Читать книгу Die Eifel und die blinde Wut - Angelika Koch - Страница 7

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Manche Dinge fangen ganz banal an. Und es gibt fast nichts Banaleres als Essensreste, die man nach der Mahlzeit vom Teller in den Mülleimer wischt, oder ausgequetschte Teebeutel oder das schon leicht angetrocknete Dosenfutter, das die Etepetete-Katze nicht mag. Kurzum, Biomüll ist trivial, stinkt und man will ihn schnellstmöglich loswerden.

So ging es an einem Augustabend, lange vor Werner Baltes’ Ausraster, auch Melanie Wollmer. Sie hatte für sich, ihren Ehemann Mirco und die dreizehnjährigen Zwillinge gekocht. Es sollte etwas Besonderes sein, denn kürzlich hatte sie auf eine Halbtagsstelle im Seniorenheim Sonnenhang gewechselt und nun mehr Zeit. Melanie war überzeugt: Jetzt fängt das Leben an, jetzt kann sie auch etwas für die Gesundheit tun. Nicht nur für die ihrer Patienten. Die waren zwar irgendwie auch alle lieb, die meisten jedenfalls, außer Herr Mayer. Der war aggressiv in seiner Demenz und grapschte, was sie lästig fand. Deswegen hatte sie ihm schon manches Mal auf die Finger geschlagen. Aber für sich selbst und die eigene Familie etwas zu tun, das war schon anders. Sie hatte Rosenkohl in buttriger Mandelsoße auf dem Plan gehabt, dazu selbst gemachtes Kartoffelpüree und nichts Angerührtes aus der Tüte. Die Kinder sollten lernen, wie gut es schmeckt, wenn es mal etwas anderes als Pizza oder Burger gab. Mirco vor allem musste abnehmen, er wog mehr als hundertzwanzig Kilo.

Das Mahl verlief schweigsam. Die Kinder trollten sich Richtung Kühlfach und holten sich eine extra pappige Pizza raus, American Style. Mirco hielt sich tapfer und meinte, sein Kumpel Tom habe Grillabend. »Habe ich beinah vergessen … tschö!« Melanie hörte, wie er die Haustür zuknallte. Sie kaute auf einem Bissen Rosenkohl herum und musste zugeben, es schmeckte … nach nichts. Bestenfalls. Das Püree dagegen wies leichte Schmauchspuren auf. Sie seufzte, stapelte die Teller und schob die klebrige Masse in eine papierene Biomülltüte, welche wiederum in ein neongrünes Henkeleimerchen eingebettet war. Das ganze Konstrukt sollte dazu dienlich sein, den häuslichen Essensabfall zu Fuß oder mit dem Auto zu einem Sammelcontainer am Dorfende zu verfrachten. Einmal wöchentlich wurde der große schwarze Container geleert.

Das System war neu in der Gegend, vorher hatten manche Haushalte eine eigene braune Biotonne. Die meisten jedoch, das wusste Melanie, kippten alles einfach in den Restmüll. Jeder tat, wie er wollte, und keiner verschwendete einen Gedanken an die Entsorgung der eigenen Hinterlassenschaften. Bis irgendwelche Juristen oder Politiker auf die Idee kamen und etwas neu geregelt haben wollten, so ganz blickte Melanie nicht durch. Und nun pilgerte man seit einigen Wochen vorzugsweise abends in der Dunkelheit zum Sammelcontainer, um den eigenen matschigen Abfall zu dem bereits vorhandenen zu geben. Sie mochte es sogar, in der Abenddämmerung noch ein bisschen rauszukommen. Sie schnappte sich das Eimerchen, als die abendlichen Amselgesänge allmählich verstummten, die Zwillinge in irgendeinem Computerspiel versackt waren und Mirco wohl immer noch mit Tom am Grill stand. Oder Bier trank.

