Читать книгу Die Adelaiden - Anna Felder - Страница 5
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ОглавлениеEr aber kehrte sprechend heim: Beladen mit Stimmen, die er in der Stadt aufgeschnappt hatte, kam er zurück, nicht nur heimische Stimmen, auch deutsche aus Deutschland, auch südländische, französische und englische, frisch von der Straße, verlangten eine unmittelbare Antwort.
«Oui, bien sûr», antworteten wir zu Hause Gebliebenen im Chor, während Ottone, die Einkäufe in der Hand, schon zum Tisch ging, der ihm als Abstellkammer und Regal diente: französisches Regal, wussten wir, von jeher überhäuft mit bibelots, Kerzenleuchtern, Wörterbüchern, einer hindrapierten Krawatte, Scheren und Brieföffnern; und mit Geschenkartikeln von Sport und Spiele, nein, einst lagen Broschen und Gemmen zwischen den Leuchtern, mit einem kostbaren Kreuz auf farbiger Watte, das er vor allen anderen Adelaide schenken wollte, damals Adele, einem Mädchen, das er kennen und erkennen wollte: sofort, auf dem überladenen Tisch:
«Mit all diesen Kerzen?», hatte sich das Mädchen empört, mit achtzehn Jahren wenig erfahren in französischer Einrichtung.
«Komm, Adele, viens vite, Adelaide», hatte er gerufen, sie beim Namen nehmend, ihn wachsen, ihn zergehen lassend auf ihr, noch bevor er es wusste, «Adele, Adelaide», hatte er stehend in ihr gerufen, die Kerzenleuchter als Zeugen, «wo sind wir, Kindchen.»
Es war an ihr gewesen zu antworten, Einzige auf dem Tisch, der ihrer geworden war mit achtzehn Jahren, Einzige und gegenwärtig bis heute und doch schon geteilt, schon unumgänglich vervielfacht in dem Wissen, die erste und in allen künftigen Adelaiden gegenwärtig zu sein, ob sie nun Margherita oder Pia hießen, Lea hieß ich, und Cristina und Assunta und weiter bis zu den braungebrannten Schwestern einschließlich Lea, mit unserem braven Kreuz um den Hals, im Schichtdienst gerufen, Schwester Tina, Schwester Betty in weißen Sandalen, um in Ottones Haus im Namen der Adelaide eine nie zu Ende gegangene Liebe lebendig zu halten.