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1.2.3 Kommerzialisierung und Professionalisierung

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Kommerzielle Dienste. Für unser heutiges Bild vom Internet war jedoch der Aufstieg der ersten Onlinedienstleister und hier vor allem der kommerziellen Onlinedienste, wie CompuServe, The SOURCE und AOL in den 1980er-Jahren prägender. Diese Unternehmen wandten sich zunächst nur an Großkunden, boten aber bald auch normalen PC-Besitzern Zugänge zu Computernetzwerken. Diese separaten Netze richteten Ende der 1980er-Jahre Gateways zum Internet ein, über die sie seither E-Mail und News austauschen können.

Außerdem wurde das Internet in den 1980er-Jahren international, so dass die Onlinedienstleister ein transnationales Medium zur Verfügung stellten, mit dem sich zukünftig eine global verteilte Produktion neu organisieren ließ. Das Internet wurde so zum zentralen Medium für die weltweite Güterproduktion und zum Transfer von Finanzdienstleistungen. Letzteres war, wie wir heute wissen, der Beginn einer neuen globalen hochtechnologischen Produktionsweise.

Übergang zum marktgesteuerten Internet. Die radikale Veränderung der makropolitischen Rahmenbedingungen mit dem Zusammenbruch des Staatssozialismus hatte ab 1989 auch Auswirkungen auf das Internet zur Folge. Während des Kalten Krieges entwickelte sich das Internet auf der Basis einer engen Verzahnung von Industrie, wissenschaftlichem Apparat und Politik. So war das ARPANET zweifellos ein Projekt eines tonangebenden Warfare States, der wirtschaftliches Wachstum über Rüstungsanstrengungen und Wissenschaftsförderung generierte. Im Jahr 1990 wurde das ARPANET abgeschaltet. Dies gilt heute als ein Wendepunkt in der Geschichte des Internets hin zur Kommerzialisierung des Netzes. Der Staat trat erkennbar als maßgeblicher Impulsgeber auch bei der Entwicklung des Netzes zurück. Die weitere Gestaltung wurde ab jetzt von der Initiative privater Unternehmen geprägt.

Schließlich verhieß die »Informationsgesellschaft« neue wirtschaftliche Wachstumschancen und Renditen. Deshalb veränderte die Politik die Rahmenbedingungen hin zu einer marktgesteuerten Entwicklung. Die öffentliche Hand stellte nur noch die teure technische Infrastruktur bereit und bewarb diese mit dem Schlagwort des »Information Super-Highways«. Charakteristisch war hierfür die Initiative des späteren Vizepräsidenten der USA, Al Gore. Dieser hatte während seiner Amtszeit als Senator 1991 den »High Performance Computing Act« zur Förderung des Internets initiiert, was als wichtiger Schritt zur Verbreitung des Internets gilt. Im Ergebnis kam es zu einem euphorischen Run privater Unternehmen auf das Internet hin zur »New Economy«.

Konzeption des Webs. Technisch eröffnete die Erfindung des WWW, ein über das Internet abrufbares Hypertextsystem, durch Tim Berners-Lee im Jahr 1989 neue Horizonte für die öffentliche Nutzung des Netzes. Die Idee einer dezentralen, netzartigen Speicherung des Wissens war eigentlich schon in den 1940er-Jahren entstanden. In seinem Essay »As we may think« beschrieb Vannevar Bush5 (1945) ein System, das elektronisch an eine Bibliothek angeschlossen ist und dort enthaltene Bücher und Filme anzeigen sowie untereinander referenzieren konnte. Sein System Memex sollte es zudem jedem Benutzer erlauben, eigene »Spuren«, wir würden heute Links sagen, zu setzen. Schon damals war die massive Beteiligung aller Nutzer fest in das Konzept eingeplant.


Abb. 1.3: Skizze des Memex-Systems

1965 hatte dann Ted Nelson ein Hypertextsystem kreiert, das nichts »vergisst«: Xanadu. Er stellte sich darunter eine unbegrenzte Informationsdatenbank vor. Sämtliche Information der Welt sollte darin gespeichert werden. Der Gegensatz zwischen Autor und Leser sollte aufgehoben sein, weil die darin enthaltenen Dokumente simultan und kollektiv bearbeitet werden können. Auch war geplant, alle alten Versionen weiter zu erhalten, falls die Texte aktualisiert würden. Dabei sollte jedes »Stück Information« eine eigene Adresse erhalten, um die Linkstrukturen konsistent zu halten. Auch hier war die aktive Beteiligung aller Benutzer angedacht. Damit hatte Nelson nicht nur die Technologie des WWW vorweggenommen, sondern auch viele Elemente des Social Webs beschrieben.

»Web 1.0« – Das Internet wird zum Massenmedium. Das Internet wurde mit dem WWW, das technisch gesehen als Dienst auf dem Internet aufsetzt, visuell spannender und weitete die Möglichkeit digitaler Publikationen. Die neuen grafischen Benutzeroberflächen der Browser ermöglichten es auch Computerlaien, das Internet zu nutzen. Der Webbrowser Mosaic eroberte ab 1993 das Internet im Sturm. Leider besaß dieser im Gegensatz zu seinem Vorläufer Nexus keine Editierfunktion. Nexus erlaubte das gleichzeitige Editieren und Verlinken mehrerer Seiten in verschiedenen Fenstern. Ohne diese Funktion konnten dann später nur noch technisch versierte Menschen Homepages erstellen. Dennoch stellten damals private Homepages einen Großteil des WWW. Sie enthielten sehr unterschiedliche Inhalte. Dominant waren: die Bereitstellung von spezifischem Wissen, private Fotoalben sowie kommentierte Linklisten. Darüber hinaus entstanden sogenannte Webringe, die auf befreundete Webseiten verlinkten.

Zunehmend entdeckte die Wirtschaft das WWW als Kommunikationsmedium zwischen Standorten und Abteilungen. Das Internet wurde damit auch Teil des Vertriebs. Für Provider, Webdesigner und Nachrichtenanbieter boten sich neue Handlungsfelder und Internetseiten wurden zunehmend als Werbeträger entdeckt. So kam es zu einer verstärkten Professionalisierung, mit deren inhaltlichen Qualität und optischer Ästhetik private Homepages kaum mehr mithalten konnten. Sie wurden – mit wenigen Ausnahmen – in einen marginalen Bereich des WWW gedrängt, wo sie weiterhin ihre Subgruppen bildeten.

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