Alles war still auf der Straße, niemand außer ihr war unterwegs. Doch hinter den Hecken konnte sie in manch einem Garten Gelächter und klirrende Gläser hören. Irgendwer hörte Musik, auf volle Lautstärke gestellt, vermutlich Sascha. Er verbarrikadierte sich stets nach Feierabend in der Einliegerwohnung seiner Eltern und dröhnte sich zu mit irgendetwas, das für Melanies Ohren wie eine Mischung aus Laubbläser und Kolbenfresser klang, aber Sascha sagte »geile Mucke« dazu. Wenn er mal vor die Tür trat und ansprechbar war.

Melanie ging weiter, am Sportplatz vorbei zum Wendeplatz einer einsamen Sackgasse, auf dem der Glascontainer und seit Neuestem der Biomüllcontainer das Wenden zu einem erratischen Manöver machten. Aber der Gemeinderat hatte beschlossen, alles, was auch nur entfernt nach Wegwerfbarem aussah, aus der Dorfmitte zu verbannen. Eine energiesparende Straßenlaterne schickte ihr rötliches Licht auf den Weg. Wäre Daun eine Großstadt, Melanie hätte vielleicht Angst vor fußläufigen Ausflügen in eine derart schummrige Gegend, aber es war ihr Dorf. Heimat halt. Hier passierte nie etwas Schlimmes außer den obligatorischen Handgreiflichkeiten nach dem österlichen Junggesellenfest. Aber das gehörte einfach dazu: Erst füllten die Unbeweibten eiserne Wagenräder mit Stroh, steckten sie in Brand und schubsten das flammende Inferno die steile Wiese von Bauer Häb runter. Dann aßen sie Rührei mit Speck, kiloweise sogar, schließlich hatten die Jungs zuvor der Tradition entsprechend Eier im Dorf gesammelt. Und jeder gab gern und reichlich, weniger als zehn gespendete Eier pro Haushalt wären als Geiz ausgelegt worden. Wer die brachiale Cholesterinzufuhr unbeschadet überstand, kippte ausreichend Stubbis mit Bitburger Bier hinterher – fertig war die enthemmende Mischung. All das war Melanie zutiefst vertraut, nichts Bedrohliches fand sie daran.

Da war das, was aus der offen stehenden Klappe des Biomüllcontainers ragte, schon eher unheimlich. Es hatte Haare … drahtige dunkle Borsten. Es hatte Zähne, gebogene gelbliche Hauer. Es hatte stumpfe Augen, die den Schein der Laterne nicht widerspiegeln konnten.

Melanie ließ ihr Eimerchen fallen, die Papiertüte mit dem missglückten Abendessen rutschte raus und verteilte ihren Inhalt auf dem Asphalt.

»Scheiße!«, brüllte sie und meinte gleich beides: ihr Malheur und den leblosen Wildschweinkopf im Container. »Wer macht denn so eine Scheiße!« Dabei hatte sie sofort einen Verdacht. Sie wusste um die Proteste gegen die Einführung der Biomüllcontainer, die seit einigen Wochen die Eifel in Wallung brachten. Es gab eine Gruppe in den sozialen Medien mit unermüdlichen, bisweilen jeglicher Rechtschreibung spottenden Aufrufen, es »denen da oben« zu zeigen – und sei es, indem man Biomüll vor die Haustür der Verantwortlichen kippte oder eben die Containerstellplätze in Müllhalden verwandelte. Der Ton wurde rauer und angriffslustiger. Sogar eine Handvoll bekennender Reichsbürger hatte sich der Gruppe angeschlossen und postete, dass sich am Container nun deutsche Senioren mit Stöcken gegen marodierende Ratten zur Wehr setzen müssten – mal wieder ein Verrat am Volke. Woher sie ihre Informationen hatten, blieb schleierhaft, denn die Profile offenbarten Wohnsitze weit jenseits der Eifeler Berge. Andere nannten es einen lebensgefährlichen Angriff auf unschuldige Allergiker, denn auch Wespenschwärme fanden sich ein. Im Dorf machten sich einige über die Protestler lustig, andere wiederum empfanden sie als Speerspitze berechtigter Wut gegen unliebsame Entscheidungen über alle Köpfe hinweg. Alle schienen sich einig zu sein, dass es Wichtigeres und Appetitlicheres als die Entsorgung der eigenen Abfälle gab. Aber insgesamt hatte das Ganze eine buchstäblich anrüchige Fahrt aufgenommen. Nicht jeder nahm die Sache so gelassen wie Melanie. Ihre Kids jedenfalls fanden die Sache cool, endlich war mal was los im Dorf.

