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13.
ОглавлениеAls das Triumvirat schon fast die Hälfte seiner Getränke vernichtet hatte, hat der Hintermeier angefangen zu erzählen, warum sie gekommen waren.
»Sanktus, wir brauchen deine Hilfe. Die Situation wachst uns über den Kopf. Du kennst doch die G’schicht von dem Typen mit der Luzifermaske. Den vom Internet, mein ich.«
Nicken seitens Sanktus.
»Heute früh hat man drei weitere Psalmen in Kirchen gefunden. Einen in der Gabrielskirche, einen in der Ludwigskirche und einen in der Bennokirche. Psalm 1.1 bis 1.3.Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen noch tritt auf den Weg Sünder noch sitzt, da die Spötter sitzen, sondern hat Lust zum Gesetz des Herrn und redet von seinem Gesetz Tag und Nacht!, der ist wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht; und was er macht, das gerät wohl. Der Luzifer klagt die Menschen an, die sich gottlos verhalten. Ist in der Sache ja ned weiter schlimm.«
Aha, Gedanke beim Sanktus.
»Aber, dass die Kirchen beschmiert werden, ist furchtbar. Außerdem macht das den Menschen Angst. Das hat etwas Bedrohliches! Die Kirche ist ein Ort der Ruhe und Zuflucht. Man möchte sich da sicher fühlen. Dann die G’schicht mit dem Altenböck. Das ist schon wieder was anderes.«
»But du muass sagen, dass die Anschuldigung ricktick woar«, hat der Mbewu eingeworfen.
»Ja, auch recht. Aber dafür gibt’s die Polizei und ned das Internet. Da wird ein Hass aufgebaut, dass braucht’s ned«, hat sich der Hintermeier gerechtfertigt.
»Und was soll ich da machen?«, hat der Sanktus gefragt.
»Du bist sozusagen eine Koryphäe in der Aufklärung von Kriminalfällen. Hat der Horvat Boži zumindest behauptet«, hat der Hintermeier angefangen.
»Aha, jetzt weiß ich, woher der Wind pfeift«, hat der Sanktus lachend eingeworfen. »Jetzt wird’s mir klar.«
»Ja, ja, genau!«, hat der Hintermeier gesagt, und der Sanktus hat begriffen, dass er eigentlich nicht nur wegen der Schmierereien hergekommen war.
»Ja, ja. Und jetzt auch noch diese Sach mit dem Abt Philipp, gell«, hat der Sanktus eingeworfen.
»Wenn das alles zusammenhängt, Gott bewahre, dann haben wir eine Inquisition, nur dieses Mal gegen uns. Und zusammenhängen muss es irgendwie, weil einige meiner Kollegen solche Luziferkarten mit dem Aufruf zu Buße und Christlichkeit per Post gekriegt haben. Ich weiß von drei befreundeten Pfarrern«, hat der Hintermeier erzählt.
»Sauber. Jetzt wird ein Schuh draus«, hat der Sanktus gemeint.
»Genau. Der Abhishek aus Solln, der Stevens aus Sendling und sogar dein Spezl, der Horvat Boži aus Steinhausen. Jetzt sagst nix mehr, oder?«
»Nein, jetzt sag ich nix mehr, Migi. Sauber!«
»Sanktus, wenn das ein Irrer ist, der da umeinanderläuft? Die Psalmen lass ich mir ja noch eingehen, aber die Karten und der Mord? Die machen mir Angst«, hat der Hintermeier zitternd gemeint.
»Yes, indeed. Dös is ned guuuaad«, hat der Mbewu bestätigt.
»Und ihr wolltet mich fragen, ob ich mich der Schmierereien annehmen kann und wenn ich schon dabei bin, den Mord auch gleich untersuchen könnt, oder?«, hat der Sanktus scheinheilig gefragt.
»War des gar so offensichtlich, ha?«, hat der Hintermeier gefragt und verlegen gegrinst.
Der Sanktus hat belustigt genickt.
»And? Du willsta uns helfa, Sanctus?«, hat der Mbewu fast gefleht.
»Burschen, wissts ihr eigentlich, was ihr für ein Glück habts?«, hat der Sanktus geantwortet. »Bei mir daheim wohnt der Teufel in Person einer Frau Birthe Dombrowski aus Dresden. Und die bleibt noch zwei Wochen. Ich steh also voll zu eurer Verfügung, zumal mein Spezl, der Himsl Quirin, also der Graffiti, kurz einmal der Hauptverdächtige war. Und ich hab da das unbestimmte Gefühl, dass da noch was kommt.«
Die Augen der beiden Geistlichen haben geleuchtet, da sagst du Sie!
»Als Erstes brauchen wir die Briefe mit dem Aufruf zur Buße. Dann solltet ihr rausfinden, ob die fünf Pfarrer irgendwie angreifbar sind.«
»Angreifbar. Wos hoasst dös?«, hat der Mbewu in afrikanisch angehauchtem Bayerisch gefragt.
