehr mitkommen. Lieber noch einmal das Grundwissen vertiefen. Dann klappt es vielleicht auch mit dem Aufbauwissen. Erstens würden die Schülerinnen und Schüler dann wohl gar nichts mehr machen. Da die Note für die Versetzung egal ist, müssen sie auch nichts weiter tun, als in die Schule gehen und sich hinsetzen. Soll das wirklich so sein?

Ich glaube nicht. Zensuren haben ihre Daseinsberechtigung. Tests und Klausuren auch. Irgendwie muss das Wissen der Schüler und Schülerinnen abgefragt werden können. Wenn alle Schülerinnen und Schüler eine schlechte Note erzielen, dann muss die Lehrkraft wohl noch einmal nachsitzen. Wenn eine gesamte Klasse den Stoff nicht versteht, dann muss die Lehrkraft einen Fehler gemacht haben. Sollten aber einige Schüler und Schülerinnen eine gute Note bekommen haben, dann liegt es wohl eher an den schlechten Schülerinnen und Schülern. Dann müssen wohl sie nachsitzen.

Wer in einer Klausur bestehen will, der muss in den meisten Fällen lernen. Nur wenige Schüler und Schülerinnen können es einfach so. Ich gebe vor den Klausuren den Schülerinnen und Schülern immer wieder Tipps. Oft nenne ich ihnen die Themen, die dran kommen sollten. Ich nenne natürlich nicht die Fragen oder gebe ihnen schon vorher die Aufgaben.

Vor jeder Klausur sage ich auch immer wieder meinen Standardsatz: „Wenn’s hilft, macht euch einen Spicker!“ Die Schüler und Schülerinnen, die den Satz zum ersten Mal hören, glauben dann, dass bei mir Spicker erlaubt sind. Das sind sie natürlich nicht.

Den Tipp mit dem Spickermachen gebe ich aus folgendem Grund: Die Schülerinnen und Schüler müssen dazu erst einmal den Stoff wiederholen. Sie müssen sich das Wichtigste merken und komprimiert auf den Zettel unterbringen. Platz, um Romane zu schreiben, gibt es nicht. Wer zudem keine guten Augen hat oder ziemlich groß schreibt, der muss das Wissen noch stärker komprimieren. Diese Schüler und Schülerinnen lesen sich den Lernstoff dann mehrmals durch. Eventuell schreiben sie auch mehrere Spicker, weil auf dem ersten Spicker kein Platz mehr ist und sie zu viel aufgeschrieben haben. Dann lesen die Schülerinnen und Schüler noch einmal den Lernstoff und streichen etwas, was nicht auf den Spicker kommen soll. So vertiefen die Schüler und Schülerinnen den Lernstoff und prägen sich ihn besser ein. Das soll dann gut für ihr Ergebnis in der Klausur sein.

Manche Schülerinnen und Schüler haben den geschriebenen Spicker dann wirklich benutzt. Pech für sie. Für das Spicken gab es eine Sechs. Wenn ich am Anfang der Klausur es bemerkte, war ich selten streng. Ich nahm den Spicker weg und der Schüler oder die Schülerin konnte die Klausur fortsetzen. Am Anfang konnte ich ja noch davon ausgehen, dass der Spicker kaum benutzt wurde. Spätestens nach zehn Minuten war Schluss. Dann brauchte ich den Spicker nicht mehr wegnehmen. Ich nahm der Schülerin oder dem Schüler die Arbeit weg. Note Sechs. Damit musste der Schüler oder die Schülerin dann leben. Selber Schuld.

Titus Schulgeschichten III

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