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Kapitel 2

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Grau, eisig und abweisend war das Gemäuer. Deren dunklen Luköffnungen starrten lauernd in die verschneite Nacht hinaus.

Schöpferhäuser hatten schauderhaft Schönes an sich. Ihre Mauern waren trutzig, trotzdem strahlten sie jene innere Ruhe aus, die Muse zur Kontemplation bot. Andererseits schlossen sie nicht allein ihre Bewohner dahinter ein, sondern beschränkten auch ihr Denken bis zu diesen Gemäuern. Nichts gelangte hinein. Nichts hinaus. Es waren Kerker – Kerker des Geistes.

Lutek hatte einst, da sie einander erst kurze Zeit kannten, zunächst behauptet, der Frieden in Girets Mauern habe ihm gefallen. Später hingegen gestand er sich ein, dass ihn das Leben dahinter gelangweilt hatte.

»Das soll ein Schöpferhaus sein?«

Isandes Frage war berechtigt. Celena vermutete allerdings eher, dass hier deren Krieger ausgebildet wurden. Ein flüchtiger Blick hinüber, deutete darauf hin, dass sich hier mehr als die üblichen Gebäude hinter den Mauern verbargen. Es glich einer Castrum, denn nicht viel anders wirkte das Monstrum, an dessen Mauer sie Stellung bezogen hatten.

»Und was jetzt? Durch die Vordertür?«, erkundigte sich Isande.

Celena sah prüfend an dem Mauerwerk hinauf. Allzu hoch war es nicht, dennoch dachte sie nicht im Traum daran, sich einfach hineinzuschleichen. Man rechnete mit ihr. Bestenfalls mit ihren anderen Weggefährten, nicht jedoch mit einer Freibeuterin und ihren Männern, welche still leidend im Schnee vor sich hin bibberten.

Nicht weit von ihrer Position befand sich zu ihrer Überraschung eine Mauereinsparung, in der eine eisenbeschlagene Tür aufblitzte. Der Seiteneingang erweckte den Eindruck, kaum einem Ansturm mit Hilfe eines Rammbocks nachgegeben zu wollen. Zumindest mit einer Wache hätte sie gerechnet. Allerdings, wenn man sie erwartete, dann war genau das die Einladung.

Bedacht darauf kein Geräusch zu verursachen, drehte sie sich in hockender Stellung den Begleitern zu.

»Ich nehme diese Tür!« Celena zeigte zu der unscheinbaren Nische. »Versucht ihr euer Glück über die Mauer«, wisperte sie.

»Einverstanden.« Isande nickte.

»Eure Armbrust ist gefragt«, wandte die junge Freibeuterin sich an den bartlosen Zwerg neben ihr.

Besagte Waffe war mit einem Enterhacken statt des erwarteten Bolzens bestückt. Es sah aus, als hatten die Vier mit solch einem hohen Hindernis gerechnet. Celena wunderte es nicht. Schließlich waren ihre Helfer Räuber der Meere.

»Keinen unnötigen Aufenthalt dort drin«, zischte sie Isande zu.

»Keine Sorge! Gebt uns einen Moment, bevor ihr loslegt.«

Wie gefordert, wartete Celena. Mit Falten auf der Stirn begutachtete sie die Kletterpartie der Seefahrer. Erstaunlich behände gingen sie zu werke. Sogar das kleinwüchsige Wesen hatte die Brüstung der Mauer in kürzester Zeit erklommen. Soweit sie es erkennen konnte, hatten sie es geschafft.

Jetzt kam ihr Part. Die Finger der Kriegerin wanderten zu einer Tasche, die sie zuvor am Sattel hängen hatte. Einen Lidschlag später wog sie eine schwere handtellergroße Kugel in der Handfläche. Sie schätzte die Entfernung zu dem Seitentor, visierte diesen an und warf das schwarze schwere Metall.

»Klopf, klopf«, gab sie von sich.

Ein dumpfer Schlag gegen Holz. Einen Herzschlag lang nichts als Stille.

Im nächsten Augenblick barst protestierend das Portal und verstreute verkohlte Späne und glühendes Metall in die Nacht.

Celena wartete nicht ab, ob irgendein Schöpferkrieger oder vielleicht eine Betschwester die Neugier befriedigte und nachsah. Sie stürmte durch den Schnee, wirbelte weiße Flocken mit jedem der Schritte auf und schlüpfte durch den gerissenen Krater in die heilige Feste.

Zwei der heiligen Krieger, von der Wucht der Explosion gegen die Säulen ihres Tempels geschleudert, rappelten sich mühsam auf die Beine. Ein dritter lag am Boden und regte keinen Muskel.

Verwirrt verharrten die beiden lebenden Saphiumgeschädigten in ihren Bewegungen. Einen Lidschlag später jedoch zog der erste sein Schwert und stürzte sich mit wütendem Aufschrei auf den Eindringling.

Alles was Celena in diesem Moment sah, war Stahl. Nicht einmal ein Gesicht konnte sie erkennen. Es war lediglich ein anonymer Krieger, dem sie das eiserne Rohr entgegenstreckte. Sie zog an dem Abzug.

Erst zischte es, dann fauchte das Faustrohr sein tödliches Geschoss dem Schwertschwingenden entgegen. Es erfüllte den tödlichen Befehl.

Die daumendicke Kugel durchschlug den Brustpanzer des Angreifers, drang in den Körper und zertrümmerte Knochen. Der Getroffene taumelte. Sein behelmter Kopf neigte sich zu dem rauchenden Loch in seiner Brust. Mit einem ungläubig klingenden Ausruf brach er zusammen.

Die Zeit, was der zweite zutun gedachte, war nicht gegeben. Celena musste sofort handeln. Sie zog aus ihrer provisorischen Schärpe ein zweites Faustrohr, zielte auf den Gesichtslosen und drückte den kleinen Hebel. Das Feuerkraut entzündete sich. Abermals gab es eine Stichflamme, dem sich ein Knall anhängte, der an den Wänden widerhallte. Ein nachfolgendes Scheppern auf Steinboden bezeugte, das sie den Mann tödlich getroffen hatte. Es würde nicht lange dauern bis …

Schritte. Sie waren vor ihr und kamen stetig näher. Ihr Herz hämmerte wild. Wie gehetzt blickte sie sich um. Ihr blieb nur der andere Weg links daneben. Im Laufen entnahm sie eine dritte faustdicke Kugel aus der seitlich an ihrem Körper baumelnden Tasche.

Unweit vor ihr wurden Türen aufgerissen.

Celena zögerte nicht. Sie warf den Metallball. Der Sprengapfel rollte zwischen den Beinen einer der Gepanzerten hindurch, der neugierig hinterherblickte. Schutz suchend presste sich die Tochter des Einen gegen eine Säule. Gerade rechtzeitig. Im gleichen Moment detonierte das Wurfgeschoss. Nicht ein Schrei von Sterbenden war zu hören. Einzig Metall, das blechern die Gemäuer kerbte, drang an ihre Ohren.

Für Gewissensbisse blieb keine Zeit. Celena stürzte aus ihrer Deckung.

Sie wollte sich nicht an dem Resultat der Zerstörungskraft ergötzen, trotzdem gewahr sie in den Augenwinkeln die mit den Resten einstmals menschlicher Leiber beschmierten Wände.

