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Die ersten Schmerzen

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Was für ein komisches Gefühl! Anfang Oktober fing das ganze Dilemma an. Ich stand wie jeden Morgen gegen 4:30 Uhr auf, um mich für den Dienst fertig zu machen. Mein erster Weg ist morgens immer ins Bad auf die Toilette. Ich merkte gleich, dass ich beim Urinlassen leichte Schmerzen in der Harnröhre spürte. Ich dachte mir nichts dabei und beließ es. Der einzige Gedanke war: Was von allein kommt, geht auch von allein wieder. Auf den Gedanken, zum Arzt zu gehen, kam ich nicht, es brannte ja nur ein bisschen. Nachdem es nicht besser wurde, dachte ich mir: Das wird nur eine Blasenentzündung sein, trink einfach einen Blasentee und alles wird wieder gut. Gesagt, getan. Ich besorgte mir einen Blasentee und trank diesen einige Tage mehrmals am Tag. Wie heißt es so schön: Der Glaube versetzt Berge, und vielleicht auch Schmerzen beim Wasserlassen. In der Zwischenzeit hatten wir schon den 12. Oktober und ich hatte nicht nur das Brennen beim Wasserlassen, sondern der Druck auf die Blase wurde auch stärker. Immer noch kein Warnzeichen für: Hallo, ab zum Arzt, nein, da geht man lieber ins Internet und bestellt sich eine Packung Granu Fink Kürbiskerne. Sie versprechen die Stärkung der Blase oder die Linderung von Prostatabeschwerden, so der Beipackzettel. Betroffene hoffen durch ihre Einnahme auf eine „sanfte“ Therapie ohne Nebenwirkungen. Na ja, das hört sich doch schon mal gut an, besser als zum Urologen zu gehen. Nach einer weiteren Woche bemerkte ich trotz Blasentee und den Kapseln keine Verbesserung. Das Einzige, was blieb, waren die noch erträglichen Schmerzen beim Wasserlassen. Am darauffolgenden Wochenende bekam ich besuch von Anne aus der Schweiz.

Samstagsabends im Gespräch musste ich wieder auf die Toilette um Wasser zu lassen, nur diesmal konnte ich fast kein Wasser mehr lassen, denn es kamen nur wenige Tropfen aus der Harnröhre. Ich dachte, die Blase platze gleich, der Schmerz war fast nicht mehr auszuhalten. Anne sprach mich darauf an und meinte nur: Sag mal, was hast du denn? Ich setzte mich mit einer gefühlt übervollen Blase auf das Sofa und erzählte ihr von meinem Problem. Spinnst Du, waren ihre ersten Worte, ab zum Arzt, das geht ja gar nicht, lass nach Dir schauen. Ich musste ihr versprechen, dass ich am Montag darauf gleich zum Arzt gehen und mir eine Überweisung zum Urologen geben lassen würde. Gesagt, getan holte ich mir eine Überweisung zum Urologen in Herrenberg. Ich war vor vielen Jahren einmal dort und deshalb versuchte ich, bei diesem Arzt einen Termin zu bekommen. Ich rief in der Praxis an und die Arzthelferin meinte, der Arzt sei im Ruhestand und die Frau Doktor könne momentan keine neuen Patienten mehr annehmen außer die Altpatienten des Vorgängers. Ich versuchte ihr zu erklären, dass ich vor vielen Jahren bei ihrem Vorgänger gewesen sei. Nach langem Hin und Her hatte ich einen Termin bekommen. So, jetzt gab es kein Zurück mehr, dachte ich, der nächste Donnerstag kann kommen. In der Zwischenzeit wurde das Brennen und der Druck beim Wasserlassen nicht wirklich besser. Die Granu Fink Kürbiskerne halfen auch nichts mehr, darum landeten sie im Mülleimer. Zum ersten Mal gingen mir Gedanken durch den Kopf, wie wohl so eine Untersuchung ablaufen würde. Vom Gedanken, dass es Krebs sein könnte, war ich meilenweit entfernt. Ich hatte eher Panik, was die Untersuchung anbelangte. Einfach überraschen lassen, mein Freund, sie wird schon nicht so dramatisch ablaufen. Auf der einen Seite war ich jetzt beruhigt, dass sich jemand um die Schmerzen kümmerte, und auf der anderen Seite wusste ich zu diesem Zeitpunkt nicht, wie danach geschaut wird.



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