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Kapitel 3 - Heimliches Verlangen

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Am späten Nachmittag schlenderte das Pärchen auf der Suche nach einem Hotelzimmer die Strandpromenade entlang. Die laue Sonne schimmerte über den Wipfeln der Bäume und die glänzenden Ziegel unzähliger Dächer, sie wärmte die kühle Luft der vom Meer herüberziehenden Winde.

Alisia hatte die Decke und feuchten Handtücher in eine kleine Reisetasche gestopft, in der sich auch die Kosmetik und frische Wäsche zur Übernachtung befand.

Sean trug den Rucksack, in dem die Helme verstaut waren, und die Tasche mit den Getränken, von denen sie bereits einige Flaschen am Strand geleert hatten.

Voller Optimismus betraten sie die Lounge eines luxuriösen Hotels, das im Stil eines Schlosses erbaut war.

Alisia überfielen Zweifel, ob sie sich in dieser noblen Unterbringung ein Zimmer mit Doppelbett leisten konnten. Sean übernahm die Nachfrage an der Rezeption.

„Entschuldigen Sie, wir suchen ein Zimmer mit Doppelbett für eine Nacht“, wandte er sich an das Empfangspersonal.

„Tut uns leid, es ist Hochsaison, wir haben höchstens noch ein Einzelzimmer für zweihundertzehn pro Nacht.“

Sean lehnte dankend ab, worauf die Jugendlichen die Empfangshalle enttäuscht verließen.

Zweihundertzehn für ein Bett! Das ist ja Wucher! dachte Alisia empört. Wahrscheinlich konnten sie sich hier nicht einmal ein Plätzchen in der Abstellkammer leisten.

Bei den anderen Hotels erlebten sie Ähnliches, zwar waren diese nicht so teuer wie das Schloss, aber dafür gab es auch keine freien Zimmer mehr.

Alisia fühlte sich in dem überfüllten Ferienparadies verloren. Bekümmert lief sie neben ihrem Freund die Promenade entlang. Eine Jugendherberge war weit und breit auch nicht in Sicht. Sollte ihr Ausflug so hoffnungslos enden?

„Wie wäre es, wenn wir erst einmal etwas essen gehen?“, versuchte Sean, seine Freundin zu trösten, während er der Erfüllung seines heimlichen Begehrens entgegenfieberte.

In den belebten Gassen des Städtchens stießen sie auf einen Stand, an dem es Brötchen mit verschiedenen Sorten Fisch und frischem Salat zu kaufen gab. Eine Tafel versicherte den hungrigen Urlaubern ‚Täglich frischer Fang‘.

Genüsslich biss Alisia in das knusprige Brötchen mit Backfisch, das zusätzlich durch Salat, Zwiebeln und Remoulade verfeinert war. Sean schlang sein Backfischbrötchen hinunter.

Er dachte an sein Motorrad, das er vor Stunden in einer Nebenstraße geparkt hatte.

„Ich muss noch mal zum Motorrad und gucken, ob alles in Ordnung ist“, erklärte er seiner Freundin, die, auf einer Bank sitzend, noch mit ihrem Fischbrötchen kämpfte.

Nervös sprintete er an Leuten vorbei, die durch die engen Gassen flanierten.

Von Weitem sah er das goldocker-schwarze Motorrad in derselben Position am Straßenrand stehen, wie er es am späten Vormittag zurückgelassen hatte.

Gewissenhaft checkte er das Fahrzeug, um sicher zu gehen, dass sich niemand daran zu schaffen gemacht hatte.

Anschließend kehrte er zu Alisia zurück, bummelte mit ihr zur Promenade, wo sich Menschentrauben um Künstler scharten, die Porträts in wenigen Minuten mit Kohle und Pastell zeichneten.

Alisia bewunderte die charismatischen Gesichter der ausgestellten Zeichnungen. Sie registrierte die interessierten Blicke der Künstler, die nach geeigneter Kundschaft Ausschau hielten.

Einige Meter weiter dröhnte Partymusik von einer Bühne, auf der ein Sänger mit seiner rauchigen Stimme das Publikum betörte. Die Jugendlichen setzten sich erneut auf eine Bank, lauschten der melancholischen Melodie.

„Schade, dass wir nicht länger bleiben können“, bedauerte Alisia ihren Misserfolg bei der Zimmersuche.

„Aber wir haben doch noch den Strand“, hob Sean hervor.

„Und wo ist da ein Bett zum Schlafen?“

„Na, Strandkörbe, was sonst?“

„Ach ja, da werden wir ganz schön zittern!“

Bei der Vorstellung des verlassenen Strandes und der eiskalten Winde mitten in der Nacht durchzog sie ein unangenehmes Frösteln.

Während ihres Sonnenbads hatte sie nämlich haufenweise Muscheln und Algen im Sand entdeckt, in dessen feinkörnigen Struktur wellige Spuren von den nächtlichen Bewegungen des Meeres erhalten waren.

„Wir kuscheln uns in der Decke aneinander und machen es uns gemütlich“, hielt Sean dem Einwand seiner Freundin entgegen. „Außerdem ist so ein Sonnenuntergang am Meer einfach toll! Das musst du mal erlebt haben!“

„Also gut, dann übernachten wir eben am Strand“, lenkte Alisia mit einem unwohlen Gefühl im Magen ein, schließlich wollte sie sich nicht mit ihrem Freund überwerfen.

„Ich habe für uns auch was zum Feiern mitgebracht!“, bejubelte Sean die Zustimmung seiner Liebsten.

Sehnsucht nach Meer

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