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Es war einmal …

… ein hässliches Entlein, das sich zum schönen stolzen Schwan entwickelte. – Wohl jeder kennt dieses Märchen vom hässlichen Entlein des dänischen Dichters und Schriftstellers Hans Christian Andersen. Ein einzelnes Schwanenei gerät unter Enteneier. Das vermeintlich siebte Entlein schlüpft als letztes, ist als einziges grau und mutet seltsam andersartig und unbeholfen an. So wird es zum Gespött seiner Umgebung, bis es davonläuft und sich versteckt. Der Sonderling ist von den wunderschönen Schwänen im Teich fasziniert, würde so gerne einer von ihnen sein. Dann, eines Tages, verlässt das hässliche Entlein seine Deckung und betrachtet überrascht das eigene Spiegelbild im Wasser. Und siehe da, es ist zu einem stattlichen Schwan herangereift, zu dem sich fortan all die anderen Schwäne gesellen.

Weshalb ich meine Biografie ausgerechnet mit diesem Märchen beginne? Sehr einfach, es bringt mein bisheriges Leben in gewisser Weise auf den Punkt. Ja, tatsächlich, ich war selbst einmal wie dieses hässliche Entlein – körperlich wenig attraktiv, von anderen verspottet und trotz liebender Familie irgendwie verloren. Nur wurde ich dann nicht durch die unsichtbar wirkenden Kräfte der Natur erlöst, sondern vor allem durch das mahnende Vorbild meines Vaters, meinen ausgeprägten Ehrgeiz und Wettbewerbsgeist sowie durch einen Mentor zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

Sobald ich einen erfolgversprechenden Weg für mich erkannt hatte, gab der Freigeist und Kämpfer in mir Vollgas, bis der Schwan zu voller Pracht erblüht war und ich die Öffentlichkeit mehr und mehr in meinen Bann zog. Vor allem wollte ich mir und meiner Familie ein sorgenfreies Leben ermöglichen und den wenigen handverlesenen Freunden falls nötig unter die Arme greifen können. Dabei wollte ich unbedingt mein eigener Herr bleiben – selbstbestimmt und unbeugsam, gleichzeitig aber auch bodenständig und zugänglich. Barfuß oder Lackschuh, wie man so schön sagt, bloß keine halben Sachen oder zu viele Zugeständnisse an Dritte. Nur leider Gottes liegt es in der Natur der Sache, dass hohe Ambitionen und Ehrgeiz früher oder später mit den eigenen Schwächen kollidieren. Zwangsläufig wird man mit inneren Dämonen konfrontiert, die auch auf der Erfolgsleiter weiter an einem nagen.

Im Jahr 2014 wurde ich zum „Mister Germany“ gekürt, „Der Bachelor“ war ich 2015 in der gleichnamigen TV-Show von RTL, gefolgt von „Bachelor in Paradise“ 2018. Gegen Yasin Cilingir stand ich meinen Mann im Jahr 2020 in „Das große SAT.1 Promiboxen“, direkt nach der TV-Reality-Show „Kampf der Realitystars – Schiffbruch am Traumstrand“ von RTL ZWEI, um ein Jahr darauf in „Die große Dschungelshow“ von RTL anzutreten. Die unterschwellige Angst vor dem Verlust des erlangten finanziellen Wohlstandes wollte trotzdem nie ganz das Feld räumen. Regelmäßig blickte mich im Spiegel noch dieses hässliche Entlein an, das ich einmal gewesen war. Meine verdammten Dämonen brachten mich noch eine ganze Weile dazu, wie ein Getriebener auf der Überholspur dahin zu rasen, bis Kritik vereinzelt sogar aus dem eigenen Bekannten- und Freundeskreis, selbst aus der Familie laut wurde. War ich wirklich dabei, mich zu meinem Nachteil zu verändern, meine Bodenständigkeit und Zugänglichkeit auf dem Altar des Showbusiness zu opfern? Dort hat man es ja besonders häufig mit missgünstigen Gesellen, Speichelleckern und falschen Freunden zu tun. – Apropos, kennen Sie den?:

Bist du ganz oben, dann wissen deine Freunde, wer du bist. Bist du aber ganz unten, dann weißt du, wer deine Freunde sind.

Also wann ist schlechte Kritik berechtigt, wann sind Lob und Respekt wahrhaftig? Kein Wunder, dass etliche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens paranoide Züge entwickeln.

Wie stand es also um mich? Dass ich von jeher schlecht mit nachteiliger Kritik umgehen kann, machte die Selbstreflexion nicht eben leicht. Auch nicht, dass ich in verschiedenen TV-Formaten sowie Print- und Onlinemedien gezielt in die Schublade des großmäuligen, unsensiblen Machos, Draufgängers und Egomanen gestopft worden bin. Bedingt virtuos bespielte man dort real existierende Charakterzüge wie die freche Schnauze, meinen Hang zu provokanter Ironie sowie den allzeit lauernden Rebellen und Kämpfer. Touché!

Zusammenfassend lässt sich sagen: Während der Aufstieg zum neudeutsch „Reality-TV-Star“ quasi über Nacht über längere Zeit eine große Herausforderung darstellte, lernte ich das „Spiel“ gleichwohl immer besser zu spielen, ohne mich darin zu verlieren. Es war wie ein ultimativer Charaktertest auf glattem Parkett, der mir da abverlangt worden ist. Immerhin bewegt man sich in einer Glitzerwelt der Extreme, in der Sein und Schein nahtlos ineinander übergehen, sogenannte Reality-TV-Stars und Influencer allzu häufig nur benutztes Produkt, will sagen gesteuerte, kurzweilige Vorbilder sind. In jener Welt sind Worte und Taten im Grunde ohne bleibende Relevanz oder tiefere Bedeutung – lediglich ausgeschlachtet zugunsten der schnellen Sensation. Im Prinzip funktioniert es wie ein kunterbunter Ballon, faszinierend, schillernd, groß und letztlich doch nur mit heißer Luft gefüllt.

Mit diesem Buch will ich ausdrücklich keine pauschale Attacke gegen Show-Kollegen, Reality-TV-Formate oder alle Influencer reiten, das wäre unfair und liegt ganz sicher nicht in meiner Absicht. Gleichwohl möchte ich das Prinzip „Influencer“ und „Reality-TV“ kritisch und mit sehr deutlichen Worten beleuchten, denn dafür gibt es aus meiner Sicht schwerwiegende Gründe, welche Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft haben, in der wir alle zusammenleben.

Tatsächlich sollte sich jeder Mensch als Original mit immens viel Potenzial begreifen. Die eigene innere Schönheit zu erkennen bedeutet, beklemmende Vergleiche mit anderen in die Wüste zu verabschieden. Denn was bringen solche Vergleiche schon hervor, außer Neid, Missgunst und Verunsicherung?!

Wenn meine Biografie denen Ratgeber, Anker und Motivation sein kann, die sich in der verwirrenden Welt aus Sein und Schein zu verlieren drohen oder die ihre eigene innere Stimme noch nicht gefunden haben – ob nun prominent oder als Privatperson – dann wäre ein wichtiger Zweck erfüllt.

Aber damit genug der Vorworte, ich lade Sie auf eine Reise durch mein bisheriges Leben ein, um mich besser, das heißt authentischer kennenzulernen. Wer oder was hat Oliver Sanne zu dem gemacht, der er heute ist? Mit welchen Hürden und Herausforderungen war er bisher konfrontiert?

Ich wünsche erhellendes, spannendes und amüsantes Vergnügen …

Scheinwelt

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