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TAGEBUCH – 22. Juli 2013

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Ich bin wie hypnotisiert von seinem Anblick. Er betritt den Strand und wird von dem fröhlichen Gröhlen der anderen empfangen. Er hat schwarze Haut und dunkle große Augen. Eigentlich fällt er überhaupt nicht in die Kategorie von Jungs, die ich normalerweise gut finde. Es ist auch nicht sein Aussehen, das mich anzieht. Es ist viel mehr seine Ausstrahlung, die mich fesselt und in seinen Bann zieht. Ein neues Lied fängt an und alle Leute klatschen und jubeln. Sie rufen einen Namen, den ich nicht verstehe, aber da alle Blicke auf den Typen gerichtet sind, gehe ich davon aus, dass sie seinen Namen rufen. Die Anderen scheinen ihn schon zu kennen und zu wissen, dass dies „sein“ Song ist. Er stellt sich in die Mitte und beginnt zu tanzen. Ich bin völlig verzaubert. Mr. Unbekannt kann wirklich gut tanzen und seine Bewegungen passen genau zur Musik. Zwischendurch nimmt er sich immer wieder selbst auf die Schippe, zieht komische Grimassen und vertanzt sich mit Absicht, was ihn nur noch sympathischer wirken lässt. Er beendet seine Tanzeinlage mit einer Drehung und blickt mir plötzlich direkt in die Augen. Schlagartig wird mir klar, dass ich ihn wie eine mit Valium vollgepumpte Kuh anglotze. Mir steht der Mund offen und es hätte nur noch gefehlt, dass mir ein Sabberfaden vom Kinn tropft. Bei dem Gedanken überprüfe ich schnell mein Kinn. Okay, alles ist gut! Er lächelt mich an mit dem weißesten Lächeln, das ich jemals gesehen habe. Sollte ich zurücklächeln? Wie geht das nochmal? Ich habe das Gefühl, dass sich in meinem Kopf nur noch Brei befindet. Oder Teig. Ein Hefeteig, der sich langsam in meinem Kopf ausbreitet, um auch noch die letzten funktionierenden Hirnströme lahmzulegen. Alles vor meinen Augen verschwimmt und nur noch ein Teil meines Blickfeldes ist klar zu erkennen. Er! Plötzlich spüre ich eine Hand auf meiner Schulter. Es ist mein Vater. „Es war ein langer Tag. Wollen wir auf unser Zimmer gehen?“, fragt er. Ich bin völlig aufgekratzt. An Schlaf ist nun wirklich nicht zu denken. Brav bitte ich meine Eltern, noch einen Moment bleiben zu dürfen. Zu meiner Überraschung willigen sie ein, weshalb ich mich von ihnen verabschiede und ihnen eine gute Nacht wünsche. Im Urlaub ist schließlich alles anders.

Mit Gummibeinen gehe ich an die Bar und bestelle mir ein Alsterwasser. Bei der Anmeldung im Hotel hatte ich Glück und habe ein weißes Clubarmband bekommen, welches anzeigt, dass ich volljährig bin. Schön wär`s!

Da die Sicht von der Bar auf die Tanzfläche sehr eingeschränkt ist, beschließe ich, mich mit meinem Alsterwasser in den Sand mit Blick auf die Tanzfläche zu setzen. Mr. Wunderbar tanzt gerade mit einem blonden Mädchen. Sie wirkt älter als ich, bestimmt um die siebzehn, und ist wahrscheinlich nicht mehr so grün hinter den Ohren wie ich. Irgendwie gefällt sie mir nicht. Nicht, weil sie mit diesem tollen Typen tanzt, sondern aus einem anderen Grund. Sie wirkt künstlich und aufgesetzt. Während sie ihre langen blonden Haare zurückwirft, schmachtet sie ihn an und legt ihre schmalen Arme um seine Taille. Mein Magen verknotet sich, als ich sehe, wie er ihr lächelnd etwas ins Ohr flüstert. Er zieht sie in eine Umarmung und geht. Ich beobachte das Mädchen, wie sie zu ihren Freundinnen läuft, ihnen etwas erzählt und lacht. Lachen ist vielleicht das falsche Wort. Quieken trifft es eher. Sie quiekt wie eine mit BSE verseuchte Hyäne und klingt dabei genauso falsch, wie ihre meterlangen, pink lackierten Fingernägel. Aber wohin geht er? Bitte geh nicht! Ach du Schande, er kommt zu mir! ...

Eine kurze Ewigkeit

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