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Trance
ОглавлениеLouisa rannte nicht mehr.
Sie schwebte barfüßig über einer Wiese, die sich, mit Sonnenblumen übersät, schier endlos erstreckte. Ihre Fingerspitzen tauchten durch Wolken hindurch und ihr Mund versuchte, den Sonnenschein in sich aufzunehmen. Plötzlich kam sie der Sonne zu nah und ihre Flügel verbrannten. Sie fiel hinab in dunkelblaues Wasser und schwamm inmitten eines Schwarms Delphine. Tauchte in kreisenden Bewegungen hinab bis auf den Grund und ließ sich von der Strömung treiben. Etwas Kaltes schlug an ihr Gesicht.
Jäh aus ihren Phantasien gerissen, fand sich Louisa zusammengesunken am Boden des Tunnels wieder. Blut lief ihr aus der Nase. Sie befühlte es mit den Fingern, da ihr jegliche Sicht genommen war. Sie war in Trance geraten und letztlich mit dem Gesicht auf den Steinboden geknallt. Ihre Lippen fühlten sich taub an. Sie versuchte, sich aufzustemmen. Es misslang.
Der Schmerz hatte sich bis in ihre Arme und Beine ausgebreitet. Sie ließ sich fallen. Sie fühlte, wie Verzweiflung von ihr Besitz ergriff. Sie kämpfte dagegen an. Sie biss die Zähne zusammen und versuchte, ihren Körper unter Kontrolle zu bekommen. Ihre Hände hatten sich zu Fäusten verkrampft und schlugen auf den Boden ein. Wieder versagten ihr die Muskeln. Sie rollte sich auf den Rücken und schloss die Augen.
Ihrem Atem zuhörend, dem Schlagen ihres Herzens lauschend und auf das Rasen ihres Pulses sowie den sich langsam entspannenden Körper achtend lag sie da. Ohne einen Gedanken zu fassen. Ohne darüber nachzudenken, ob es gut war. Sie fühlte. Sie war bei ihrem Körper. Endlich hatte sie sich wieder. Es fühlte sich gut an. Es fühlte sich richtig an.