Aber das hier geht eindeutig zu weit, dachte Melanie. Sie war keine Helikoptermami, die ihre Brut einer Rund-um-die-Uhr-Überwachung aussetzte und mit dem Auto bis ins Klassenzimmer chauffierte. Ihre Kinder waren sicher nicht übermäßig zart besaitet, hatten keine Allergien und waren ordnungsgemäß gegen alles geimpft, was der Hausarzt empfohlen hatte. Aber die Vorstellung, dass sie beim Müllwegtragen auf einen Kadaver stießen, der mit den gefährlichsten Viren und Bakterien besiedelt sein mochte, ließ sie erschaudern. Sie holte ihr Handy aus der Hosentasche und wählte die Nummer von Theo, ihrem Nachbarn, der – welch ein Segen – zugleich der für ihr Dorf zuständige Beamte der Polizeiinspektion in Daun war. Sie hoffte, dem Schuldigen würde ein saftiges Bußgeld drohen. Es gab weit und breit nur einen Jäger, dem sie zutraute, Wildschweinköpfe zu horten. Er war für seine stattliche Trophäensammlung bekannt. So etwas Makabres wäre bei ihr niemals als Raumdekor im Wohnzimmer gelandet. Auch dann nicht, wenn Mircos vier Meter breiter Curved-Bildschirm Platz für so etwas gelassen hätte. Sie mochte den Jäger sowieso nicht, der am Stammtisch von Fortschritt redete und sich Forstgebiete unter den Nagel gerissen hatte, um sie an Windenergiekonzerne zu verpachten. Ein profitables Geschäft, angeblich. Sie hatte Mitleid mit den Tieren, zugleich jedoch schwang eine große Portion Resignation mit. Als kleines Rädchen im Getriebe konnte sie sowieso nichts ausrichten. Sollten die da oben machen, was sie wollten. Hauptsache, der Alltag war wie immer und so ein blutrünstiger Dreck wie dieser kam weg.

Aber der Wildschweinkopf stellte sich als Auftakt einer Serie bizarrer Funde dar. Tage später wurden in einem Container im Nachbardorf meterlange, wenig appetitlich riechende Gedärme entdeckt, diesmal vom Rehwild. Und auch dabei blieb es nicht.

*

Der Platz war mit rot-weißem Flatterband abgesperrt. Ein halbes Dutzend Menschen ging umher. Sie wirkten in ihren weißen Schutzanzügen und mit ihren Kapuzen wie geschlechtslose, misstrauisch den fremden Planeten Erde beäugende Besucher aus dem All. Sie gingen mit behutsamen Schritten umher, bückten sich, fotografierten, klaubten mit Pinzetten winzige Teilchen von was auch immer vom Asphalt, stellten kleine nummerierte Schilder auf und murmelten ab und zu kaum verständliche Sprachmemos in Diktiergeräte. In der Mitte des Platzes stand ein orangefarbener Müllwagen, beide Fahrertüren waren weit offen, nebendran befanden sich zwei Biomüllcontainer in trauter Eintracht, denn Netteseifen war ein großes Dorf – hier kam man mit einem nicht aus. Unschön war, dass der Inhalt eines Containers ausgekippt war, fein säuberlich drapiert und entzerrt auf einer großen Plastikplane.

Jenseits des Flatterbandes, schon halb auf dem Hof der ehemaligen Netteseifener Grundschule, parkten mehrere blau-weiße Polizeifahrzeuge, ein BMW mit Trierer Kennzeichen und zwei Krankenwagen. Doch niemand hatte es eilig. Die Anwesenheit des schwarzen Wagens eines Dauner Bestattungsunternehmens lieferte die Erklärung. Drinnen saßen zwei dunkel gekleidete Männer und rauchten. Auch sie hatten keinen Stress. Vermutlich würden sie unverrichteter Dinge zurückfahren müssen. Denn das, was die beiden Müllmänner gefunden hatten, die neben den Polizeiwagen standen und ins Gespräch mit zwei Beamten in Zivil vertieft waren, war für ein anständiges katholisches Begräbnis derweil ungeeignet.

