Читать книгу Mord an Senatoren - Ann Bexhill - Страница 4
2 Kapitel
ОглавлениеIulia ist beim angesagten Friseur Licinius aus Utica in seinem Geschäft auf dem Capitol. Licinius ist der berühmteste Barbier und Haarkünstler Roms. Sein Geschäft ist immer voller selbstverliebter Weichlinge und voller putzsüchtiger deren Haarschopf wichtiger ist, als der Zustand der Republik. Männer gehen zu ihm, um sich von ihm mangelnden Haarwuchs behandeln zu lassen und sind bereit für seine Haarsalben 10000 Sesterzen zu zahlen. Die arme Iulia will eine vollständige Behandlung ertragen, erst wird ihr Haar gewaschen, geschnitten und gesalbt. Ist ihr Haar getrocknet, wird es mit einem heißen Eisen in Locken gebrannt dann parfümiert. Ihre Augenbrauen werden ausgezupft und geformt und die wenigen Haare in den Nasenlöchern herausgerissen. Eine Sklavin entfernt die Behaarung unter den Achseln und der unteren Zone, was so schmerzhaft ist, dass man oft Schreie aus Licinius Laden dringen hört, das sich einem die Haare aufstellen. Dann muss das feine Haar an Armen und Beinen dran glauben, mit brennenden Nussschalen werden sie bis auf die Haarwurzeln weggeschmort und danach wird die gequälte Haut mit einem Bimsstein seidenweich geschmirgelt. Ich empfinde die Stille im Domus angenehm, weil sie den Geparden und ihren griechischen Sklaven, der nie sein Maul halten kann, mitgenommen hat, doch Iulia tut mir leid.
Eusebius der Eunuche den Iulia von ihrem Vater geschenkt bekommen hat, beurteilt den Wert eines Menschen, wie ein Schlachter das Schwein nach seiner Dicke.
»Ein knochiger magerer Mann will dich sehen«, sagt er verächtlich und weckt mich aus verkatertem Schlummer. Ich stehe auf und schlingere zur Eingangspforte und sehe nach dem mageren Mann. Mein Kumpel Aedil Petronius steht vor der Tür und wirkt sehr vergnügt. Er ist ein winziger zartgliedriger und blutjunger Bursche. Sein Vater hat ihm das bedeutende Amt gekauft, damit der Jüngling nicht den ganzen Tag auf der faulen Haut herumliegt und sich mit der Philosophie beschäftigt. Die Stoiker sind zu theoretisch zu hellenistisch. Petronius begrüßt mich mit einer brüderlichen Umarmung. Er hat sich eine neue Sänfte zugelegt, ein rotes, neumodisches Ding mit Schiebetüren, die von acht Sklaven getragen wird. Der neunte Sklave sitzt drin und singt auf Befehl, oder gibt belangloses Geplapper von sich.
»Hallo Iulius ich wusste nicht, dass du aus Pompeji zurück bist, bis mir gestern die Tochter von Valerius davon erzählt hat. Essen wir was zusammen?«
»Wie spät?«, keuche ich. Das Sonnenlicht kneift mir schmerzhaft in die Augen.
»Mittagspause«, schätzt er mit einem Blick an den Himmel über dem Atrium. »Hast du noch geschlafen?« Er schüttelt seinen Kopf und sagt philosophisch: »Euer Leben möchte ich haben. Der Haussklave in Rom ist frei, wie ein Vogel!«
»Ja«, sage ich. »Das habe ich Früher auch mal gedacht. Komm rein. Ich habe gestern zu viel getrunken, also wundere dich nicht, wenn ich maulfaul bin.«
Mein Kumpel Aedil Petronius ist ein winziger zartgliedriger und blutjunger Bursche. Sein Vater hat ihm das bedeutende Amt gekauft, damit der Jüngling nicht den ganzen Tag auf der faulen Haut herumliegt und sich mit der Philosophie beschäftigt. Die Stoiker sind zu theoretisch zu hellenistisch. Petronius Claudius ist ein tüchtiger Beamter, die Anzahl der Morde ist in seinem Amtsgebiet nur um vierzig in diesem Jahr angewachsen. Was den Bürgern beweist, dass es ohne ihn und seinem Regiment in Subura nicht geht. Jetzt schüttelten wir uns die Hand und ich umarmte ihn und führte ihn ins Atrium.
