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2.3 Pädagogische Grundbegriffe und
wissenschaftliches Verstehen

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Begriffe als Teile einer Ordnung

Mit Begriffen binden wir unterschiedliche Überlegungen und Vorstellungen zusammen. Zum Beispiel ist der Begriff des Menschen eine Bestimmung, in der unterschiedliche Merkmale durch Abstraktion vom konkreten Einzelmenschen zu einem Begriff zusammengefasst werden. Begriffe haben die Funktion, etwas als etwas zu bestimmen, gleichwohl manchmal auch ihre Unbestimmtheit und Offenheit dazugehören. Dennoch sollte ein Begriff möglichst präzise ein Phänomen beschreiben und sich darin von anderen Begriffen mit anderen Inhalten abgrenzen. Begriffe sind daher immer auch Teile einer Ordnung, weshalb die Einheit „Begriff“ – losgelöst von Theorien und Ordnungen – nicht zu denken ist. Doch wie unterscheiden sich nun Grundbegriffe von „bloßen“ Begriffen?

Die Grundbegriffe der Pädagogik sind zentrale ordnungs- und sinnstiftende Kategorien der Theoriebildung und gelten als semantische Einheiten. Sie sind Begriffe, die in der Wissenschaft selbst nicht mehr abgeleitet werden und bilden also einen Grund, von dem nachfolgend ausgegangen wird. So gibt es eine Reihe von pädagogischen Begriffen, deren Sinn z.B. auf Bildung zurückgeführt werden kann. Grundbegriffe sind einer Achse vergleichbar, um die sich eine Wissenschaft dreht, ohne dass die Achse fixiert würde. Vielmehr bestimmen die Bewegungen um diese Achse, diese als feststehend (vgl. auch WITTGENSTEIN 1971, S. 48). Pädagogische Theorien, Modelle und Forschungen kreisen um diese Grundbegriffe, deuten sie, beziehen sie auf die Praxis oder machen sie zum Gegenstand neuer Untersuchungen. Die Grundbegriffe ordnen ein Fach und lassen in ihrer Unabschließbarkeit Raum für offene Fragen.

Grundbegriff und Theorie

Grundbegriffe werden in Theorien ausgelegt und erörtert. Theorien sind schöpferische Leistungen und machen den Kern der Wissenschaften als sinnvolle Deutungen von Zusammenhängen aus. Die großen Wissenschaftler der Geschichte haben allesamt nicht nur Fakten gesammelt, sondern theoretisch, also konstruktiv gearbeitet (vgl. CASSIRER 1944/22007, S. 334f.).

Begriff der Theorie

Wie viele Begriffe, ist auch der Begriff der Theorie griechischen Ursprungs. Theoria heißt, etwas aus der reflexiven Distanz zu betrachten und zu erkennen. Theorien erlauben uns einen kritischen Abstand und ermöglichen uns eine neue Sicht. Es gibt keine theorielose Welt, denn „was wir ein Faktum nennen, muß immer schon in irgendeiner Weise theoretisch orientiert“ (CASSIRER 1929/21954, S. 47) sein. Die Welt wird also mit Begriffen und Vorstellungen geordnet und interpretiert, kurzum: Mit Theorien deuten und erkennen wir unsere Welt, stiften Sinn und Zusammenhänge.

Meinen, Glauben, Wissen

Theoretisch fundiertes Wissen muss stets intersubjektiv sein. Um das zu verdeutlichen gilt es, Meinen, Glauben und Wissen voneinander zu unterscheiden. Welchen Anspruch stellen wir, wenn wir meinen, etwas sei wahr? Wir sind uns in diesem Falle nicht ganz sicher, ob etwas so ist, wie wir annehmen und erwarten auch nicht vom anderen, dass er unserer Überzeugung zustimmt. Wenn wir fest daran glauben, dass etwas sich so und nicht anders verhält, sind wir subjektiv von unserer Wahrheit überzeugt, können aber nicht den Anspruch stellen, dass jedermann unsere Überzeugung teilt. Sobald wir dagegen behaupten, etwas zu wissen, sind wir nicht nur subjektiv gewiss, sondern stellen den Anspruch, dass jeder andere es genauso sehen sollte.

Die Unterscheidung von Meinen, Glauben und Wissen stammt von Immanuel Kant (1724–1804), und zwar aus seinem Werk „Kritik der reinen Vernunft“ (1781/1787):

„Das Fürwahrhalten, oder die subjektive Gültigkeit des Urteils, in Beziehung auf die Überzeugung (welche zugleich objektiv gilt), hat folgende drei Stufen: Meinen, Glauben und Wissen. Meinen ist ein mit Bewußtsein sowohl subjektiv, als objektiv unzureichendes Fürwahrhalten. Ist das letztere nur subjektiv zureichend und wird zugleich für objektiv unzureichend gehalten, so heißt es Glauben. Endlich heißt das sowohl subjektiv als objektiv zureichende Fürwahrhalten das Wissen. Die subjektive Zulänglichkeit heißt Überzeugung (für mich selbst), die objektive, Gewißheit (für jedermann).“ (KANT 1781/62005, S. 852)

Wir haben es in der Pädagogik mit einem Wissen zu tun, das den Anspruch stellt, in einem „space of reasons“ (SELLARS 1963, S. 169) begründet zu werden. Die Pädagogik als Wissenschaft baut also nicht auf Meinen oder gar Glauben, sondern auf begründbare Einsichten und Urteile auf.

Grundbegriffe der Pädagogik

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