Im Lauf entnahm sie dem breiten Stoffband um ihrer Hüfte die letzten beiden Feuerrohre. Über zerschmettertes Mauerwerk hastend, die Hähne gespannt, rannte sie in den Korridor vor ihr hinein.

Die Explosionen waren nicht unbemerkt geblieben. Türen wurden heftig aufgerissen.

Das Rauschen ihres Blutes überflügelte das beharrliche Klingeln in den Ohren, welches die Nähe, der von ihr verursachten Implantion verursachte. Im vollen Lauf riss sie die Arme auf Höhe der sich zu beiden Seiten öffnenden Durchlässe. Schnappen, zischendes Kraut und wiederum spien die eisernen Rohre todbringende Kugeln.

Männer stöhnten vor Schmerz. Laute Rufe ertönten. Celena beachtete all dies nicht. Sie ließ Deirdres Erfindungen fallen, zog ihre beiden Schwerter und machte sich darauf gefasst den wütenden Ansturm der Überlebenden gegenüberzutreten.

Rüstungen klirrten im Laufschritt der schwer gepanzerten Krieger des angeblichen Schöpferhauses. Schwerter wurden gezogen.

Gleich zwei warfen sich brüllend auf den weiblichen Störenfried. Ein Dritter gesellte sich dazu. Wütend hieben Celenas Klingen auf ihre Gegner ein. Sturmgleich wirbelte sie durch die Gegnerschar und zerteilte Fleisch und Knochen. Zwei von ihnen brachte sie in ihrem wilden Ansturm zu Fall. Da waren es noch zwei, denn ein Nachzügler gab sich die Ehre.

Der vom Drachenfeuer geschmiedete Stahl glitt durch das Bein des einen, der zu Boden stürzte. Ein nachfolgend ausholender Streich und der vierte verlor seinen metallgeschützten Kopf. Celena drehte sich um. Sie erinnerte sich an den Verletzten, den sie laufunfähig gemacht hatte.

Mit all seiner Kraft hatte er sich hochgerappelt. Sein Helm war halb vom Haupt gerutscht. Blind hieb er unkontrolliert um sich, während die freie Hand hektisch an dem eisernen Kopfgefängnis zerrte. In jenem Moment, da Celena in das von Furcht zerfressene Antlitz blickte, verstand sie. Sie drehte ihren Kopf leicht in die Richtung, die ihr die angsterfüllten Blicke des Kerls anzeigten. Dort, durch eine der zersprengten Türen stürmte eine Meute metallbepackter Kampfgenossen. Sie kamen nicht nahe genug heran.

Ein Hagel von Bolzen und Dolchen sirrten urplötzlich links und rechts vorbei. Die vordersten stürzten getroffen zu Boden und behinderten die nachfolgenden, welche über sie stolperten. Isande und ihr hünenhafter Steuermann erschienen zum richtigen Moment dahinter und trieben die derart Überraschten vor sich her.

Wollef trat neben Celena, während er gelassen seine Armbrust nachlud. Schelmisch zwinkerte der Seezwerg der Kriegerin zu, die nicht minder überrascht wirkte, ihre Verstärkung neben sich zu sehen. Breyton indes verstaute mürrisch dreinblickend seine restlichen Wurfdolche.

Dankbar der Hilfe nickte Celena der Freibeuterkapitänin zu. Mit knapper Geste erwiderte diese, dann rückte das ungleiche Quartett ab, um über getrennte Wege in die Anlage vorzudringen.

* * *

Celena wandte sich der Tür zu, die, wie sie hoffte, zum Ausgang der Quartiere führte. Sackgasse. Dahinter war nichts als ein leerer Raum. Einzig ein unbenutztes Regal lehnte an der Wand. Ihr Blick wanderte zur Decke hinauf. Eine geöffnete Luke. Vermutlich drangen hier die beiden Helfer ein, die ihr eben zur Seite standen. Gerade da sie sich einen anderen Weg zu suchen entschloss, fiel ihr etwas an dem Gestell auf.

Eine der Streben hatte einen langen Riss der rundherum, nach vorne hin aufsteigend, beinahe wie … Sie stutzte und zog an dem Stück Holz. Ruckartig bewegte sich das offensichtlich in das Gemäuer eingelassene Regal. Gestank von Fäulnis und Verwesung wehte ihr entgegen, als sich ein schmaler Spalt zeigte.

Von etlichen Spinnengenerationen erzeugte Webkunst versperrte den Zugang, als Celena durch die entstandene Öffnung hindurchschlüpfte. Beherzt griff sie in die klebrigen Spinnennetze und riss den weißgrauen Schleier in Fetzen. Kurz stockte sie in ihrem Tun. Vor ihr wucherten aderartig in grünlicher Farbe leicht pulsierende Ranken über das grob behauene Mauerwerk des hinabführenden Tunnels. Misstrauisch das Geflecht beäugend, folgte sie dem im grünlichen Licht getauchten Korridor. Ein jeder Schritt war mühselig, traten ihre Stiefelsohlen nicht allein auf moosbewachsenen Untergrund. Alle Vorsicht zum Trotz zerplatzten unter ihren Füßen jene kleinen venenartigen Verästelungen, die ebenso den Boden bewuchsen. Mit Widerwillen ging sie den Pfad weiter.

Mehr als zwanzig Schritte hatte sie absolviert, als Geräusche an ihr Ohr drangen. Sie kamen aus einem in der Nähe liegenden Raum. Celena bereute im selben Moment, da sie einen kurzen Blick hineinwarf, ihrer Neugier nachgegeben zu haben. Zwischen grotesken, widernatürlichen Gebilden wanden sich von Ekstase zuckend und stöhnend von perverser Lust verschlungene menschliche Körper. Übelkeit stieg sogleich in ihr auf. Was dort geschah, entzog sich annähernd beschreibbaren Worten.

Abrupt kehrte die an vieles gewöhnte Kriegerin dem lüsternen Treiben inmitten von Tod und Verwesung den Rücken zu. Sie erlag dem Kampf mit ihrem Magen, welcher umgehend den morgendlichen Inhalt geräuschvoll hervorwürgte. Ihr Glück, dass die sich windende Masse, der sich in Begierde ergehenden Männern und Frauen, sie nicht bemerkte. Bleich vor Ekel und Entsetzen eilte Celena den Gang hinab. Nur fort von dem miasmatischen Grauen aus Tod und Lüsternheit. Erschüttert, weiterhin vor sich hinwürgend, floh sie den düsteren Korridor entlang. Schließlich stieß sie auf eine eichene Tür, die von Metallbeschlägen verziert war. Außer Atem ertastete Celena einen eisernen Griff. Eine kurze Rechtsdrehung ließ die Tür aufschwingen.

Von gelben Licht vieler Fackeln erhellt, präsentierte sich ein gigantischer Betraum. Die üblichen Sitzbänke sowie ein steinerner Altar unter dem Abbild Karmastes bildeten das einzige Mobiliar. Aufgeschlagenes Schriftwerk raschelte wie geisterhaft durch den windigen Zug der undichten Mauern.

So leer das Schöpferhaus auf dem ersten Blick schien, war dem nicht so.

