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Der Aufhocker

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Der Aufhocker, niederdeutsch Huckup genannt, ist meist ein Untoter, der seinen Opfern auf den Rücken springt. Dort wird er immer schwerer, in einigen Fällen stirbt der Betroffene schließlich unter dem Gewicht. Der evangelische Pfarrer Georg Wilhelm Wegner berichtet unter seinem Pseudonym Tharsander im Jahr 1736 im ersten Band seines Schau-Platz Vieler Ungereimten Meynungen und Erzehlungen gleich von einer ganzen Horde Aufhocker, die im schlesischen Dorf Hozeploz – nach dem Ottfried Preußler im Übrigen seinen berühmten Räuber benannte – ihr Unwesen treiben: „In Schlesien, und zwar in einem Dorfe Hozeploz genannt, sollen die Menschen nach dem Tode sehr oft zu den ihrigen zurückkommen, mit ihnen essen und trinken, ja gar mit ihren hinterlassenen Weibern sich fleischlich vermischen. Wenn reisende Leute zu der Zeit, da sie aus den Gräbern herauskommen, durch das Dorf passieren, lauften sie ihnen nach und hucken ihnen auf ihre Rücken.“

Auch die Brüder Grimm listen in ihren Deutschen Sagen eine Aufhockerin, den Nachtgeist zu Kendenich: „Auf dem alten Rittersitz Kendenich, etwa zwei Stunden von Köln am Rhein, ist ein mooriger, von Schilf und Erlensträuchen dicht bewachsener Sumpf. Dort sitzt eine Nonne verborgen, und keiner mag am Abend an ihr vorübergehen, dem sie nicht auf den Rücken zu springen sucht. Wen sie erreicht, der muß sie tragen, und sie treibt und jagt ihn durch die ganze Nacht, bis er ohnmächtig zur Erde stürzt.“

In der Figur des Aufhockers mischen sich jedoch verschiedenen Geistererscheinungen. Bei Wegner und den Brüdern Grimm sind es tatsächlich Untote, die ihre Opfer anspringen. Im westlichen Rheinland dagegen ist es der Stüpp – ein Werwolf. Zunächst hüpft er noch als niedliches Hündchen neben Wanderern her, die Kreuzwege, Friedhöfe oder Stätten, an denen Mordtaten geschehen waren oder Menschen sich das Leben genommen hatten, passieren. Dann aber wächst der Stüpp und springt schließlich seinen Opfern auf den Rücken. Von Schritt zu Schritt wird er schwerer, am Ende bricht sein Träger erschöpft zusammen, verliert den Verstand oder stirbt.

Mitunter kann die Figur des Aufhockers allerdings auch sympathisch sein und Gutes bewirken. Der Hildesheimer Huckup beispielsweise ist ein Kobold, der es vor allem auf Diebe abgesehen hat. So stellt ihn zumindest das Denkmal dar, das die Stadt ihm am südlichen Ende der Fußgängerzone gesetzt hat: als kleines Männchen, das einem jugendlichen Apfeldieb auf dem Rücken sitzt. Die Inschrift auf dem Sockel warnt alle potentiellen Langfinger:

„Junge, lat dei Appels stahn,

süs packet deck dei Huckup an/

Dei Huckup is en starken Wicht,

hölt mit dei Stehldeifs bös Gericht.“

Geköpft und gepfählt

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