Читать книгу Maria - Fräulein der Friesen - Andreas Scheepker - Страница 18

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Als die drei Gefährten in der Burg Jever angekommen waren, lief ihnen schon ein Bediensteter entgegen. Da Rimberti sein Pferd gerade einem Knecht übergab, konnte er nicht hören, was der Drost und der Bedienstete miteinander sprachen.

Der Drost schickte den Mann wieder fort und wandte sich Rimberti und Fockena zu. »Ich fürchte, Eure Mahlzeit muss noch etwas warten«, sagte er. »Die Fräulein sind in großer Aufregung und wollen sofort mit uns sprechen.«

»Das ist nicht Euer Ernst!«, platzte es aus Fockena heraus.

»Keine Sorge. In der Küche wird sich etwas finden. Aber vorerst müssen wir zu unseren Fräulein. Aber: Kein Wort von dem, was wir gesehen haben. Wir dürfen sie nicht über die Maßen beunruhigen.«

Fräulein Anna saß über ihre Stickerei gebeugt am Fenster, als die drei eintraten. Sie schreckte kurz hoch und wandte sich dann wieder ihrer Handarbeit zu.

Maria stand regungslos am anderen Fenster und blickte in den Innenhof. Mit einem Ruck drehte sie sich um und fuhr den Drosten an: »Wo wart Ihr, Boing? Wie könnt Ihr einfach davonreiten, ohne mir Bescheid zu geben? Hier geschehen Dinge, die alles zerstören, und Ihr macht mit Euren Freunden einen Ausflug?«

Boing schnappte nach Luft. Fockena antwortete: »Wir mussten in einer dringenden Angelegenheit zur Friedeburg. Doktor Rimberti war auf der Suche nach einer Urkunde, die sich dort in der Kanzlei befinden soll. Es geht um Eure Sache, Fräulein Maria. Und der Drost ist persönlich mitgeritten, um der Sache Nachdruck zu verleihen.«

Offenbar fiel Fockena das Schwindeln mit leerem Magen nicht schwerer als in gesättigtem Zustand. Vielleicht wollte er aber das Gespräch abkürzen, um schneller zu seiner Mahlzeit zu gelangen, dachte Rimberti. Er nickte nur bestätigend.

»Wir wollen Euch nicht beunruhigen«, fiel Drost Boing ein.

»Das ist es ja, was mich beunruhigt«, antwortete Maria. »Ihr entscheidet immer, was mich beunruhigen darf und was nicht. Mir wäre wohler, wenn ich das selber bestimmen könnte.«

»Keno Middens will die Regenten zu einem Rat einberufen«, erklärte Fräulein Anna, ohne von ihrer Stick­arbeit aufzublicken. »Es soll beraten werden, wie es mit der Herrschaft Jever weitergeht.«

Für einen Moment hielt sie inne und sah auf. »Und mit uns«, seufzte sie.

Rimberti sah Maria an. Hinter dem verschüchterten Fräulein sah er eine andere Maria. »Was mit Euch geschieht, das bestimmt Ihr selbst«, sagte er. »Eure Regenten haben seinerzeit die Vormundschaft übernommen, aber das ist nicht mehr nötig. Genauso wenig wie die erdrückende Freundschaft der ostfriesischen Grafen.«

Fassungslos schaute Boing von Oldersum ihn an.

»Verzeiht, Junker Boing«, erklärte Rimberti. »damit meine ich nicht Eure Freundschaft. Wer die hat, der kann einen wahren Freund auf seiner Seite zählen, der ihn in der Not niemals verlassen wird.«

Für einen Moment sagte niemand etwas. Rimberti hatte das Gefühl, sich aus der Rolle des neutralen Gutachters weit herausgewagt zu haben. Er hatte zu viel gesagt. Fräulein Maria blickte ihn an, ohne etwas zu erwidern. Fräulein Anna hatte ihre Stickarbeit unterbrochen und starrte nun auf das Stück Stoff, das in den Rahmen eingespannt war. Fockena blinzelte ihm zu.

Boing von Oldersum atmete pustend aus. Er nickte. »Wann kommen die Regenten?«

»In der kommenden Woche«, erklärte Maria.

»Wir müssen uns gut vorbereiten«, erklärte Boing. »Und nun werden wir Euch noch mehr beunruhigen müssen.«

Fräulein Anna starrte auf ihre Stickerei. Fräulein Maria hielt seinem Blick stand. So fuhr der Drost fort: »Unser Rentmeister ist uns verloren gegangen. Ubbo Scriver. Er ist zu den Ostfriesen übergelaufen und hat die Register für Steuern und Abgaben mitgenommen.«

»Habt Ihr noch mehr Nachrichten, von denen ich verschont werden sollte?«, fragte Maria.

»Aimo Herkens, Euer Burgschreiber, ist in der Nacht von der Treppe gestürzt. Er ist tot.«

Maria nickte. »Gibt es noch etwas, das mich nicht in Sorge versetzen sollte?«

Der Drost seufzte. »Die drei Gefangenen, die wir nach dem Versteck von Owelackers Bande verhören wollten, sind nicht mehr da. Isko Onninga hat sie wegbringen lassen.«

Fräulein Anna legte ihr Stickzeug geräuschvoll auf den Tisch. »Nach dem Essen könnt Ihr alle fortfahren«, verkündete sie. »Außer einer dünnen Milchsuppe haben meine Schwester und ich heute noch nichts zu uns genommen. Ich habe Anweisung gegeben, dass man uns ein reichhaltiges Mahl zubereitet. Leistet Ihr uns Gesellschaft?«

Fockena erhob sich im gleichen Moment und erklärte: »Dann darf ich Euch zu Tisch führen.« Er deutete eine galante Verbeugung an und reichte ihr den Arm.

Maria - Fräulein der Friesen

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