Vor der Statue der Prophetin kniete eine Gestalt mit fuchsrotem Haar. Ob diese betete oder einer stillen Kontemplation nachging, konnte Celena nicht erkennen.

Luteks Verhalten hatte bis zum jetzigen Zeitpunkt für sie keinerlei Sinn ergeben. Süßlich bitterer Geschmack, der sie daran erinnerte, weshalb sie hier war, machte sich augenblicklich auf Celenas Zunge bemerkbar.

»Du hast dir erstaunlich viel Zeit gelassen«, sprach Lutek ohne die Augen von dem plastischen Abbild Karmastes abzuwenden. »Was meint ihr Malaine?«

»In der Tat«, erwiderte die mit schweren Akzent belegte Stimme der Meisterspionin, welche unerwartet hinter der Kriegerin erscholl.

»Wir fragten uns schon, wann oder ob ihr auftauchen würdet.« Der Klang in dieser Stimme ließ in Celena unbekannte Furcht aufkommen. Sie fühlte, wie sich ihre Nackenhaare stellten und gewahrte, einen Stich, bevor sie Dunkelheit umfing.


Geifernder Wahnsinn umwob ihre Gedanken. Irrwitzige Abnormitäten gierten, grölten, schnauften und vergingen sich an unschuldigem Fleisch. Jener Raum, in dem berauschende Gier und schier irres Toben geherrscht hatte, war nur ein Vorgeschmack gewesen. Oder war dies eine Vision abgründigen Schreckens? Die Horde der Brut nahm sich, was sie wollte. Brüllend und von verrottender Lust getrieben. Die Frauen schrien und kaum, dass diese mit ihnen fertig waren, warfen sie ihnen das Fleisch ihrer Männer vor die Füße. Inmitten dieses Wirbels aus fauligem Wahnsinn hockte er nackt und blutbeschmiert, Fleisch aus lebenden Körpern reißend. Celenas Blick begegnend, lachte er voll des verderbten Schwachsinns. Seine Augen funkelten irrsinnig. Gerade da er lachte, trieben sich Luteks Fingernägel in die Haut seines Gesichts. Er riss daran, kratzte und zog sich die eigene Haut ab. Vom Grauen gepackt schrie Celena gellend auf. Zu Sinnen gekommen sah sie Lutek vor sich stehen. Gesund und ohne einen Kratzer. »Malaine übertreibt gerne. Dass was du sahst, war aus deiner eigenen Furcht entsprungen. Im übrigen, sie gab mir, was ich benötigte. Die Antworten, die ich suchte. Ich ging aus einem anderen Grund zu ihr. Nachdem ich jedoch hier war, öffneten ihre Worte mir die Augen«, schulmeisterte Lutek. Mittlerweile hatte er sich vor Celena niedergelassen, die mit Ketten an den Handgelenken am Altar gefesselt war. Malaine war nicht zugegen, einzig Luteks furchtgetrübter Blick gemischt mit dem offenbarten Wissen lag auf ihr. »Karmaste ... sie ist ein Opfer«, fuhr er fort. »Nicht sie hinterging den göttlichen Schöpfer. Er war es. Er tat es allerdings nicht mit Absicht. Als die Magister Nemibistars in sein Reich vordrangen, da war er ebenso vom Gift verderbt worden.« »Das glaubst du nicht ernsthaft«, entfuhr es Celena. »Was ist Glaube?« Celena blinzelte ungläubig darüber. »Warum, Luk?« Dieses Szenario war eine Farce, sinnierte sie. Von Malaine in die Wege geleitet, um sie beide zu entzweien. Ihre gemeinsame Kraft war nur wirksam, waren sie zusammen. Luteks einstige Geliebte hatte kein Interesse, sie zusammenzuführen. Außer … es war ein derart zynisch, hinterhältiger Komplott, der sich nicht gegen Lutek richtete, sondern auf jenes in Stille verharrende Geheimnis, das sie beide teilten. »Ich dachte, du wolltest Malaine zur Rede stellen. Sie hatte ihre eigene Schwester geopfert. Sie hatte dich all die Zeit hintergangen, dich sogar verraten.« Ein Funken Trauer glomm in Luteks Augen auf. Wahrlich kurz war er der, den Celena liebte. Sogleich verwandelte sich der Rothaarige wieder in den Mann, der in den Schoß seiner alten Meisterin zurückgekrochen war. Er rückte näher zu ihr hin und neigte sein Antlitz so nahe, dass sie seinen heißen Atem verspürte. »Manchmal«, hauchte er, »irrt man sich in jemandem. Manchmal!« Er ließ sein rot fuchsenes Haupt hängen und starrte wie abwesend hinab auf ihre Brust. »Dann vertraut man denen, die des Vertrauens nicht würdig sind.« Daraufhin sah er Celena an, die Hand auf einem kleinen Ding, das um seinen Hals hing. »Lass dir alles erzählen. Vielleicht begreifst du es.« In seinen Augen flackerte jene Furcht, die ihr die Luft abzuschneiden drohte. Eine Furcht, nahe dem Irrsinn.

* * *

Malaine betrat in Begleitung eines hageren, aber durchaus ansehnlichen Elfs, den Betraum. Auf ihrem Rücken hatte sie eine längliche Tasche hängen. Jede ihrer Bewegungen versprach Verführung.

Mit ihrer verspielten und zugleich ernsten Stimme verstand sie, mitsamt ihrem Erscheinen einen jeden, um den Finger zu wickeln.

Angekettet am Altar blickte Celena zu der Herannahenden auf. Diese musterte ihre Gefangene. Nach einer Weile schnippte sie mit den Fingern und Kelthran, offensichtlich nicht mehr als der Stiefelknecht der Frau, schloss die Ketten auf. Langsam die Handgelenke massierend, erhob sich Celena. Feindselig starrte sie Malaine an.

»Ich sehe keinen Grund …«, begann die Osgosaianerin, »weshalb wir weiterhin Feinde sein sollten.«

»Ihr benehmt euch gegenüber uns als Feind. Was ist es, was ihr wollt?«

»Es gibt da etwas, was ich von euch erbitten muss. Gewährt mir dies und alles wird in Ordnung kommen.«

»Erbitten? Fahrt in die dunklen Tiefen zu den Anderen«, spie Celena ihr entgegen.

Malaine lachte leise auf. »Genau das ist das Problem. Was in Lutek begonnen hat, das wird unweigerlich zu dem führen, was ihr gesehen habt.«

»Das war nichts als ein Hirngespinst. Manipuliert! Von euch in mein Kopf injiziert.«

»Seid ihr euch da sicher? Was wenn euch aufgezeigt werden sollte, was euren Geliebten erwartet. Euren Lutek, unseren Lutek. Wollt ihr dieses Risiko auf euch nehmen? Er ist in sich gegangen und wenn auch mit einigem Zögern stimmte er meiner Bitte zu. Hört mir daher zu, was ich zu sagen habe.«

»Und?«, peitschte die Stimme Celenas durch die sakrale Halle. »Für euch sind andere Lebewesen nicht mehr als Spielzeug, das ihr nach Belieben fortwerft. Ihr habt vor eurer eigenen Schwester kein Halt gemacht. Ihr denkt eigennützig. Ihr seid nicht würdig das man euch vertraut. Ihr seid ein hinterhältiges Miststück und eurem Treiben muss ein Ende gesetzt werden! Weshalb sollte ich eurer Bitte folgen?«

Statt auf ihre Frage einzugehen, zog Malaine einen Dolch hervor und hielt die Waffe ihr entgegen. »Ihr seid einem Irrtum erlegen. Lutek hat es euch sicherlich berichtet. Es ist nichts anderes als eine verdorbene Kreatur. Ein Ding, vom Schöpfergott geschaffen. Es muss beendet werden. Erst dann können wir reinen Samen pflanzen, um das Werk zu vollenden.«

»Das ist wahnwitzig«, flüsterte Celena.