»Wie oft leeren Sie hier?«, fragte Kriminalhauptkommissar Lutz Didier. Er hatte Hunger, hatte sich auf einen Döner nebenan am Trierer Bahnhof gefreut, als der Alarm von den Kollegen aus Daun gekommen war. Seine Stimme klang schärfer, als er wollte, auch sah er mit seiner randlosen Brille und der großen Nase humorloser aus, als er war. Aber gut gelaunt war er wirklich nicht. Ohne etwas zu essen, eine Dreiviertelstunde hoch in die Eifel brettern, ausgerechnet mit der neuen Kollegin Natalia Subotka, die er kaum kannte, die sich im K11 aber schon einen Ruf als Zicke erarbeitet hatte. Und sich dann um diesen Fund kümmern, inmitten von weggeworfenen Pommes mit Mayo, Apfelschalen, Lauchstrünken und Kotelettknochen, die bei den kühlen Frühherbsttemperaturen nicht faulig, sondern immer noch nach Essbarem rochen.

»Einmal die Woche«, entgegnete der ältere Müllmann, der in seinem orangeroten Arbeitsanzug und weißgrauem Dreitagebart aussah wie ein flambierter Bär. »Jeden Montag, gegen acht Uhr. Wenn wir das nicht tun, steigen die uns aufs Dach.«

»Wer steigt aufs Dach?«, fragte die Subotka und wedelte mit ihrem blonden Pferdeschwanz. Didier hatte bereits bemerkt, dass sie das immer tat, wenn sie keinen Plan hatte, aber irgendwie vorankommen wollte.

»Die Leute vom Dorf«, antwortete der jüngere Müllmann, ein hagerer Typ. »Wenn wir nicht pünktlich alles picobello hinterlassen, hagelt es wieder Beschwerden in der Zentrale, und wir kriegen Ärger von ganz oben.«

»Und Sie öffnen immer erst die Einfüllklappe, um zu schauen, was im Container ist?«, fragte Didier.

»Ja klar«, brummte der Ältere. »Was glauben Sie, was die Leute für Zeug untermischen! Die Plastiktüten, mit denen der Biomüll da reingeworfen wird, sind das kleinste Problem. Das kann rausgeharkt werden in unserer Anlage. Aber da waren mal zersägte Dachlatten drin, die haben sich verkantet. Damenbinden, Hundefutterdosen, giftige Gartenpflanzen … einfach alles. Unverantwortlich!«

»Was machen Sie, wenn Sie sehen, dass ein Container voller Fehlwürfe ist?«, hakte Natalia Subotka nach.

»Wir melden das ans Abfallwerk nach Trier. Die haben eine Statistik, in der fein säuberlich aufgelistet wird, wo es die meisten Sauereien gibt. Aber fragen Sie mich nicht, was dann damit geschieht. Alles Chefsache.«

Didier rieb sich die große Nase. Es juckte, vielleicht ein Schnupfen im Anmarsch. »Ist es denn in letzter Zeit schlimmer geworden?«

»Hier in der Gegend?«, fragte der Hagere und nickte. »Kann man so sagen. Das mit dem Schweinekopf und dem Darm voller Scheiße, das stand ja sogar in der Zeitung. Aber dass wir einen Fuß von einem Kerl drin haben …« Er schüttelte den Kopf, als sei er mehr empört als verstört über den Fund. »Mit Tennissocken und Badelatschen dran … Ich meine, wer macht so was?«

»Erst mal müssen wir rausfinden, wer so was ist«, entgegnete die Kommissarin spitz. »Und dann, wer so was macht. Alles der Reihe nach.«

Eine der Gestalten in Weiß näherte sich. »Der erste Container ist so weit durch, wir machen uns an den anderen.«

Didier und Subotka nickten. »Haben Sie da den Deckel auch geöffnet?«, wandte sich der Kommissar an den Bärenhaften.

