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ZWEI UNHEIMLICHE GESTALTEN

Am selben Abend – wieder am Rande der Stadt – in der Nähe von Destineauxs' Zuhause: es ist Spätsommer, aber doch schon ganz schön kühl draußen. Destineaux ist auf einer seiner abendlichen Erkundungstouren. Auf einmal bleibt er stehen. Ganz in der Nähe, nur ein paar Meter entfernt, flackert und knistert ein Feuer in einer alten Blechtonne.

Der Mäuserich schleicht sich näher heran, aber nur so weit, dass er nicht gleich zu sehen ist. Um die Blechtonne herum stehen zwei dunkle, unheimlich aussehende Gestalten. Die Hände haben sie nach vorn ausgestreckt, um sie sich zu wärmen. Der Eine dick, klein und mit krummen Beinen. Die dunkelblaue, fleckige Hose und die zerlöcherten, ausgelatschten Schuhe sind bestimmt drei Schuhgrößen zu groß. Gehüllt ist er in einen alten, braunen, stinkigen Mantel. Dieser Mantel ist mit Schmutzflecken übersät und wurde vermutlich lange nicht gewaschen.

Den Mantelkragen hat der Dicke, so gut es ging, hochgeschlagen. Wahrscheinlich möchte er nicht erkannt werden. Und trotzdem ist zu sehen, dass sein fast haarloser Kopf aussieht wie ein unförmiges Ei. Die wenigen fusseligen Haare werden mit einem alten, grünen Haargummi am Hinterkopf zusammengehalten. Seine braunen Augen stehen etwas hervor. Die Nase ist ein bisschen zu klein und zu dick geraten. Dafür sind seine Lippen sehr schmal, als hätte der Dicke gar keine. Das Gesicht ist stark aufgedunsen. Die Andere hat eine hagere Statur. Sie ist auch nicht viel größer als der Dicke. Unter ihrem grauen Trenchcoat – ebenfalls mit hochgeschlagenem Kragen – trägt sie ein geblümtes Kleid. Es hat Puffärmel und Rüschen zur Verschönerung. Beides lag wohl schon zu lange in einer mottenbewohnten Kleiderkiste. Überall am Kleid sind Fresslöcher zu erkennen. Ausgelatschte, abgenutzte Blümchenstöckelschuhe sollen ihre dürren, in einer mit Laufmaschen übersäten Strumpfhose steckenden Beine betonen. Zerzauste, wasserstoffblonde Haare hat sie zu einer Turmfrisur auftoupiert und mit Haarnadeln festgesteckt. Eine seltsam geformte lange Nase hat sie. Dicke, aufgesprungene Lippen und schlechte Zähne – ähnlich wie der Dicke – runden ihr Profil ab. Ihre Finger sind so lang wie Schaschlikspieße. Diese hält sie immer noch zum Aufwärmen über das Feuer. Destineaux kennt die Sorte "Mensch". Irgendwas stimmt mit denen immer nicht.

Diese Beiden hier kommen öfter um sich zu treffen. Sie haben meist etwas zu tuscheln und schauen sich die ganze Zeit um. So als fürchteten sie, entdeckt oder belauscht zu werden.

Die Uhrenträgerin

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