»Nein, ist es nicht. Er ist der göttliche Schöpfer und er kann dieses … sagen wir … Wunder bewirken. Es ist vom Gift verdorben, ebenso wie er es ist. Mit Karmastes Hilfe vermögen wir ihn retten.«

»Er hat gemordet.«

»Ja, weil er von ihm berührt wurde«, erklärte Malaine kokett. »Zuerst müssen wir ihm helfen. Danach erlösen wir den Allvater von der Verderbtheit. Denkt ihr, dass es Zufall war, was mir offenbart wurde? Dass ich ein Nachkomme bin? Zusammen können wir das Gleichgewicht wieder herstellen. Was getan werden muss, wird ihn nicht töten. Nicht solange ihr beieinander seid.«

Kelthran stumm und gehorsam den stillen Anweisungen Malaines folgend näherte sich derweil Lutek und hielt ihn von hinten fest.

Angespannt schloss der Festgehaltene die Augen, sein Kinn bebte, während Celena den Griff des Dolches mit zittrigen Fingern umklammerte.

Missbilligend sah Malaine die Kriegerin an. »Ist es das wert dieses Risiko einzugehen?«, sprach die Osgosaianerin hochnäsig und drehte sich von ihr ab.

»Wisst ihr, Malaine«, sagte Celena, »ihr irrt euch gewaltig.«

Ohne Vorwarnung schnellte ihre Hand mit dem Dolch vor, zerschnitt die Schlaufen der Tasche und fing diese auf. Die Geschädigte wirbelte herum. Verwirrung stand ihr ins Gesicht geschrieben.

»Was soll … was?«, stammelte sie.

„Ich bin nicht Celena Tousard.« Die Sprechende trat einen Schritt zurück. In der Höhe ihrer Brust blinkte ein rundes Schmuckstück auf.

Malaines Verwirrung wandelte sich in Entsetzen und Erkenntnis zugleich als die schwarzhaarige Frau vor ihr die Klinge in den Leib rammte. Gleichzeitig griff sie sich ihre Halskette und riss sich diese herunter. Wie durch Magie stand plötzlich vor Malaine, sich das fuchsrote Haar schüttelnd, Lutek. Mit düsterer Ahnung drehte sich die ruchlose Verräterin um. In ihren Augen blitzte Irritation durch die Fassade ihrer betörenden Züge.

Den Ellbogen in des Elfs Gesicht, entzog sich der vermeintliche "Lutek" Kelthrans Griff. Endlich frei riss sich "Lutek" ebenfalls ein gleichwertiges Amulett vom Hals, worauf Karmastes Nachfahre in das wahre Gesicht starrte.

»Wie ist das, betrogen zu werden«, blaffte ihr Celena ins Gesicht.

Die Maske der so ausgeglichenen Gelassenheit Malaines bröckelte. Ihr Antlitz verlor abrupt all die Schönheit. Ihre verführerischen Reize zerflossen wie Eis in der Sonne. »Lutek hat viel von mir gelernt. Er ist wie ich … zu dumm«, zischte sie.

Celena schüttelte verneinend den Kopf. »Mitnichten. Mit eurem Verrat an ihm habt ihr nur in ihm das geweckt, wozu er bestimmt war.«

Malaine gab sich nicht geschlagen. Mit von Hass erfülltem Schmerzensschrei zog sie sich den Dolch aus ihren Bauch und packte ein Kurzschwert, das an ihrer Seite hing. Mit einer forschen Handbewegung fegte sie, ohne Lutek zu berühren, diesen beiseite.

»Gut, wie ihr wollt«, knurrte sie. »Kommen wir zum vergnüglichen Teil. Ihr wollt spielen? Spielen wir! Beschützt mich!«, bellte sie laut in die Halle hinein. Unter ghulischen Verrenkungen, Zähne fletschten und kreischend von der Leine ihrer Herrin losgelassen, stürmten aus den hintersten Schatten des Betraumes die verschollenen Klosterbewohner hervor.

Abgelenkt davon konnte Celena den ersten Hieb von Malaines Schwert gerade ausweichen. Der zweite streifte ihren Arm und schlug eine klaffende Wunde. Lutek noch immer auf dem Boden, rappelte sich eilig auf und eilte hinter den Altar.

»Ich hätte euch alles bieten können«, bellte Malaine vor überschäumenden Zorn. Ihre Klinge zerteilte zischend die Luft. Holz splitterte, als sie die Rückenlehne eine der Bänke traf, da Celena auf die dahinterliegende sprang. Die atemlose Gier nach Fleisch, die Schöpferkrieger und Betschwestern umwehte, spürte sie unmittelbar hinter sich.

»Bedenkt, was ihr ausgeschlagen habt.« Malaines Stimme erlangte jenen verführerischen Klang, der ihr zu eigen war. »Noch könnt ihr zurück. Glaubt ihr, ich hätte Lutek aufgrund des Spiels heraus verraten. Sie zwangen mich. Doch als ich von meiner wahren Herkunft erfuhr, bereute ich es.«

Lutek erhob sich hinter dem Altar. In seiner Hand blitze die Himmelsschneide auf. Er nickte Celena zu.

»Dafür habt ihr euer eigen Blut in den Tod geschickt, denn ihr wusstest, dass es darauf hinausgehen würde«, entgegnete Celena, gerade noch die Balance auf der Bank haltend.

»Das habt ihr zu verantworten.«

»Nein, nicht wir! Ihr seid feige und lasst andere für euch bluten. Lutek, eure Schwester und wer weiß wen noch. Jetzt blutet ihr.«

Seufzend zuckte Malaine die Schultern. »Wie auch immer, lassen wir das.« Schmerzgepeinigt verzog sie das Gesicht und hielt sich die Schnittwunde, zog die Hand zurück und starrte auf die Röte, die daran klebte. »Mit euch zu diskutieren ist, als wolle man mit einer Wand reden.«

Mordlust schimmerte auf ihrer Klinge. Eisiger Hauch durchzog die Gebetshalle.

Wie auf Kommando fauchte die Himmelsschneide durch die lähmende Kälte. Zornig blitzte das einzigartige Schwert auf. Celena bewahrte die göttliche Waffe gerade noch davor, auf den steingefliesten Boden zu fallen.

* * *

Belothar trommelte ungeduldig mit den Fingern auf einer der ledrigen Foliantdeckeln, die vor ihm auf dem Tisch lagen. Er fand keine Ruhe. Nicht, da er seine neu gewonnenen Geschwister in höchster Gefahr wusste und er zur Untätigkeit verdammt war.

Tock-tock-tock. Ohne Unterlass bearbeitete er den ledernen Einband.