»Noch nicht, wir haben ja sofort die 110 gewählt … Können wir jetzt weiter mit unserer Tour? Ich meine, wir sind jetzt heftig in Verzug.«

»In Ordnung«, meinte Didier. »Ihre Daten haben wir ja.« Aber die beiden Müllwerker würden noch Fingerabdrücke und DNA-Proben abgeben müssen, trotz Handschuhen und wetterfester Arbeitskluft. Es war ein Albtraum für die Spurensicherung. Die Container standen an einem öffentlichen Platz, sie müssten von ganz Netteseifen Vergleichsproben nehmen und könnten immer noch nicht sicher sein, dass nicht auch Leute von anderswo ihr gäriges Zeug hier abluden. Massenweise Spuren und kaum eine Chance, sie eindeutig zuzuordnen.

Didier hörte ein dumpfes Krachen und sah, dass die Weißgekleideten den zweiten Container auf eine weitere Plane ausgekippt hatten.

»Fund!«, rief einer sofort.

Die beiden Kommissare gingen hin. Und Didier war nun doch froh, nichts gegessen zu haben. Auch seine Kollegin kniff die Lippen zusammen. Dass es einen weiteren Fuß mit Tennissocke geben würde, das hatten die beiden schon vermutet. Ein einzelner Badeschuh lag etwas entfernt. Aber direkt neben ihn war ein Kopf gerollt. Aschige, verkrustete Haarbüschel, eine knollige, blaurot geäderte Nase, volle Lippen, nikotingelb verfärbte Zähne und zwei runde Vertiefungen unterhalb der Stirn. Die Lider waren über dunkelbraun verkrusteten Höhlen eingesackt. Didier atmete tief durch. Und zählte bis zehn. Dann ging es wieder. Er sah genauer hin. Etwas an dem Gesicht, das nicht wirklich mehr eines war, kam ihm bekannt vor.

»Sehen Sie das, Frau Subotka?« Er wies auf einen fast perfekten, kreisrunden Blutschwamm an der rechten Stirnseite zwischen Haaransatz und Augenbrauen, der ungefähr so groß wie ein Einkaufswagenchip war.

Sie beugte sich vor, atmete flach und nickte. Abrupt richtete sie sich wieder auf. »Klar. Ich bin ja noch nicht lange hier, aber die Wahlplakate von dem da, die hingen an jeder Laterne, als ich in die Eifel zog. Man konnte ja gar nicht dran vorbeischauen.«

»Mit anderen Worten: LKA«, meinte Didier und spürte ein Gefühl der Erleichterung. Nicht er würde sich damit abmühen müssen zu klären, wie Teile von Timotheus Nippes im Netteseifener Müll gelandet waren. Nicht er würde den Trierer Polizeipräsidenten und den Innenminister mit voraussichtlich spärlichen, verwirrenden Informationen für Pressekonferenzen füttern und dafür Kritik von allen Seiten kassieren müssen. Allenfalls ein kleines Rädchen in einem großen Getriebe würde er sein, einer von vielen für die Routinerecherchen. Er seufzte. »Gut, dann rufen wir jetzt in Trier an und warten, bis die Kollegen aus Mainz dazukommen.« Er drehte sich um und machte hinter dem Flatterband rund ein Dutzend Leute aus, einige von ihnen umklammerten neongrüne Eimerchen. Ob sie wirklich Biomüll hatten entsorgen wollen oder das Plastikutensil nur als Vorwand nutzten, um möglichst nah an den Ort des Geschehens zu gelangen, das war Didier gleichgültig. Hauptsache, es war kein neugieriger Journalist da. Aber er sah niemanden mit gezückter Kamera oder Handy im Anschlag, alle begnügten sich mit stillem Zuschauen. Hier auf dem Land ist die Welt noch in Ordnung, dachte er und begriff dann erst, dass er in entsetzensstarre Gesichter blickte.

Die Eifel und die blinde Wut

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