Читать книгу Die 35 häufigsten Fehler im Deutschen - Anja Richter - Страница 7

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2, Die Eltern *waren tot gewesen. Das Plusquamperfekt oder: die Vorvergangenheit

Wenn Ihnen an diesem Satz nichts Besonderes auffällt, lade ich Sie zu folgendem kleinem Test ein. Ergänzen Sie dabei die Verben in der richtigen Zeit.

Achtung! Sie müssen selbst entscheiden, ob in jeden Platzhalter ein Wort gehört oder nicht.

1, Die Straße ________ noch nass, denn es _______ heftig ________, (, Vergangenheit, sein, regnen).

2, Während wir vorgestern auf die Fähre _________, _________ er sich zu uns. (warten, gesellen).

Lösung 1: Die Straße war noch nass, denn es hatte heftig geregnet.

Erklärung 1: Zu dem Zeitpunkt, an dem der Sprecher feststellt, dass die Straße nass ist, regnet es nicht mehr.

Lösung 2: Während wir auf die Fähre warteten, gesellte er sich zu uns.

Erklärung 2: Hier kann keine Vorvergangenheit stehen, weil während auf Gleichzeitigkeit verweist.

Richtig: „Wir hatten exakt zehn Minuten gewartet, als er sich zu uns gesellte.“

Falsch: „Während wir gewartet hatten, gesellte er sich zu uns.“

Grund hierfür ist der Gebrauch von „während“ bzw. „als“. Dazu gleich mehr.

Erklärung zum Verständnis

Vorab möchte ich Ihnen die Regel anhand einer Skizze anschaulich darstellen. Der Strahl ist der Zeitstrahl, der von der Vergangenheit über die Gegenwart in die Zukunft reicht. Von Ihnen kennen ihn vielleicht aus der Schule.

1,

Vorvergangenheit | Vergangenheit | Sprechzeit

20:00 | 20:12 | 23:20

Filmstart | Ankunft am Kino |Erzählzeitpunkt

____________________________________________________________________

W Ä H R E N D W Ä H R E N D W Ä H R E N D W Ä H R E N D W Ä H R E N D

| |

Warten beginnt Wir warteten Warten endet

= = =

Er kommt nicht er kommt nicht er kommt nicht

Das Plusquamperfekt heißt im Deutschen „Vorvergangenheit“, was einen wertvollen Hinweis auf die korrekte Verwendung liefert. Das Ereignis, von dem man in dieser Zeitform berichtet, muss nämlich vor einem anderen, von dem man ebenfalls in der Vergangenheit erzählt, nicht nur geschehen, sondern auch abgeschlossen sein.

Jetzt verstehen wir, warum „Er war tot gewesen“ falsch ist, denn das „tot sein“ kann nie abgeschlossen und vorbei sein (außer wir sprechen von Auferstehung, Reinkarnation oder Zombies.) Im Normalfall bleibt tot aber leider tot.

Daraus folgt auch, dass jeweils nur ein Satzteil im Plusquamperfekt stehen kann, niemals beide, weil ja nicht beide vor dem jeweils anderen passiert sein können. Streichen Sie also Sätze wie „Er hatte sich zuerst ein Glas geholt und hatte sich dann hingesetzt.“

Das ist völlig unmöglich und sozusagen eine „grammatikalische Lüge“.

Um überhaupt das Plusquamperfekt verwenden zu müssen, muss man, wie gesagt, von allen relevanten Ereignissen in der Vergangenheit berichten, denn sonst bräuchte man ja keine Vorvergangenheit. Man würde einfach im Präsens und Perfekt erzählen, z.B. am Handy; „Hi Marie, Du, wir stehen gerade vor dem Kino und wissen nicht, was wir tun sollen, weil der Film schon längst begonnen hat.“

Wenn wir nicht mehr vor dem Kino stehen und von dem Ereignis erzählen, sagen wir richtig: „Wir standen vor dem Kino und wussten nicht, was wir tun sollten, weil der Film schon längst begonnen hatte.“

Wenn wir uns folgenden Satz veranschaulichen, fällt uns rasch auf, dass der Satz von den aufgrund der Grammatikfehler falschen Bezüge irrsinnig ist.

Nach Michels Tod hatte ich ein Jahr lang nichts anderes gemacht, als … [Fußnote 3]

Grundregeln

1, Das Plusquamperfekt, also die Vorvergangenheit, wird ausschließlich dann verwendet, wenn allgemein in der Vergangenheit erzählt wird.

2, Es schildert das Ereignis, das vor einem (oder mehreren) anderen eingetreten und bereits abgeschlossen ist, als das (oder mehrere) darauffolgende Ereignis geschah. Dieses Ereignis muss explizit erwähnt werden.

3, Auf „nachdem“ folgt deswegen immer das Plusquamperfekt.

4, Es ist irrelevant, mit welchen Satzteil Sie beim Erzählen beginnen:

Nachdem ich die Pizza gegessen hatte, ging ich ins Bett.

Ich ging ins Bett, nachdem ich die Pizza gegessen hatte.

Wörter, die das Plusquamperfekt verbieten, also Wörter, auf die niemals das Plusquamperfekt folgt, sind:

Während

45. Richtig: „Während er schlief, passte sie auf ihn auf.“

46. Erklärung: Hier geht es um eine Gleichzeitigkeit, keine Vor- oder Nachzeitigkeit.

47.

48. Falsch sind folgende Sätze

49. *„Während Tom geschlafen hatte, rief Pablo an“ ist Unsinn, weil Tom dann ja nicht mehr schläft, wenn Pablo anruft.