Deirdre, ebenfalls am Tisch sitzend, hatte ihr Haupt auf die verschränkten Arme gelegt. Ihre Augen geschlossen, schien sie zu schlafen.

Wieder ertönte das eintönige Fingertrommeln.

An seiner Pfeife paffend, was den Raum mit beißendem Qualm erfüllte, grübelte Terzios in einer Ecke vor sich hin.

Abermals erklang das Trommeln. Belothar stutzte, nachdem zum hundertsten Male die Finger auf dem Lederband niederfuhren. Etwas weckte seine Aufmerksamkeit. Regte die Neugier. Nochmals tippte er kräftiger auf den abgegriffenen Ledereinband.

Unter dem Leder verbarg sich Holz, wie es bei allen schweren Bänden üblich war. Der König straffte seine sitzende Haltung und schlug das Buch erneut auf. Nicht, um den Inhalt der Seiten zu studieren. Ihn interessierte die Bindung des dicken Schriftwerks. Ohne zu zögern, griff er zu einem Dolch, der an einer silbernen Kette an seiner mit Pelz besetzten Jacke hing und beging ein Sakrileg. Jener ohnedies schon arg durch das Feuer in Mitleidenschaft gezogene Foliant fiel der scharfen Klinge zum Opfer. Die Schnitte drangen rüpelhaft tief ein und durchtrennten die Heftbünde.

»Was im Namen ...«, entfuhr es Jeamy, die in bequemer Haltung den Türrahmen stützte.

Mit aller Kraft riss Belothar an den von professioneller Hand gearbeiteten Einband, der protestierend nachgab. Er schob das nunmehr vollständig zerfledderte, bibliothekarische Wrack beiseite und machte sich daran, das kunstvolle Leder von den hölzernen Deckeln zu lösen. Es war schwerer als gedacht. Trotz schweißtreibender Anstrengungen gewann er diesen Kampf aus roher Gewalt. Vom befreit entblößte sich das Holz, dass die Seiten des Werkes umfasst hatten.

»Was hat der Kindskopf nun wieder angestellt?!“, entrüstete sich Sebyll über die Zerstörungswut des Königs. Belothar dachte nicht daran, auf die Spitze einzugehen.

Deirdre aus der Dämmerung ihres erwacht, blickte irritiert auf das Ausmaß der Bescherung. Tadelnd sah sie Belothar an. Sebylls Finger streckten sich derweil den Überresten entgegen.

»Was soll der Unfug?« Im selben Moment zuckte die Gryposfrau zurück, kaum dass sie den Holzdeckel berührt hatte. Winzige kryptische Zeichen und Symbole waren in das alte Holz eingeritzt.

»Das kann nicht sein. Sieh mal, Vater!«

Von Sebylls Ruf aufgescheucht, wenngleich eher widerwillig, näherte sich der von Narben verzierte Mann. Er beäugte Belothars Werk mit Abscheu. Die Züge im halb zerstörten Gesicht des Gryposmannes schlugen in Überraschung um.

»Was habt ihr beide?«, fragte Deirdre voller Neugier.

Mit der Fingerspitze fuhr Torran ehrfürchtig über die Schrift, welche ins Holz des Deckels eingebrannt worden waren. »Kam lagði dhéannan've luceo, a bheath verour Vald cmhachtaí! - Wer immer dieses Schwert trägt, der möge meiner Macht würdig sein.« »Moment! ... wie?«, hakte Belothar nach. In ihm regte sich etwas, was ihm zuvor unbegreiflich schien. Es fühlte sich an wie aufgewühltes Wasser, das seine Seele umspülte oder die Spitze einer Klinge, die inmitten kreisförmiger Wellen daraus emporstieg. »Es ist die Sprache der Götter. Sie ist uralt. Deshalb ist es möglich, dass ich die Betonung falsch ausspreche. Möglich, das einige Wörter völlig anders gesprochen werden. Es bedeutet so viel wie: Wer immer dieses …«, versuchte, Torran nochmals zu erklären. Der König schüttelte heftig den Kopf. »Nein, nein«, unterbrach er den Hünen. »In ihrer Sprache. Wiederholt es!« Augen rollend kam Torran der Aufforderung nach. »Kam lagði dhéannan've luceo …« »Augenblick! ... ve luceo?« »Dieses Schwert«, übersetzte Torran ein drittes Mal. »Das ist nicht richtig, Vater«, widersprach Sebyll. »Genaugenommen bedeutet es "Frucht".« »Es hat mehrere Bedeutungen«, knurrte der Gryposmann genervt. »Es heißt sowohl "Frucht" als auch "hell", "erleuchtend" oder als Beinamen der Schwertlilie. Abgeleitet davon … "Schwert".« Er seufzte. »Manchmal sollten die jungen Leute schlicht auf die Alten hören.« Wissend verschränkte Torran nachhaltig seine Arme. Das Geplänkel drang nicht zu Belothar vor. Luceo … Schwert … verinnerlichte er sich. Wer immer dieses Schwert … Luceo - Luk … Lutek! Sinnierte er weiter. »Was bedeutet Estrellia?«, wandte sich der König an den riesenhaften Gryposmann. »Stern. Warum?« Freudig strahlte Deirdre über das ganze Gesicht. »Ja. Das ist es«, flüsterte sie. Erkenntnis hatte die Magierin erfasst, wohingegen Belothar Torran die Antwort schuldig blieb. Seine Gedanken galten den fernen Freunden. Er wünschte, er wäre bei ihnen und könne ihnen beistehen.

* * *

Die Hiebe Malaines ließen Celena wenig Zeit auf Isande zu achten, die unvermittelt im Getümmel auftauchte. Mit der Spitze der Himmelsschneide parierte sie einen Schlag nach dem anderen, wich aus und tänzelte über die Bänke. Eine der abnormalen Betschwestern kam ihr dabei bedrohlich nahe. Das vor Wahnsinn verzerrte Gesicht und die ins Weiß verdrehten Augen gierten nach ihrem Fleisch. Wie mit klauenbewehrten Händen griff die derart Entstellte nach ihr. Mit einem gezielten Streich setzte die Kriegerin der bedauernswerten Existenz ein Ende. Plötzliches Sirren von Pfeilgeschossen erfüllte über ihr die Luft. Zwei der blindwütigen Abnormitäten stockten in ihrem Lauf, um dann einfach umzufallen.

Malaine ließ ihre Gegnerin nicht zur Ruhe kommen. Geschickt erklomm sie eine der Bänke, ohne auf ihre Wunde zu achten, und setzte Celena weiter zu. Hitzig lieferten sich ihre Klingen ein Duell.

Die Meisterspionin aus Osgosai auf der einen Bank, die adlige Kriegerin auf der andern Sitzgelegenheit. Dazwischen klaffte der breite Gang zum Altar. Zischend durchschnitt das Kurzschwert die Luft und zielte auf Celenas Beine. Reaktionsschnell sprang sie hoch. Ihr linker Stiefel glitt beim Aufsetzen von der Lehne ab. Das wirbelnde Geschoss verfehlte sie um Haaresbreite. Schon ging der nächste Hieb auf sie nieder. Knapp konnte sie diesen abfangen. Einen Lidschlag später hatten ihre Füße Untergrund.

