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Raphael Georg Kiesewetter, Ahnherr der modernen Musikwissenschaft

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Raphael Georg Kiesewetter (1773–1850) ist neben seinem Berliner Zeitgenossen Carl von Winterfeld (1784–1852), ferner dem in Paris, später in Brüssel wirkenden französischen Kollegen Françoise-Joseph Fétis (1784–1871) sowie dem Direktor der Päpstlichen Kapelle in Rom Giuseppe Baini (1775–1844) der bedeutendste Musikhistoriker der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts1.

Seine 1834 in Leipzig beim führenden Musikverlag des deutschsprachigen Raumes Breitkopf und Härtel gedruckte Geschichte / der europaeisch-abendlaendischen / oder / unserer heutigen Musik. / Darstellung ihres Ursprunges, ihres Wachsthums und ihrer stufenweisen Entwicklung. / Von dem ersten Jahrhundert des Christenthums / bis auf unsere Zeit. / (zweite, durchgesehene und vermehrte Auflage, Leipzig 1846)2 ist die erste überhaupt, die den Zeitraum vom Beginn der modernen Zeitrechnung bis in die unmittelbare Gegenwart abschreitet.

Mit Kiesewetter haben wir es nicht nur mit einem musikalischen Universalhistoriker, sondern auch mit einem Menschen zu tun, der neben seinen verantwortungsvollen Aufgaben im Staatsdienst zu den einflussreichsten und bedeutendsten Persönlichkeiten im Musikleben Wiens der Schubert- und Beethovenzeit zählte. Heute wird er als die Zentralfigur der Musikszene im Wiener Vormärz bezeichnet3. Bevor man auf sein musikhistorisches Kompendium, das hier im Reprint vorgelegt wird, näher eingeht, erscheint es sinnvoll, die Persönlichkeit und das Wirken dieses Mannes etwas ausführlicher darzustellen.

Geboren als viertes von neun Kindern am 29. August 1773 in Holleschau in Mähren (heute Holešov in Tschechien) als Sohn des Arztes Alois Ferdinand Kiesewetter (1737–1793), der auch durch medizinisch-wissenschaftliche Arbeiten hervorgetreten ist, hatte er schon früh Gesangs- und Klavierunterricht erhalten. Ab seinem sechzehnten Lebensjahr widmete er sich verstärkt dem Studium der Querflöte, wurde jedoch von seinen Eltern zu einer Beamtenlaufbahn gedrängt. Er begann in Olmütz (heute: Olomouc, viertgrößte Stadt Tschechiens) mit dem Studium der Philosophie, schwenkte dann aber bald zum Studium der Rechte, das er ab 1792 an der Wiener Universität fortsetzte. Der frühe Tod seines Vaters mag einen Studienabschluss mit Promotion verhindert haben und so ging er bereits 1794 in den Staatsdienst. Zu seiner Wiener Studienzeit scheint er sich schon, zeitgenössischen Quellen zufolge, als Bassist, möglicherweise aber auch als Flötist, in musikalischen Kreisen der Kaiserstadt einen Namen gemacht zu haben.

Geschichte der europäisch-abendländischen Musik

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