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Die Diadochen: eine Porträtgalerie des Ehrgeizes
ОглавлениеDie zahlreichen Protagonisten dieser Epoche werden die „Diadochen“ genannt, weshalb auch der Zeitraum ununterbrochener Kriege zwischen Alexanders Tod und der endgültigen Teilung des Reiches 281 v. Chr. als „Diadochenzeit“ bekannt ist. Einige dieser Diadochen waren alte Männer aus Philipps Generation, Mitglieder der makedonischen Aristokratie. Antipatros, 75 Jahre alt und Regent von Makedonien seit 334 v. Chr., stand für Kontinuität und Autorität. Der 60-jährige Antigonos Monophthalmos (der Einäugige), der während des Feldzugs das Kommando über die griechischen Verbündeten innegehabt hatte, regierte nun Großphrygien, eine der bedeutendsten Provinzen in Kleinasien (s. Karte 3).
Alt mögen diese Männer gewesen sein, sie waren aber zugleich die Väter von ehrgeizigen Söhnen. Antipatros’ Sohn Kassander, geboren um 350 v. Chr., hielt sich zum Zeitpunkt von Alexanders Tod in Babylon auf und muss Hoffnungen gehegt haben, der Nachfolger seines Vaters zu werden. Der Sohn von Antigonos Monophthalmos, Demetrios, war damals erst 14 Jahre alt, doch sollte er bald zu einem der bedeutendsten Diadochen werden und sich später den Beinamen Poliorketes (Städtebelagerer) verdienen.
Unter den zahlreichen Offizieren, die in die Auseinandersetzungen verwickelt waren, die sich nach Alexanders Tod entfalteten, sollten drei Männer die nächsten 40 Jahre das politische Feld dominieren. Sie waren Alexanders Freunde seit Kindestagen und Mitglieder des engen Kreises der „Leibwächter“: Ptolemaios, 44 Jahre alt, wurde zum Satrapen der wichtigen Provinz Ägypten ernannt; Lysimachos, um die 38 Jahre alt, wurde Statthalter von Thrakien, jener Provinz, die Europa und Asien miteinander verband; und Seleukos, 35 Jahre alt, folgte Perdikkas als chiliarchos nach. Auch Eumenes, der königliche Sekretär Alexanders, hatte eine wichtige administrative Stellung inne.
|47|So sehr das tatsächliche Machtvakuum diese Männer auch zu Hoffnungen und Träumen inspirierte, waren sie doch an Alexanders Hof gewohnt gewesen, einander als ebenbürtig zu sehen. Wie konnten sie es nun akzeptieren, dass einer von ihnen in die Position aufstieg, die einst der tote König innegehabt hatte? Sollte einer von ihnen versuchen, zu viel Macht zu erlangen, würden sich, so stand zu erwarten, die anderen gegen ihn verbünden. Diese Bedrohung hielt die wichtigsten Protagonisten jedoch nicht davon ab, zu versuchen, sich mehr Macht zu verschaffen, wie es Alexander mit großer Leidenschaft mehr als ein Jahrzehnt lang vorgemacht hatte. Ihre widerstreitenden Ambitionen machen die politische Geschichte dieser Epoche zu einer verwirrenden Abfolge von Kriegen und renversements des alliances, für gewöhnlich begleitet von Ehen, die zwischen einem Diadochen und der Schwester oder Tochter eines anderen arrangiert wurden, aber meist nur kurze Zeit hielten.
Viele Einzelheiten sind, was die Ereignisse dieser Epoche betrifft (s. die Zeittafel, S. 463–465), immer noch ungewiss, auch wenn neu gefundene Inschriften immer wieder zusätzliche Informationen liefern. Nur einige wenige der bedeutendsten Entwicklungen werden hier zusammengefasst – sie charakterisieren die Natur der Konflikte und die Pläne und Erwartungen der Protagonisten am besten.