»Das passiert, wenn man den Mund zu voll nimmt, Tousard.«

»Sieh an. Sieh an. Sie spricht!«, konterte Celena. Umgehend sprang sie von der Bank und eilte durch die Sitzreihen zu Lutek.

Unsichtbar, einer titanischen Faust gleich, riss es sie während ihres Laufs von den Füßen und schleuderte sie gegen eines der Regale. Unzählige Wälzer, Folianten und Schriftrollen polterten auf sie nieder.

»So behandelt man keine Schriftwerke«, tadelte Malaine mit arroganter Stimme. Der untere Teil ihrer schwarzen Rüstung war auf einer Seite durch die Dolchwunde nahezu in Blut gebadet. Die Osgosaianerin keuchte leicht auf, während sie Celena verfolgte. Kurz strauchelte sie.

Nur mühsam kam Celena wieder auf die Beine, schickten sich selbige dazu an, ihr den Dienst zu verweigern. Sie blickte um sich, als sie endlich stand. Isande hatte sich den bewusstlosen Kelthran über die Schulter geworfen, was die Adlige Kriegerin respektvoll zur Kenntnis nahm.

Lutek schleuderte weiterhin Pfeil um Pfeil auf die näher rückende Meute von Besessenen.

»Isande, verschwindet hier!«, bellte Celena ihr zu.

»Nichts anderes hatte ich vor«, schrie die Freibeuterin zurück und trat, Kelthran geschultert, den Rückzug an.

Indes gab sich Celena alle Mühe die leichte Benommenheit zu verbannen, die der Stoß der unsichtbaren Pranke in ihr aufkommen ließ.

Malaine war nahe, hörte sie bereits den Tritt ihrer Stiefel auf dem steinernen Boden. Herumwirbelnd, die Himmelsschneide zum Stoß gezückt, erhaschte sie aus dem Augenwinkel ein weiteres Buchregal.

Die Nachfahre von Karmaste kam näher. Ohne weiter nachzudenken, packte Celena mit der freien Hand die hintere Kante des Regals und zog mit aller Kraft daran. Ihre Muskeln schrien vor Schmerzen auf, doch das hölzerne Aufbewahrungsmonstrum wankte kein bisschen. Ihr Blick gewahrte ein dreifüßiger Schemel, der direkt daneben stand. Scheppernd fiel die Himmelsschneide kurzerhand zu Boden. Darüber überrascht, zauderte Malaine. Diesen einen Moment nutzte die Tousard. Sie kletterte auf das Dreibein, hüpfte in die Höhe, erhaschte einen in die Mauer eingelassenen Kerzenhalter und stemmte ihre Absätze gegen die oberste Kante des Regals. Mit aller Gewalt kämpfte sie mit dem handgefertigten Ungeheuer. Gerade da das Regal entschloss zu kippen, erschien das Gesicht der Feindin unter ihr. Die berüchtigte Meisterspionin war nicht rasch genug. Der Blutverlust hatte sie langsamer werden lassen. Eisenbeschlagene Folianten, schwere Kodizes und zu guter Letzt das hölzerne Mobiliar donnerten auf Malaine nieder.

Celena hatte wieder steinernen Boden unter den Füßen. Nach der Himmelsschneide greifend, keines Blickes der unter den Trümmern begrabenen Malaine würdigend, eilte sie zu Lutek.

»Luk, wir sollten hier …«

Wenige Schritte trennte sie von dem Geliebten, das riss abermals jene gigantische Pranke an ihr. Unmöglich für Celena einen Fuß vor den anderen zu setzen. Nicht besser erging es Lutek, der ihr entgegenzulaufen gedachte.

»Nicht so«, hörte die Kriegerin Malaines gebrochene Stimme.

Mit einem Schulterblick gewahr sie, wie diese unter den Trümmern des Regals halb herausragend ihre Hand zu ihnen hinreckte. Blut rann ihr aus dem Mund. »Nein, das lasse ich nicht zu, Mutter. So nicht!«

Celena dämmerte es. Unter einem Stiefel leckendem Gehorsam gegenüber Malaine, da waren sie wertvolle Verbündete. Umgekehrt allerdings … Zähnefletschend kämpfte sie gegen die imaginäre Wand an. Das unsichtbare Ding gab nach. Augenblicklich riss sie der Sog der stählernen Klaue zurück.

Luteks Augen füllten sich unter dem Kampf gegen die trennende Mauer mit Tränen. Er ließ den Bogen fallen, während die aufsteigende Glut der nahenden Verbindung in Celenas Fingerspitzen zu prickeln begann.

Ein Schritt nach vorn. Jene Wand aus geballtem Hass und Furcht zog und zerrte. Nur ein Stück näher. Blanke Angst vor der Verderbtheit des Kommenden. Eine Illusion. Furcht war der Gegner, ertränkte sie in Tausend höllische Visionen. Der einzige Gegner.

Ein Schritt gelang und Celena stürzte zu Boden. Unter gepeinigten Schmerz ihres Körpers kam sie wieder auf die Beine. Die vom Himmel entsandte Klinge glitt ihr aus der Hand. Zwei Schritte noch. Heftig atmend zwang Celena ihre Füße dazu, sich zu bewegen.

Lutek strauchelte unter der Last des höllischen Soges. Schier in die Knie gezwungen, erwehrte er sich mit aller Macht dem reißenden Strudel.

Wie durch die Wogen eines Tornados, der sie hinwegzufegen drohte, streckte Celena ihre Hand dem Gefährten entgegen.

Zu lodernden Flammen, welche sich in ihren Muskeln entfachten, sie jedoch nicht zu versengen drohte, steigerte sich das Prickeln. Es zog von ihren Fingern bis hinauf zu den Schultern.

Luteks Fingerspitzen waren kaum eine Schwertbreite weit entfernt. So Nahe. Nur noch ein kleines Stück.

»Nein!«, gellte Malaine.

Die Mauer aus Hass und Angst zerfiel endgültig, da sie die Hand des Gefährten fasste. Als würde Celena in Flammen stehen, breitete sich das Feuer in ihr und an ihr zur Gänze aus. Wissend packte sie Lutek, der die sanfte Gewalt sogleich erwiderte und sie an sich zog. Der sengende Kuss blendete alles um sie herum. Erkenntnis … Vollkommenheit. Verschmolzen, in bläuliches Feuer getaucht, fegte es alles Verdorbene und vom irren Streben Beseelte hinfort.

Es war vorüber. Sie lösten die liebkosende Verbindung. Schwer atmend rieb Celena ihre Nase gegen die des Geliebten. Es war beruhigend.

Langsam in die Wirklichkeit zurückkehrend, sah sie sich um. Ihre Augen suchten nach Malaine. Der Blick blieb auf dem zersplitterten Regal haften. Der Körper der Osgosaianerin, von dem schweren Bücherregal zerschmettert, lag verkohlt darunter begraben.

