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2. Die Entwicklungsphasen des Werks

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Das Frühwerk bis zur Entlassung vom Theater 1785

Dissertationen, frühe Gedichte und die ersten Dramen

Obwohl aus germanistischer Sicht gern der Buchmarkt in den Vordergrund gestellt wird, entwickelte sich das Werk von Friedrich Schiller entlang seinen Lebensstationen, die sich immer mehr oder weniger in der Nähe von wichtigen Theatern befanden. Von einigen Frühschriften und den Dissertationsschriften Über den Zusammenhang der tierischen Natur des Menschen mit seiner geistigen, Über die Freiheit und Moralität des Menschen und Über den Unterschied der entzündlichen und faulen Fieber abgesehen, arbeitete Schiller an seinem Theatertext Die Räuber, den er bereits vor dem Verfassen der akademischen Qualifikationsschriften in eine erste Form brachte. Er schrieb auch schon Gedichte, unter anderem die bekannt gewordenen Oden an Laura (1781). Die Räuber werden mit dem Sturm und Drang und damit mit der Opposition gegen Ideen der Aufklärung in Verbindung gebracht, vor allem in der Figur Karl spiegelt sich der auf das Ich bezogene Drang nach Freiheit und Größe, die Dramaturgie orientiert sich offensichtlich an Shakespeare. Aufgrund des breiten Erfolgs motivierte der Intendant des Mannheimer Theaters Dalberg Schiller dazu, den Stoff des Fieskos zu dramatisieren. Dem folgten bis zu seinem Tod meist mehr oder weniger Angebote und Anregungen, gewisse Stoffe für die Bühne zu schreiben. Bekannt geworden ist Schiller unzweifelhaft durch das Theater, obwohl er durchaus Ambitionen hatte, auch als Lyriker geachtet zu werden. Hierzu veröffentlichte er seine Anthologie auf das Jahr 1782, wobei er sich noch erkennbar an Schubart und Klopstock orientierte. Schillers zweites Stück ereilte das typische Schicksal des zweiten Werkes, der Fiesko war eine Enttäuschung und wurde in Mannheim bereits nach drei Aufführungen abgesetzt. Sein drittes Stück Kabale und Liebe, dezidiert in der Tradition des bürgerlichen Trauerspiels geschrieben mit der Absicht, höchstes Mitleid zu erregen, wurde hingegen vom Publikum gut aufgenommen. Mitte der 1780er Jahre probierte Schiller dann Verschiedenes aus, er arbeitete am Don Karlos, schrieb Gedichte wie An die Freude (1786) und die Erzählung Verbrecher aus Infamie (1786), die später den Titel Der Verbrecher aus verlorener Ehre (1792) bekam. 1784 hielt er seinen berühmten, für die Kultur des Deutschen Theaters höchst wichtigen Vortrag Die Schaubühne als moralische Anstalt betrachtet.

1785 – 1796 Mittlere Jahre und theoretische Periode

Historische Schriften

Durch die Arbeit am Don Karlos kam Schiller immer mehr mit der Geschichte und der Geschichtsschreibung in Berührung, sodass sein Interesse hierfür immens wuchs. Insbesondere die hundert Jahre zwischen 1550 und 1650, die Zeit des Don Karlos, des Befreiungskampfes der Niederlande gegen die Spanier, der Maria Stuart und des Wallenstein, die Zeit des Dreißigjährigen Krieges und des mit Shakespeares Stücken für Schiller relevanten Elisabethanischen Zeitalters waren sein Spezialgebiet. Im Vergleich mit Freunden, etwa mit Körner, sah sich der ausgebildete Mediziner Schiller im Hintertreffen, was sein historisches und philosophisches Wissen betraf. Dies motivierte ihn dazu, eine neue Richtung einzuschlagen. Er schrieb an Ludwig Ferdinand Huber, einen Leipziger Freund: „Mein Herz ist zusammengezogen, und die Lichter meiner Phantasie sind ausgelöscht. Sonderbar, fast jedes Erwachen und jedes Niederlegen nähert mich einer Revolution einem Entschluße um einen Schritt mehr, den ich beinahe als ausgemacht vorhersehe. Ich bedarf einer Krisis – die Natur bereitet eine Zerstörung, um neu zu gebären.“ (NA 24, 51) 1787 erschien dann das dramatische Gedicht Don Karlos.