Um das Regenwasserbecken stehen alte Skulpturen die Iulia sich von ihrem Vater aus Griechenland schicken ließ. Griechische Kunstschätze stehen hoch im Kurs. An den Wänden hängen Bildteppiche, die aus dem Orient zu uns kommen und unerschwinglich sind. Die Motive auf den Bodenmosaiken sind zurückhaltend. Sie zeigen die Vielfalt der italischen Landwirtschaft wie den Pflaumen und Pinienbaum. Ein anderes zeigt Szenen der Fischzucht. Ein schönes Wandbild zeigt die Arbeit die es macht, trinkbaren Wein zu produzieren. Wir lassen uns auf den Liegesofas neben dem kühlenden Impluvium nieder. Ich klatsche in die Hand und lass uns einen Krug Wein in den Innenhof bringen. Petronius legt sich auf das Lectus ein laues Windchen weht und trägt den Geruch einer brennenden Insulae mit sich. Nordwind, das Feuer ist unten im Argiletum nichts, was mir hier oben sorgen machen müsste.
»Prodesse!« Wir stoßen an.
Petronius fragt mich sentimental, wie es mir seit meiner Degradierung zum Sklaven ergangen ist. Er ist ein aufrechter Freund und lobte mich bei meiner Gerichtsverhandlung mit goldenen Worten über den grünen Klee. Er erzählte den Geschworenen, wie ich auf Bäume klettere, um Kätzchen herunterzuholen, wie ich vermisste Kinder an die Hand nehme und nach Hause bringe.
»Ausgezeichnet und dir?«
»Glänzend ich habe einen Architekten. Der kann mit Daumen und Augenmaß die Höhe jedes Gebäudes schätzen und es stimmt exakt. Hast du meine Sänfte gesehen. Die Bauvorschriften sind eine wahre Goldgrube Iulius. Besser als das Prokonsulat über Sizilien.« Ich pfeife anerkennend und strecke meine Arme. Ich hab’s mit dem Kreuz, was von den vielen feuchten und kalten Nächten auf den Straßen beim Dienst kommt.
»Crassus Valerius ist heute in Rom«, meint er. »Ich treffe mich später mit ihm in den Pompejus Thermen vielleicht gehen wir alle zusammen zum Optimo Plautus er gibt ein Essen.«
Ich klatsche in die Hände und lass uns einen neuen Krug leichten Wein in den Innenhof bringen, das Wasser schöpfen wir aus dem Impluvium. Petronius legt sich auf das Lectus, ein laues Windchen weht und trägt den Geruch einer brennenden Insulae mit sich. Ich halte meinen Daumen in die Luft, Nordwind es brennt unten im Argiletum nichts, was mir hier oben sorgen machen müsste. Ich habe davon Durst bekommen.
»Prodesse!« Wir stoßen an.
»Ist der knurrende Hund, der Praefectus urbi noch genauso durchgedreht?«, frage ich. Sein Traum ist es Dictator zu sein ohne Unterlass steckte er in den kompliziertesten Komplotten, deren Faden er am Ende verliert.
»Ja und es wird langsam ärgerlich«, sagt Petronius mit einem Schmunzeln. »Die Senatoren schickten ihn ein Jahr lang als Hafenmeister nach Ostia. Er ist ein fähiger Beamter doch andauernd beruft er sich auf seine Abkunft von Herakles und fordert damit alle heraus. Das liegt an seinem Unterton, mit dem er das macht, so als müsste er über allen stehen. Wenn du mich fragst, die Schuld liegt an den verknöcherten Hochzeitsriten der Sabiner, wenn sie durch die Inzucht nicht sabbernde Idioten sind, werden sie wahnsinnig. Betrachte nur einmal den Tullius Cicero, er hat die irren Augen eines tollwütigen Hundes, wenn er als Anwalt ein Plädoyer hält.«
»Ja der Mistkerl hat meinen Prozess, als Ankläger vertreten. Ich meine es ist seine Arbeit, aber er hat nicht ein gutes Haar an mir gelassen.«
Petronius setzte sich in eine andere Position und stellt seinen Becher auf den Tisch ab und sieht mich listig an. »Was führt seine Gattin im Schilde?«
»Mimosa Valerius?«
Er nickt.
