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Kapitel 5 - Unterm Sternenhimmel

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Die Dämmerung hatte ihre Schatten über den Strand und das brausende Meer gelegt. Eine feuchte Kälte schwebte in der Luft, sank allmählich auf den Boden.

Alisia hatte sich ihr purpurnes T-Shirt über den Bikini gezogen, kuschelte sich an Sean, der nur in Badehose gekleidet auf der Decke saß.

Abrupt schnellte er hoch, zog die Badehose aus und warf sie auf die zusammengeknüllte Kleidung. Mit einem draufgängerischen Lächeln stand er nackt vor ihr.

„Ich geh noch mal schwimmen. Im Dunkeln ist das echt cool!“, rief er Alisia zu, die wortlos seinen athletischen Körper bestaunte.

Mit einem Satz sprang er in die stürmenden Fluten, kraulte durch das tosende Meer. Sie sah, wie seine muskulösen Arme nach oben ragten und auf die Wasseroberfläche schlugen.

Nach einiger Zeit entstieg er den schäumenden Wellen, sprintete zur Decke, indes Alisia seinen kleinen Mann bewunderte, der mit jeder Bewegung an Stärke zu gewinnen schien.

Das salzige Meereswasser perlte von seinem schlanken Körper, als er nach dem Handtuch griff.

„Jetzt ist es herrlich!“, rief er enthusiastisch, strahlte Alisia mit seinen blaugrünen Augen an.

„Ist es nicht kalt ohne Badehose?“, neckte sie ihren Freund.

„Nicht kälter als mit! Im Gegenteil, du fühlst dich frei!“

Er griente seine Liebste an.

„Ach übrigens, wir sollten uns langsam um unser Nachtlager kümmern.“

„Und was stellst du dir vor?“

„Ich schiebe zwei Strandkörbe zusammen und wir haben ein warmes Nest nur für uns“, erläuterte Sean seinen Plan.

„Wie soll das gehen? Die sind doch abgeschlossen.“

„Ich mach‘ das schon!“

Nachdem sich Sean die trockene Badehose übergezogen hatte, näherte er sich den bunten Strandkörben, deren Dächer im Mondlicht leuchteten. Er suchte zwei hellblaue aus, schob sie dicht zusammen.

Geschickt öffnete er die Vorhängeschlösser mit einem Universalschlüssel, den er sich als Lehrling in der Werkstatt angefertigt hatte, entfernte die Gitter.

„Here we go!“, verkündete er seiner Freundin. „Es sieht wie ein Himmelbett aus! Mit der Decke wird es richtig kuschelig!“

Alisia setzte sich neben ihn in die zusammengeschobenen Strandkörbe.

Am nächtlichen Himmel strahlte der Mond, der von unendlich vielen Sternen umgeben war. Von der extraterrestrischen Schönheit zutiefst berührt blickte Alisia in das silbrige Licht, das die Dünen und den Strand illuminierte.

Sean umschlang Alisia mit seinen Armen, legte ihr fürsorglich die Decke um. Die Jugendliche schaute wie gebannt zum Himmel hinauf, in dessen unendlicher Schwärze Luna und all die Sterne um sie herum funkelten.

„Sean, es ist unglaublich, amazing“, sprach sie voller Bewunderung. „Ich habe so etwas Schönes noch nie erlebt!“

„Mir geht es genauso“, pflichtete Sean seiner Liebsten bei. Er kuschelte sich dichter an sie heran, fühlte diese unauslöschliche Sehnsucht, seiner Freundin ganz nah zu sein.

Sanft streichelte er ihr Gesicht, seine Lippen glitten über ihre glühenden Wangen.

Mit den Fingern strich er ihr durch das schimmernde Haar. Er drückte Alisia fest an sich, atmete den blumigen Duft.

Ein unbändiges Verlangen, sich mit ihr zu vereinen, beherrschte seine Gedanken.

„Ich liebe dich“, flüsterte er und schob seine Hand unter ihr T-Shirt.

„Sean, ich liebe dich auch“, erwiderte sie berauscht.

Sie spürte, wie seine Hand ihr Bikini-Oberteil berührte, es sacht zur Seite schob. Aufgeregt fummelte er an dem störenden Kleidungsstück, bis er seine Liebste davon befreite, das Shirt über ihr langes Haar streifte.

Seine Lippen liebkosten ihre Brüste, wodurch sie vor Erregung bebte.

Mit einem Mal blendete sie ein gleißender Strahl, ließ sie vor Schreck erschaudern.

„Hey, was treibt ihr hier?“, vernahmen sie die Stimme eines Unbekannten.

„Wonach sieht das wohl aus?“, reagierte Sean gereizt, um die Störung des Fremden abzublocken. „Und stell die blöde Taschenlampe aus!“

„Ach, ihr wollt euch im Strandkorb vergnügen, ihr süßen Turteltäubchen!“, tönte der Fremde angriffslustig. „Hab euch wohl die Tour vermasselt?“, fügte er grinsend hinzu.

„Na, wenn ich du wäre, würde ich die Kleine auch vernaschen“, rief eine andere Stimme, während Alisia verängstigt die Decke über ihren Körper zog.

„Haltet die Klappe und verzieht euch!“, brüllte Sean. Wütend trat er hinter den Strandkörben hervor, musterte seine Kontrahenten.