Zudem schrieb er in Weimar stetig an seiner historischen Abhandlung Abfall der Niederlande, die 1788 veröffentlicht wurde, sodass die Zeit zwischen 1787 und 1792 als die Periode seiner Geschichtsstudien betrachtet werden kann. 1788 wendete sich Schiller der Antike zu, er las unter anderem Goethes Iphigenie. Auch mit den Klassikern der griechischen Antike, unter anderem mit Homer, Sophokles und Euripides, beschäftigte er sich in dieser Zeit, die Kenntnisse flossen in sein Gedicht Die Götter Griechenlands (1788) ein. Um sein Einkommen aufzubessern, schrieb er von 1787 bis 1789, wenn auch widerwillig und letztlich das Unternehmen nicht zu Ende bringend, an dem Roman Der Geisterseher. 1789 trat er seine Universitätsstelle als unbesoldeter Professor an und ließ seine Antrittsvorlesung Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte? noch im gleichen Jahr drucken. Die Geschichte des Dreißigjährigen Krieges wurde als weitere bedeutende historische Schrift 1792 abgeschlossen. Bereits in seinem Gedicht Die Künstler wies Schiller darauf hin, dass sich die zeitgemäße Entfremdung in der Freiheit auf einer höheren Ebene wieder durch eine Steigerung des ästhetischen Sinns ausgleichen lasse.

Theoretische Phase

1791 las Schiller intensiv Immanuel Kants Kritik der reinen Vernunft und die Theorie des menschlichen Vorstellungsvermögens von Karl Leonhard Reinhold, der in Jena lehrte und als Vorreiter des Idealismus sowie als Popularisator von Kant galt. Die Lektüre intensivierte sich 1792 und wurde durch das Studium von Kants Kritik der Urteilskraft ergänzt, sie ging u. a. auch in die Verfassung des Dialogs Kallias oder über die Schönheit ein, sodass erste Ergebnisse der Kantstudien der poetischen Arbeit Schillers direkt zugute kamen. Ab 1793 verfasste Schiller seine berühmten Briefe über die objektiven Gesetze der Schönheit, die er an den Herzog richtete. Sie wurden 1795 in der Zeitschrift Die Horen unter dem Titel Über die ästhetische Erziehung des Menschen in einer Reihe von Briefen veröffentlicht. Die Horen waren eine literarische Monatszeitschrift, die ab 1795 von Cotta herausgegeben wurde, deren Reichweite aber schon im ersten Jahr nicht groß war und deren Erscheinen 1798 wieder eingestellt wurde. Die Theorie, die Schiller in den Briefen vorstellte, war als denkbare Alternative zur Entwicklung der Französischen Revolution gedacht, denn Schiller wollte am Ideal der Vernunft durchaus festhalten, zu diesem sollte der Mensch jedoch erst erzogen werden. 1793 erschienen auch die ästhetischen Abhandlungen Über Anmut und Würde und Über das Erhabene, 1795 dann Über das Naive.

1796 bis zu Schillers Tod 1805

Zusammenarbeit mit Goethe, Balladenjahr, späte Dramen

schrieben Goethe und Schiller ihre bekannten Epigramme, die Xenien, die sie im von Schiller herausgegebenen Musenalmanach veröffentlichten. Währenddessen arbeitete Schiller weiter an seinem Wallenstein. Im Jahr 1797, das man heute als sein „Balladenjahr“ bezeichnet, erschienen im Musenalmanach seine berühmten Balladen Der Taucher, Der Ring des Polykrates und Die Kraniche des Ibykus, begleitet von der theoretischen Abhandlung Über naive und sentimentalische Dichtung. 1798 wurde mit dem Prolog Wallensteins Lager das Weimarer Theater eröffnet. Kurz darauf erschienen Die Piccolomini und Wallensteins Tod, danach wollte sich Schiller, wie er 1799 an Körner berichtete, „für die nächsten 6 Jahre ganz ausschließend an das dramatische halten“ (NA 30, 80). Von den Romantikern belächelt, konnte man um 1800 das Lied von der Glocke lesen. Der Jenaer Kreis um Schlegel kritisierte zudem, wie auch Herder und Wieland, das Stück mit dem größten inhaltlichen Bezug zur Shakespeare-Zeit, Maria Stuart. Überhaupt war Schiller nun, was die Dramatik betraf, höchst produktiv; 1801 stellte er Die Jungfrau von Orleans fertig, 1802 Die Braut von Messina. Bis 1804 arbeitete er noch an seinem höchst erfolgreichen Wilhelm Tell, dessen Idee und Anregung von Goethe ausgingen. Das Trauerspiel Demetrius konnte Schiller nicht mehr vollenden.

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