* * *

Durch düstere Korridore jagten die zwei durch die verzweigten Gänge des Anwesens. Den Weg zurück durch den Höllenpfuhl wollte Celena unter keinen Umständen nehmen. Es kam ihr daher zupass, dass Lutek sie durch eine Seitentür führte. Die Wege kreuzten sich. Links oder rechts. Keiner schien vielversprechend und so wagten sie ihr Glück mit dem rechten Gang. Keine Fackel erhellte ihren Weg. Kein Leuchten der Sterne oder des Mondes vermochte durch die Fenster und Scharten zu drängen. Nicht einmal der Innenhof, der sich vor ihnen auftat, war vom kalten Licht der Himmelsgestirne berührt. Und doch erstrahlte ein gespenstig scheinender Schimmer zu jedem ihrer Schritte. Einem Leichentuch gleich bedeckte es die niedrigen Mauern, die Büsche und den Brunnen im weitläufigen, von einem Rundgang eingefassten Innenhof.

Celena seufzte. »Und nun?«

»Dort entlang.« Lutek deutete an dem Brunnen vorbei auf die gegenüberliegende Seite.

Die Hand des Gefährten umfassend, lief Celena entschlossen, den Brunnen umrundend, los. Aus den Augenwinkel heraus erkannte sie auf dem hochgesetzten pyramidenförmigen Wasserspeier eine Statue, die majestätisch gen Himmel ragte. Eine Frau, wie es schien, die mit einem Schwert auf dem Rücken in der vom geisterhaften Schein durchdrungenen Nacht wirkte, als wäre alles aus einem Stück Fels gemeißelt.

Für einen kurzen Moment verursachte dieses Standbild das berühmte flaue Gefühl im Magen. Ein Gefühl dahin gehend, beobachtet zu werden.

Sie hatten den Innenhof nicht gänzlich durchquert, da trat ihnen der Rest der selbst ernannten Gotteskrieger in den Weg. Abrupt stoppte Celena. Metallisch klirrend zog sie ihre Himmelsschneide, während sie Lutek händewedelnd hinter sich dirigierte.

Weitere Lakaien des Schöpferhauses folgten dem Ersteren. Einer von ihnen deutete auf die beiden Eindringlinge. »Ergreift sie!«, befahl er blechern durch seinen helmbedeckten Kopf. Saphiumverseuchte Augen leuchteten durch dessen Visier. Eilig kamen die anderen dem Befehl nach und stellten sich im Halbkreis um Celena und Lutek. Der Nächststehende griff an. Gleichzeitig hörte Celena hinter sich ein Geräusch, als würde die Sehne eines Bogens zurückgezogen.

Der Flug des abgeschossenen Pfeils flog an ihrem Kopf vorbei. Sie spürte regelrecht den Luftzug an ihrer Wange. Der vorwitzige Angreifer vor ihr fiel sogleich, was die restlichen zum sofortigen Ausfall anstachelte. Scheppernd traf Stahl auf Stahl. Einer dieser Gotteskrieger, seine Waffe unter der Wucht der Himmelsschneide zerschmettert, wurde seines Lebens beraubt. Ein anderer wich dem Hieb der schnell hin und herglitzernden Klinge geschickt aus, doch setzte Celena sofort nach und stieß den Himmelsstahl in seine Brust. Die nächsten drängten nach. Zu mächtig war die Übermacht.

»Luk, bleib hinter mir!«, schrie sie.

Schläge hämmerten auf sie ein. So sehr sich Celena, die schwertkreisend die Luft zerschnitt, mühte, es schien nahezu unmöglich. Die Wucht eines Streitkolbens traf sie unerwartet. Japsend, nach Luft schnappend ging sie in die Knie. Ein Knall, wie von einem Peitschenhieb ertönte in dem Moment, als sie aufsah. In der metallenen Kopfbedeckung des Streitkolbenschwingers qualmte es aus einer münzgroßen Öffnung. Darüber verwirrt hielten die Genossen des Schergen inne.

Ein für Celena wohlbekanntes Krautentzündendes Knistern ertönte, welchem ein weiterer Donnerschlag folgte. Ein zweiter dieser Saphiumsüchtigen stürzte leblos zu Boden. Plötzliche Stille kehrte ein.

Celenas Augen suchten nach dem Besitzer des tödlichen Handrohrs. Ihr Blick blieb am Brunnen haften. Die Statue, welcher die Mitte des Wasserspenders markierte, war verschwunden. Das zuvor bewegungslose Standbild trat als schwarzgekleidete, von einer ledernen Kapuze verhüllte Gestalt, hinter dem Brunnen hervor. Herausfordernd musterten sie ein Paar grüne Augen. Die Züge des Antlitzes nahmen Konturen an, als das Individuum nähertretend den Kopf anhob.

Das Gesicht war weiblich und sie schien jung. Zu jung, sinnierte Celena. Ihre grünlichen Augen mit einem Hauch von Sepiafarbe wurden von lang geschwungenen Brauen unterstrichen. Sie kamen Celena bekannt vor. Allerdings wollte ihr nicht in den Sinn, woher oder bei wem sie diese Augen schon gesehen hatte.

In dunklem leichten Leder gerüstet, trug sie auf ihrem Rücken ein Schwert. Zudem hielt sie in der linken Hand eine andere Waffe. In der kaum beleuchteten Nacht mochte es sich um einen langen Stab handeln.

Celena kniff die Augen zusammen. Jene Rüstung ähnelte denen von Tacio und Malaine. Vollkommen in Schwarz und auf dem Brustharnisch das Sonnensymbol der hiesigen Schöpferhäuser gehörten sie einem geheimen Orden an, der sich "Die rechte Hand der Verkünder des Wortes" nannte. Ihre Mitglieder die sogenannten "Verkünder".

»Lasst euch versichern, dass nicht alle in den Schöpferhäusern den alten Weg treu ergeben sind«, sprach die junge Frau, als ob sie die Gedanken Celenas in diesem Moment lesen konnte.

»Und ich werde das Gefühl nicht los, das mit ihr irgendetwas nicht stimmt«, flüsterte Lutek daraufhin seiner Gefährtin ins Ohr.

Celena nickte leicht bestätigend. Das weibliche Geschöpf vor ihr warerst dem Mädchenalter entwachsen. Unter anderem umgab sie eine beunruhigende Aura der Vertrautheit, obgleich Celena sich sicher war, dieses junge Ding nie zuvor gesehen zu haben.

Mittlerweile hatten sich die gepanzerten Gegner von ihrem ersten Schrecken erholt. Sie hatten ein weiteres Ziel und schwangen ihre Waffe ebenso gegen die Unbekannte, die nicht zögerte.

Ihr langer Stab entpuppte sich als ein eisernes Rohr, das sie mit einem Ende gegen ihre Schulter stemmte. Bedacht visierte sie den ersten Anstürmenden an. Erneut echote ein Knall über den Innenhof. Der Stürmer stockte in seinem Lauf und fiel um. All ihre Kraft einsetzend schlug Celena auf den folgenden ein, der gleich darauf sich ein Kopf kürzer am Boden befand. Die Unbekannte drehte blitzschnell ihren Stab um und hämmerte das abgeflachten Stützende gegen den Helm eines anderen. Mit dem unmelodischen Geräusch eines gebrochenen Genicks knickte dieser dem Untergrund entgegen. Gleichwohl spie Luteks Bogen Feuerpfeile. Er ließ keinen Gegner nachrücken. Celenas Waffe durchzuckten bläuliche Blitze. Der Himmelsstahl bohrt sich in feindliche Eingeweide.

