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Das Sandmännchen im Kinderzimmer

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Es war Abend. Amelie sollte schlafen - aber sie wollte nicht. Sie hatte nämlich großen Hunger und brauchte ganz dringend einen Keks. Oder einen Bonbon. Oder ein Stück Kuchen. Sie wäre sogar mit einer Banane zufrieden gewesen, aber Mutti wollte ihr nichts geben. Keinen Keks, keinen Bonbon, keinen Kuchen und noch nicht einmal eine Banane. Sie sagte:

„Vor einer Stunde gab es Abendessen. Du bist satt. Trink noch einen Schluck Tee und schlafe dann!“

Aber Amelie wollte nichts trinken. Schließlich hatte sie Hunger und keinen Durst. Das sagte sie Mutti auch. Aber die wurde böse und ging hinaus. Ohne Gute-Nacht-Geschichte, ohne Lied und ohne Küsschen. Was für ein furchtbarer Abend war das! Hungrig und ungeküsst saß Amelie in ihrem Bett und heulte laut. Sie war so böse! Böse auf die Mutti, die sie hier einfach verhungern ließ, böse auf den Papa, der jetzt sicher im Wohnzimmer saß und Erdnüsse knabberte, und böse auf ihre Schwestern, die schon groß waren und sich selbst kaufen konnten, worauf sie Appetit hatten. Ach, wie war das Leben doch ungerecht!

Nach einer Weile hörte sie auf zu weinen. Nur ab und zu schluchzte sie noch. Ob Mutti noch einmal hereinkam und ihr wenigstens einen Gute-Nacht-Kuss gab? Das machte sie eigentlich immer. Da - schon hörte Amelie Schritte.

Aber es waren fremde Schritte - leisere. Die von Mutti klangen anders. Als Amelie sich umwandte, sah sie im Dämmerlicht ein kleines Männchen stehen. Es hatte einen dunkelblauen Umhang an, der mit silbernen Sternen bedruckt war. Sie leuchteten im Dunkeln. Seine lange Zipfelmütze war aus demselben Stoff. Das Männlein hatte gütige Augen und einen langen, weißen Bart. Amelie hätte erschrocken sein müssen, aber sie war es nicht. Sie wusste sofort, dass das echte, leibhaftige Sandmännchen vor ihr stand.

„Hallo!“, sagte sie leise.

„Hallo!“, antwortete das Männlein und trat näher. „Was ist denn hier los? Warum schläfst du denn nicht? Ich habe all meinen Schlafsand über der Welt verstreut und würde jetzt selbst gern zur Ruhe gehen. Aber das kann ich nicht, wenn noch ein Kind wach ist. Was ist dein Problem, meine Kleine?“

„Ich habe Hunger, aber meine Mutti gibt mir nichts“, sagte Amelie.

„Oh, das ist schlimm“, seufzte das Sandmännchen voller Mitgefühl. Dann runzelte es die Stirn. „Bist du sicher, dass es wirklich Hunger ist und nicht nur Naschsucht?“, fragte es.

Amelie zuckte mit den Schultern. „Ich nasche gern“, gestand sie. „Aber es fühlt sich wie Hunger an - glaube ich.“

„Soso, glaubst du“, lächelte das Männlein. Es überlegte. „Hast du es schon mal mit dem Schlaraffenland probiert?“, fragte es dann.

Amelie machte große Augen. „Dem ... dem Schralaffenland? Da, wo alles aus Essen ist und man sich durch einen riesigen Berg Brei essen muss, ehe man reinkommt?“

Das Sandmännchen lachte. „Ach, das ist nur ein Märchen. Im echten Schlaraffenland sieht es etwas anders aus. Aber man kann dort so viel naschen, wie man will, soviel steht fest!“

Amelie hüpfte aufgeregt im Bett herum. Sie war überhaupt nicht mehr müde. „Au ja, da möchte ich hin: Ins Schalaffen ... ins Schra ...“

Schlaraffenland“, sagte das Sandmännchen deutlich. „Denk einfach an Schlafen, mit so einem ‚Schl‘ fängt es an.“

„Aber ich will nicht schlafen“, rief Amelie. „Ich will ins Scharalaffenland!“


Amelie im Schlaraffenland

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