»Weiß ich nicht. Sollte sie was planen? Du vergisst, dass ich seit sechs Monaten kein Centurio bin.«
»Leider, eine Schande ist das. Ein fähiger Centurio, wie du. Im Augenblick kann ich da nichts machen. Du musstest diesen Brutus ja gleich umbringen und er ist der Cousin vom Senator Cicero. Bringe deine Zeit hinter dich und komm zu mir ich will sehen, als was ich dich bei der Marktpolizei unterbringen kann. Also Mimosa hat keinen Kontakt zu dir gesucht ich meine sie war hinter dir her.«
»Nein. Du kennst diese Patrizier, sie gibt sich nicht mit Sklaven ab.« Die Sklavin füllt unsere Becher. Petronius beugt sich vor legt die Hände ineinander und blickt mich an. Sein Gesicht sieht erschöpft aus. Ich finde Petronius sollte unbedingt zu einer Erholungskur in einen Aeskulaptempel nach Griechenland fahren. Er muss die Seele baumeln lassen, umsorgt und behütet von den Jüngern des Gottes Aeskulap.
»Ich wundere mich. Vor einer Woche will Mimosa wissen, wo der Praefectus urbi ist und gestern kommt seine Tochter Aebutius Valerius vorbei und dann tauchst du wieder aus den pontinischen Sümpfen auf. Ich hatte gedacht da ist was dahinter. Zu viel Zufall denke ich.«
Ich verstehe seine Sorgen Valerius ist unberechenbar. Er verschwindet er für eine Weile und ist für niemanden zu erreichen. Und nach seinem Verschwinden brechen blutige Unruhen in Subura und auf dem Aventin aus. Die Viertel, die von der Unterschicht bewohnt werden.
»Rechnest du mit Unruhen bei den Spielen?«
»Seit Valerius zum Hafenmeister Ostias gemacht wurde damit er aus dem Sichtfeld Catos verschwindet habe ich ihn nicht mehr gesprochen.«
»Der Seehandel wird florieren, so wie die Kriminalität in Rom. Er ist voller Ideen!«, sag ich. Oh je er wird am wichtigsten Hafen der Welt seine Unruhe stiften. Bald wird es nicht genug Gerste geben, um die Schweine zu füttern und ohne Schweinefleisch zu einem normalen Preis erhebt bald der Pöbel seine Fäuste.
»Sollte er nicht sein Amt in Rom langsam aufgeben? Wie will er von Ostia die Cohorte Urbanae leiten? Er ist doch als Hafenmeister genauso immun gegen Catos Strafverfolgung. Du darfst mir glauben, man ist wütend auf ihn. Jede Frage jeder Befehl muss zwischen den Städten hin und her geschickt werden.« Petronius trinkt einen Schluck Wein sein kleiner Finger mit dem Klunker ist abgespreizt. »Hoffentlich sieht er das ein ich treffe mich nachher mit ihm. Man hat ihn zum Prokurator ernannt, er muss sein Amt als Praefectus urbanae niederlegen.« Er sieht mich an: »Wie lange bist du noch Sklave Iulius?«
»Zwei Jahre bis nach den Bacchanalienfeiern.«
»Ich kann für meine Truppe einen guten Centurio gebrauchen. Und ich spekuliere nicht ohne Grund auf ein besseres Amt.«
»Mach dir nichts vor, du liebst dein Amt und die Leute aus der Subura, die zu dir aufsehen, wie zu einem Gott.«
Das tun sie wirklich, denn es ist nur göttlichem Eingreifen zu verdanken, wenn das Haus von so einem Glückspilz an die Cloaca maxima angeschlossen wird, und er bequem auf seiner eigenen Latrine sitzen kann.