»Ob s’ Dreck am Stecken haben«, hat der Hintermeier gesagt, und nachdem der Mbewu kritisch geschaut hat, hat er übersetzt: »If sey have dirt on se stick?«
Doch G’schau noch ungläubiger.
»If they have skeletons in their cupboard. So müsst’s heißen«, hat der Sanktus korrigiert.
»Jetza hab i kapiert«, hat der Mbewu grinsend gesagt.
»So einen Brief hab ich natürlich dabei. Bin ja ned zum Spaß da, obwohl des Bier recht gut schmeckt«, hat der Hintermeier betont.
»Magst noch eins?«, der Sanktus.
»So war des natürlich ned g’moant«, hat der Hintermeier versucht, jeglichen Verdacht von sich zu weisen, dass er nur wegen einem weiteren Bier bleiben mögen würde.
»Dock, dock, das woar scho so g’moant!«, ist der Mbewu dem Hintermeier zuvorgekommen.
»Kommen gleich. Muss zuerst anschwänzen. Oder machst des du, Migi? Hast es no ned verlernt, oder?«
»Mach lieber du. Ich hab mich inzwischen aufs Trinken beschränkt, obwohl ich nach meinem Studium zuerst fünf Jahr lang in einer Klosterbrauerei gewirkt hab. Weißt, ned, dass i dir zu viel Wasser drauflass, und na wird’s a Leichts.«
»Ja, genau! Ein Pfaffenscheps!«
»Aber Sanktus«, hat der Hintermeier jetzt mit einem Glänzen in den Augen gesagt, »wenn des alles vorbei is, na brauen mia zwei einen schönen Bock. Einen Pfaffensud, verstehst!«
»Passt!«, hat der Sanktus lachend bestätigt. »Den Namen haben wir auch schon und vor allem einen Grund, dass wir den Fall lösen. Weil mit dir ein Bier brauen, das wird ein Event, auf das ich mich jetzt schon freu!«
Der Sanktus hat den ersten Nachguss auf den Läuterbottich gelassen, dann lächelnd noch drei Dunkle geholt und sich wieder zu den beiden Pfarrern gesetzt.
»Da schau her«, hat der Hintermeier angefangen, »der Brief vom Stevens. Den hat er mir zukommen lassen. Des is a Preiß, der ist da lockerer wie der Kroate und der Inder. Ist ja auch der Jüngste. Die andern wollten das Schriftstück ned rausgeben. Ich hab ihnen schon alles aus der Nase ziehen müssen, bis sie überhaupt zugegeben haben, dass die so was gekriegt haben.«
»Nachdem der Remigius aber von the Sanctus erzählt hat, ruhen alle hope, i moan Hoffnung, auf dir!«
»Na bravo!«, ist’s vom Sanktus gekommen. »Aber jetzt zeig her!«
Der Sanktus hat den Brief gelesen, aber der war im Endeffekt nichts anderes als die Videobotschaften, die im Netz kursiert sind. Das Schreiben war mit dem Computer verfasst und hat keine Auffälligkeiten aufgewiesen. Die Luziferkarte, die der Pfarrer voraussehend in eine Plastikfolie gepackt hatte, war jedoch exakt die gleiche, die der Praetorius in der Hand gehabt hat. Der Sanktus hat tief geseufzt.
»Darf ich die haben? Die sollen sie auf Fingerabdrücke prüfen, mein ich. Und eine Frage zum Schluss hab ich auch noch: Auf der Karte vom Praetorius war auf der Hinterseite ein Fünfer draufgemalt. Was hat denn das zu bedeuten?«
»Ein Fünfer?«, hat der Hintermeier geschluckt. »Hab ich gar ned mitgekriegt.«
»Hm«, der Sanktus. »Fünfter Psalm? Die Zeitung hat da so was in der Richtung geschrieben.«
»Herr, höre meine Worte, merke auf meine Rede!«, hat der Hintermeier zitiert. »Herrschaft, wia geht’s weiter?«
Jetzt hat er sein Smartphone gezückt und gegoogelt.
»Logisch. Vernimm mein Schreien, mein König und mein Gott; denn ich will vor dir beten … wer böse ist, bleibt nicht vor dir … du bist feind allen Übeltätern …Du bringst die Lügner um; der Herr hat Gräuel an den Blutgierigen und Falschen«, hat er gemurmelt.
»Also, Migi«, hat der Sanktus fordernd gesprochen, »Lügner, Blutgieriger, Falscher … War er das, der Praetorius?«
»Oh, oh. Migi. Des gefallta ma neda«, hat der Mbewu geflüstert.
»Sanktus«, hat der Hintermeier geantwortet, »man kann ja ned in jeden Menschen reinschauen, aber ich hab den Engelbert doch besser gekannt. Ich hab mich auch wirklich gefreut, dass er die Firmung gemacht hat. Also so war er bestimmt nicht. Definitiv nicht.«
»Und das fünfte Gebot: Du sollst nicht töten?«
»Der Engelbert, ein Mörder?«, hat der Hintermeier gekeucht.