Aus dem Stab der unbekannten Mitstreiterin schoss eine weitere Kugel. Stahl wurde durchschlagen, Muskeln rissen und Knochen barsten, bis das glühende Geschoss die Wirbelsäule des Feindes zerfetzte.

Lutek richtete seinen Bogen auf die Fremde, die ihren Stiefelabsatz gegen die gepanzerte Brust eines Gotteskriegers trieb. Zischend bohrte sich das von der Sehne geschnellte Geschoss in den Rücken eines hinterhältigen Angreifers, der die Unbekannten zu überrumpeln gedachte. Diese kannte kein Erbarmen mit dem Mann, der unter ihr über das Gras kroch.

Der Rotschopf feuerte den nächsten Pfeil und hielt somit der jungen Frau den Rücken frei.

Aus dem Schatten herausspringend, stürmte der Anführer direkt auf Celena zu. Ihr Haupt ruckte zu ihm herum. Schon schlug der Befehlshaber zu. Ihr Schwert parierte, Metall kreischte auf. Mit Kampfesbrüllen stieß sie den Anführer zurück. Wieder hob der Anführer sein Schwert.

Wutschnaubend kreuzte Celena mit einer zweiten Waffe, die sie zwischenzeitlich an sich genommen hatte, die Klingen zur Abwehr.

Das Langschwert in der Hand des Kommandanten senkte sich hinab und prallte gegen die gekreuzten Waffen Celenas. Sie sprang auf den steinernen Rand des Brunnens, wirbelte um ihre eigene Achse und stieß sich ab. Ihr Körper schraubte sich durch die Luft. Hinter dem gepanzerten Anführer, der mittlerweile ebenfalls auf dem Rand stand, kam sie auf die Füße. Angespannt blickte Celena zu dem Mann hinauf. Sein helmbedecktes Haupt fuhr zu ihr herum. Aus dem Visier funkelten zornig Saphiumgetränkte Augen.

Die Bewegung Celenas war fließend. Im nächsten Moment traf ihre Klinge die Sehnen seiner Kniekehlen. Der Mann knickte vor Schmerz aufstöhnend ein. Der alte Kommandant des Kriegerordens lag vor ihren Füßen. Geschlagen und blutend. Zum Zeichen seiner Kapitulation hob er die Hand. Schwer atmend hielt Celena inne. Immerhin war der von ihr Besiegte als einziger seiner Einheit im Besitz seines Lebens. Drohend senkte sie die Schwertspitze ihm entgegen. Langsam nahm der Unterlegene seinen Helm ab. Celena schnappte nach Luft. Unter ihr offenbarte sich ein alter Bekannter. »Fineas!«

»Ja, Celena aus dem Hause Tousard. Ich hatte mehr Respekt zu unsereins erwartet. Stattdessen helft ihr diesen Leuten dort.« Er deutete mit schmerzverzogenen Gesicht auf die fremde junge Frau.

»Ihr seid ein verdammter Heuchler!«, kreischte es über den Hof.

Die Frau lief mit wütenden Schritten herüber, schubste Celena beiseite und spie Fineas an. »Karmaste-Jünger!«, geiferte sie verachtend.

Der Beleidigte wischte sich aus einem Reflex heraus den Bart. Gleichwohl zuckte er aufgrund dieser Bewegung unter den Schmerzen seiner Verwundung zusammen.

»Ihr und euresgleichen habt nur eines vor. Seine Kinder töten. Ihr fürchtet euch mehr vor ihnen als vor sämtlichen Magier dieser Welt. Hab ich recht? Sagt mir eines … Wie habt ihr von ihnen erfahren?!«

»Ketzerin! Hexenweib!«, bellte Fineas zurück.

Der Hass der Fremden auf den gottergebenen Kriegerorden schien jede Faser ihres Körpers zu durchziehen. Ihre hellen Augen waren leuchtende Punkte unter dem Dunkel ihrer Kapuze.

»Richtig, ich vergaß, einen Dankesbrief für Zeugung und Geburt an meine Eltern zu schreiben. Denkt ihr, ich habe mir meine Existenz ausgesucht? Also, woher wisst ihr es?«

»Aus vertrauenswürdiger Quelle hörten wir, dass an diesem Ort dämonische Mächte am Werk sind«, keuchte Fineas und biss vor Pein die Zähne zusammen. »Es seien angebliche Kinder des göttlichen Schöpfers. Uns wurde gesagt, sie sind Ketzer und von Dämonen besessene Magier. Jemand musste hier aufräumen«, verteidigte sich der Alte.

»Weshalb ihr, Kommandant Fineas?«

Der Templer sah sie verachtend an. »Ich wurde abberufen. Wir sollten sie lebend fangen.« Sein zittriger Finger richtete sich auf Celena, dann auf Lutek. »Diese beiden wären die Schlimmsten, hieß es.«

»Dieses Gemetzel hier hat eine von Karmastes Nachfahren angezettelt und ihr gehorcht blind deren Befehle«, spielte die Fremde den Verteidiger von Celena und Lutek.

Sich aus dem Staunen loslösend, trat Celena auf Fineas zu.

»Weshalb seht ihr in uns eine Gefahr? Diese Frau, Malaine. Sie war eine der Nachkommen von Karmaste.«

»Meine Befehle erhielt ich von der obersten erhabenen Mutter persönlich. Mein Glaube. Soll er deshalb eine Lüge sein?«

»Nein … eher fehlgeleitet. Ich sage die Wahrheit. Karmaste hat Kinder.«

»Noch ein Ketzer mehr.«

»Ihr habt nicht die geringste Ahnung, Fineas. Ihr seid nur eine Marionette in diesem Spiel«, sprach Celena in bedauerlichen Ton.

»Pah. Wir hörten von den angeblichen Kindern des Einen. Blendwerk und Lügen.«

»Woher? Von wem?«

Der Kommandant schwieg sich darüber aus.

»Es ist besser, wenn ihr jetzt geht«, meinte die Fremde.

»Wir können den Mann nicht verletzt hier liegen lassen«, wandte Lutek ein und bewies, dass sein Herz über Feindesgrenzen hinweg größer war.

So die Krieger der Schöpferhäuser von ihnen wussten, so wusste es ebenso die Erhabenen derselben. Was bedeutete, dass ihre Gegner nicht allein die San-Hüter waren, sondern auch die Glaubensgemeinschaft an sich.

»Wie ihr wollt«, äußerte die junge Frau ihren Unmut über die Hilfsbereitschaft. »Dann tut, was in eurer Macht steht, Tousard. Vielleicht hilft es dem saphiumumwaberten Hirn dieses Schwachkopfs dabei in die Gänge zu kommen.«

» Wie? Was soll …«

»Heilen. Was sonst«, erwiderte die andere und zog sich in das Dunkel der Nacht zurück.

Verunsichert starrte Celena ihr nach, dann blickte sie zu Lutek, der ebenso irritiert dreinsah. Kurz darauf kam ihm die Erleuchtung. »Schöpfung«, murmelte er verstehend.

Celena sah zu dem von ihr verletzten Kommandanten hinab. Mit einem Seufzer ließ sie sich nieder. Nach kurzem Zaudern legte sie ihre Hand auf das Bein des Verwundeten.

Vermächtnis der Sünder Trilogie

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