50. *„Während Tom geschlafen hatte, hatte Pablo angerufen“ ist noch größerer Unsinn, weil nicht beide Vorgänge vor dem anderen vorbei sein können. Sie passieren gleichzeitig, wie uns „während“ verrät.

51. (In romanischen Sprachen oder auch im Englischen stehen hier zur Kennzeichnung des länger dauernden Vorgangs die Partizipien, wie „Pablo llamò mientras Tom estaba durmiendo. “. Oder „Pablo called while Tom was sleeping.“)

Solange, sobald

52. Richtig: „Solange wir warteten, kam er nicht.“, „Solange wir kochten, kosteten wir nichts.“

53. Erklärung: Die Vorgänge dauern gleich lang an. Es wird eine Gleichzeitigkeit ausgedrückt.

54. Das Warten ist nicht vorbei, wenn oder falls er kommt – denn er kommt nicht.

55. Deutlicher wird es im zweiten Satz:

56. Wir kochen eine Stunde und probieren eine Stunde lang nichts – beides dauert gleich lang.

57. Hier wird kein Vorgang vor dem anderen beendet und es tritt kein neuer Vorgang ein.

Bis

58. Richtig: Wir warteten (solange), bis er kam.

59. Die beiden Ereignisse folgen nahtlos aufeinander. Das Warten wird vom Kommen abgelöst. Es dauerte also an, bis er kam. Aber das Warten war nicht vorbei, bevor er kam. In dem Beispiel mit dem Film und dem Regen ist dies aber der Fall: „Die Straßen waren nass. Es hatte (davor) geregnet.“ „Der Film hatte (davor schon) begonnen, als wir zum Kino kamen.“

60. Man kann nicht sagen. „Der Film hatte begonnen, bis er kam.“ Und auch nicht „Wir hatten Karten gespielt, bis er kam.“

Die ganze Zeit

61. Richtig: Wir warteten die ganze Zeit, aber er kam nicht.

62. Erklärung: s. solange

Andauernd, ununterbrochen, fortwährend, permanent, konstant, in einer Tour, in einem fort, etc.

63. Richtig: Wir warteten andauernd auf ihn, aber er kam nie.

64. Erklärung: s. solange

Jeden Tag/ jede Woche, immer wieder, etc:

65. Richtig 1: Wir warteten jeden Tag auf ihn, aber er kam nie.

66. Erklärung: Hier wird auf eine sich regelmäßig wiederholende Handlung verwiesen, nicht darauf, dass eine Handlung vor einer anderen beendet wurde.

67. Richtig 2: Jeden Tag hatten wir auf ihn gewartet

nie wieder, immer, ewig

68. Richtig: Wir warteten immer auf ihn, aber er kam nie wieder.

69. Falsch: Er war nie wieder gekommen.

70. Erklärung: Nie wieder beinhaltet, dass es kein Ende gibt. Es kann also nicht vorbei sein, bevor ein anderes Ereignis eintritt.

Manchmal:

mit zwölf, im Alter von 20 Jahren.

71. Richtig: Mit zwölf hatte sie schon alle Titel gewonnen.

72. Erklärung: Der Satz ist nur dann richtig, wenn das Titelgewinnen ist im Alter von 12 Jahren abgeschlossen ist.

73. Falsch ist der Satz dann, wenn sie mit 13 immer noch Titel gewinnt, weil sie dann mit 12 ja nicht damit aufgehört hat.

Bevor, ehe

74. Richtig 1: Bevor er starb, machte er sein Testament.

75. Erklärung1: Der Tod folgt auf das Testament.

76. „Geduldet“ richtig, aber weniger schön 2: Bevor er starb, hatte er sein Testament gemacht.

77. Erklärung 2: Das Testament schreiben war vorbei, als er starb.

Seitdem

78. Richtig: Seitdem er geschieden ist, blüht er auf.

79. Falsch: Seitdem er fortgewesen war / fort war, blühte er auf.

80. Erklärung: Seitdem bezeichnet ein fortdauerndes Geschehen.

81.

82.

83. Für mich persönlich ist die „geduldete“ Gebrauch nur dann in Ordnung, wenn der Tod unmittelbar auf das Testament folgt. Man sagt ja auch nicht „Bevor ich 2015 zum CEO befördert wurde, hatte ich 1997 meinen Abschluss gemacht“, oder „Als ich am Dienstag um 20:00 Uhr zum Kino kam, hatte der Film schon am Montag um 19:00 Uhr begonnen.“

84.

Test

85. Als wir zum Kino (kommen) ________, (beginnen) ______der Film schon.

86. Nachdem er das Auto (parken) ______, (gehen) ________ er in das Geschäft.

87. Bevor du (abreisen) ___________, (besuchen) ____________ wir noch Tante Ilse.

88. Ich ______ (kochen) die Vorspeise schon, als er die Verabredung (absagen) _________.

89. Gestern Abend (sitzen) ___________ wir bei Tim beisammen, (trinken) _______ guten Wein und (lachen) ___________ viel. Es (sein) _________ ein schöner Abend.

90. Im Dezember (kaufen) __________ wir den Kühlschrank, im Januar den neuen Herd.

91. Bei dem Flugzeugabsturz (sterben) _____ mehr als einhundert Insassen.

92. 1952 (auf die Welt kommen) __________ meine Mutter.

93. Wir (spielen) ___________ mit Puppen, bis wir zehn Jahre alt ______ (sein).

94. Als wir ins Lokal (kommen) _________, _______ Pippo schon sehr betrunken (sein), denn er (leeren) _____ bereits eine Flasche Trebbiano.

95. Sie (schauen)_______ aufs Meer hinaus, während sie der Band _________ (zuhören).

96. Nach dem Studium _____ ich ihn nie wieder _________ (sehen).

Die 35 häufigsten Fehler im Deutschen

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