Читать книгу Geschichten aus dem Tintenfass - Andreas Hoffmann - Страница 6
ОглавлениеProlog
Plötzlich stand es vor mir auf dem Schreibtisch. Das alte, fleckige Tintenglas, verlangte nicht mehr vergessen zu sein, schaute mich stolz an, verhandelte:
„Werf mich nicht weg, du wirst es nicht bereuen.“ Ich erfüllte seinen Wunsch, und ab dem Zeitpunkt wurde alles anders.
Es spielte wundersame Trümpfe aus, schenkte mir Geschichten, Alte, Neue, Einheimische, Fremde, Traurige, Fröhliche, Tiefsinnige und Belanglose.
Mit jeder Erzählung begann ein verschwundenes Land zurückzukehren, breitete sich im Kopf aus, floss durch die Feder direkt auf das Papier. Die Geschichten wechselten einander ab, wie es Jahreszeiten gefällt, nur meine Prognose war im Voraus nicht möglich. Unerwartet fegte ein Sturm mitten hinein in die Gedanken, dann verschwanden alle Wolken und Sonne brachte das Gras zum Schwitzen.
Es war genug, eine Pause wurde nötig.
Das Tintenglas blieb auf seinem Platz und manchmal fühlte ich mich beobachtet. Dann redeten wir miteinander:
„Gedulde dich, das Schreiben geht bald weiter.“ Ja, es hörte auf mich.