„Ist schon gut, Mann! Reg dich nich auf!“, lenkte der erste ein. „Hab sowieso ‘ne eigene Party“, protzte er und stakste mit seinem Kumpel zu einer Horde von Jugendlichen, die wie aus dem Nichts aufgetaucht waren.

Alisia saß im Mondlicht erhellten Strandkorb. Heimlich beobachtete sie die Fremden. Waren es die Jugendlichen, die nachmittags am Strand ausgelassen feierten? Sie erinnerte sich an den übelriechenden Qualm. Sean setzte sich neben sie.

„So ein blöder Penner!“, schimpfte er zornig.

„Den mach ich platt, wenn der noch mal zurückkommt!“

Alisia schaute ihren Freund entsetzt an. Würde er sich am Ende noch mit dem Fremden prügeln?

„Vergiss die Idioten“, tröstete er seine Liebste, der die Panik ins Gesicht geschrieben stand.

Liebevoll legte er seinen Arm um ihre Schultern. Gemeinsam betrachteten sie den brillierenden Himmel, unzählige Sterne hüllten den Strand in ein Lichtermeer.

Überraschend flitzten Mädchen kreischend über den Sand, denen einige von den Jungen folgten.

Das heftige Kreischen jagte Alisia einen Schauer über den Rücken. Angsterfüllt lugte sie hinter dem Strandkorb hervor.

Sie sah die Mädchen wild über den Strand hüpfen, während sie von ihren Verfolgern lachend eingefangen wurden.

„Die spinnen nur rum!“, unterbrach Sean die Grübelei seiner Freundin, wobei er ihre zittrige Hand streichelte.

„Sean, die machen mir Angst!“

Die Siebzehnjährige beobachtete die Jugendlichen, von denen sich mehrere die Kleidung vom Körper streiften, nackt zum Ufer tobten. Grölend sprangen sie in die sprudelnden Wellen, die wie schwarze Diamanten glitzerten.

„Die sind verrückt!“, raunte Alisia ihrem Liebsten zu.

„Lass sie nur!“, erwiderte Sean gleichgültig.

Die am Strand zurückgebliebenen Mädchen stapelten Holzscheite übereinander, die sie mit ihren Freunden in der Dämmerung hinter den Dünen gesammelt hatten.

Alisia sah zwei entblößte Typen aus dem kalten Wasser stelzen, deren fahle Haut in der Dunkelheit leuchtete.

Kurz darauf loderte ein Feuer in den nächtlichen Himmel.

„Das sind ja richtige Pfadfinder“, kommentierte Sean die Aktivitäten ihrer aufdringlichen Nachbarn, um seine Freundin aufzumuntern. Er rückte dichter an sie heran.

„Wo waren wir eigentlich stehen geblieben?“

Verliebt schaute er in ihre Augen, die im Licht des Mondes und der Sterne funkelten.

„Beim Küssen?“, fragte Alisia rhetorisch.

„Bei der schönsten Sache der Welt!“

„Hey, Blondie, willste ‘n heißes Würstchen?“, rief einer vom Lagerfeuer herüber.

Ärgerlich fuhr Sean hoch. „Tut mir leid, Süße, aber dem hau ich jetzt eins aufs Maul!“, schnaubte er, warf sich das Shirt über und lief zu dem Missetäter.

Alisia starrte auf die glühenden Flammen, die in der stürmischen Meeresluft flackerten.

„Du hast es so gewollt, du Kiffer!“, brüllte Sean, während er auf den Störenfried zu lief, der einen Stock mit einer aufgesteckten Bockwurst über das Feuer hielt.

„Warum hast du meine Freundin angemacht?!“, schrie er ihn an.

„Was soll das? Ich wollte euch bloß was zum Essen anbieten“, redete er sich heraus.

Unverhofft stürzte ein fasernackter Bursche aus der Finsternis, schwankte entkräftet auf die Gruppe zu.

„Paul, wo hast du Eddy gelassen?“, wunderte sich eines der Mädchen.

„Ich weiß nicht, wo er geblieben ist. Wir haben ein bisschen getaucht, plötzlich war er verschwunden. Ich dachte, er wollte mich nur verarschen“, hechelte er außer Atem, bevor er sich in ein Handtuch hüllte.

„Aber er ist nicht hier!“, rief sie verzweifelt.

Sean erkannte sofort, dass es vermutlich um Leben und Tod ging, daher keine Zeit zu vergeuden war.

„Kann ich euch helfen?“, bot er seine Dienste an, kehrte seinem Widersacher den Rücken zu.

„Danke, Junge!“, antwortete der Andere. Er zog sich eine Shorts an.

„Am besten lauft ihr noch mal den Strand ab.“

„Pam und Nick, bitte rennt zur Promenade und ruft den Rettungsdienst!“, koordinierte er die zu unternehmenden Schritte.

„Warum seid ihr auch mitten in der Nacht schwimmen gegangen?!“, kreischte die Dunkelhaarige vorwurfsvoll.

„Und dazu sturzbetrunken!“, mischte sich das andere Mädchen ein, die sich erleichtert neben ihren Freund hockte.

„Was labert ihr so ‘ne Scheiße!“, schrie Seans ehemaliger Gegner.

„Lauft und holt sofort Hilfe!“

Nick und Pam rannten so schnell wie es ihr benebelter Zustand zuließ über den nasskalten Sand, bis sie den schmalen Pfad durch die Dünen erreichten.

Sehnsucht nach Meer

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