Читать книгу Das verschenkte Kind - Andreas Mohr - Страница 8
ОглавлениеWo sind Mutter und meine Geschwister?
Als Dreijähriger hat man ja später nur noch Bruchstücke in Erinnerung und vor allem die Zeitfolge ist nicht so genau einzuordnen. Laut Erzählung meiner Tanten und Onkel wollte ich an diesem ersten Tag, und Tage später, nicht schlafen und habe immer nach meiner Mutter und meinen Geschwistern, vor allem nach Schwester Gerta, gerufen und konnte nicht verstehen, warum die nicht zu mir kamen, obwohl mir immer gesagt wurde: »Morgen kommen deine Mutter und Geschwister« oder »Wir gehen nach Strohn«, aber Mutter und Gerta kamen nicht, und wir gingen auch nicht nach Strohn.
Es war alles nur Beschwichtigung und Taktik, um mich zu beruhigen. In Wirklichkeit durften meine Mutter und Geschwister nicht zu mir kommen, weil ja sonst der Trennungsschmerz nie geendet und die Eingewöhnung in dem neuen Zuhause nie stattgefunden hätte. Man hat versucht, mich mit allen möglichen Annehmlichkeiten abzulenken. Ich hatte ein außerordentlich schönes Kinderbett mit Matratze, was damals schon sehr ungewöhnlich war. Auch das Essen und alles drum herum waren sehr gut und sollten mich fröhlich stimmen. Die Tanten waren sehr enttäuscht, dass ich das nicht so gewertet habe und haben mir immer wieder vorgehalten, wie glücklich doch mein Vorgänger, der verstorbene Bruder Aloys, bei den Tanten und beim Onkel im Haus Teuschen war. Dabei wurde nicht bedacht, dass mein Bruder Aloys als Sechswochenkind nach Gillenfeld kam und deshalb nicht diesen Trennungsschmerz hatte wie ich.