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PROLOG

Es ist Mitternacht, und ich bin nervös. Ich sitze gemeinsam mit zwei weiteren Kindern in einem alten, blauschwarzen Lieferwagen, der jetzt in einer einsamen, engen und dunklen Allee vor einer unbeleuchteten Villa hält. Obwohl sonst niemand in dieser Straße parkt, ist der Wagen in dem fahlen, gelben Lichtschein der Straßenlaternen kaum auszumachen. Die Anwohner haben ihre SUVs und Luxuslimousinen in ihren eigenen Tiefgaragen stehen. Unser Fahrer steigt aus und schiebt leise die hintere Seitentür auf.

Wir drei steigen aus. Niemand spricht ein Wort. Jeder weiß, was er zu tun hat. Unser Fahrer setzt sich wieder ans Lenkrad, um auf uns zu warten. Wir sehen uns vorsichtig und aufmerksam um. Niemand ist auf der Straße zu sehen.

Zu unserer komplett schwarzen Kleidung und unseren schwarzen, dünnen Handschuhen stülpen wir uns noch schwarze Sturmhauben über die Köpfe, die bis auf die Augen das ganze Gesicht verdecken. Eines der beiden anderen Kinder gibt mit einem Kopfnicken das Kommando. Wir brechen auf; überwinden eine zweieinhalb Meter hohe, massive Gartenumzäunung und schleichen uns unbemerkt an den Kameras vorbei, die an einigen Gartenlaternen angebracht sind.

Ich stoppe. Verdeckt hinter einer Konifere, rufe ich auf meinem Smartphone eine spezielle App auf und schalte damit von außen die Alarmanlage der Villa aus.

Anschließend nicke ich den beiden anderen zu. Wir schleichen weiter bis zum Haus.

Um die Villa herum.

Bis zur Terrassentür auf der Rückseite.

Dort ziehe ich ein besonderes Tool aus meiner Hosentasche und öffne nach nur wenigen Sekunden die Tür.

Wir steigen in die Villa ein.

Drinnen knipsen wir unsere Taschenlampen an und schleichen über die Treppe hinauf in die obere Etage.

Auch hier ist alles ruhig und dunkel.

Schnell, leise und systematisch durchsuchen wir Zimmer für Zimmer nach Wertsachen. Was wir finden, verstauen wir in unseren Rucksäcken.

Ein perfekter Einbruch. Eigentlich.

Genau den aber soll ich verhindern, ohne dass ich dafür verantwortlich gemacht werden kann. Es ist mein erster Einbruch und meine Bewährungsprobe, um mir das Vertrauen einer organisierten Einbrecherbande zu erschleichen.

Mein Name ist Tim. Ich bin elf Jahre alt und einer von drei neuen YOUNG AGENTS.

Woher ich komme und wie ich zu einem YOUNG AGENT wurde, berichte ich später. Jetzt hab ich zu tun. Mein erster Auftrag als neuer YOUNG AGENT lautet: Ich soll Mitglied in der Einbrecherbande werden, die Hintermänner aufspüren und identifizieren, um sie der Polizei auszuliefern.

Ich bin also nun bereits so weit gekommen, mit der Bande einen Einbruch durchziehen zu dürfen. Aber jetzt bin ich in der Zwickmühle: Einerseits muss ich die Bewährungsprobe als Einbrecher bestehen. Andererseits darf ich als YOUNG AGENT nicht so ohne Weiteres zulassen, dass dieser Raub gelingt. Ich will und darf ja eigentlich auch nicht wirklich Menschen bestehlen, sondern im Gegenteil: Ich soll die Einbrecher überführen. Deswegen suche ich nach einer Möglichkeit, den Alarm, den ich vorhin ausgeschaltet habe, wieder so zu aktivieren, dass erstens niemand bemerkt, dass ich es war, und zweitens unsere kleine Einbrechertruppe zwar noch rechtzeitig abhauen, aber in der hektischen Flucht nichts an Diebesgut mitnehmen kann. Das wird nicht einfach. Mir stehen ein wenig die Schweißperlen auf der Stirn. Meine Hände zittern leicht.

Ich sehe mich um. Wir sind wieder unten im Erdgeschoss; einer in der Küche, der andere in dem riesigen Wohnzimmer, von dem auch die Terrasse abgeht, über die wir eingestiegen sind.

Die Gelegenheit ist günstig. Ich verziehe mich unbemerkt in einen kleineren Raum, der wohl als Musikzimmer dient. Außer einem Klavier, einem Sofa und einigen Gitarren an der Wand gibt es hier nichts.

Die Luft ist rein.

Ich ziehe mein Smartphone hervor, um heimlich die Alarmanlage wieder zu aktivieren. Doch genau in diesem Moment betritt einer meiner vermummten Komplizen das Zimmer! Das helle Deckenlicht geht an. Eine Sirene ertönt laut und kurz.

Das Signal kommt aber nicht von der Alarmanlage.

Oh verdammt! Ich hab’s versaut.

Der vermummte Komplize nimmt seine Maske ab. Es ist – Naomi!

»Abbruch. Das war’s«, sagt sie.

»Scheiße!«, fluche ich.

Mein zweiter Komplize betritt den Raum, jetzt auch ohne Maske. Es ist Liam.

»Jetzt hätten sie dich am Kragen, mein Freund.«

Ich presse meine Lippen zusammen, um meine Tränen zu unterdrücken. So eine Scheiße! Alles war ein Training der YOUNG AGENTS. Meine Generalprobe.

Allerdings ist mein Auftrag real: Tatsächlich soll ich mich Undercover in eine Einbrecherbande einschleusen. Nur: Die Aufgabe steht mir noch bevor. Diese Übung hier gehört zu einem Vorbereitungstraining.

»Komm mit«, sagt Naomi. »Wir werten es aus.«

Ich bin völlig fertig.

»So schlecht warst du gar nicht«, versucht Liam, mich zu trösten.

»Schlecht genug, dass er aufgeflogen und sein Leben in Gefahr wäre«, widerspricht Naomi.

Young Agents New Generation

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