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11. Der Mann mit dem Bart.

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Es wohnten nur wenige Männer in der Stadt, die lange weiße Bärte trugen. Es ward eine Liste derselben angefertigt und dem Untersuchungsrichter unterbreitet, der sie lächelnd durchlas.

„Kein einziger von diesen würde ein Unrecht begehen, viel weniger ein Verbrechen“, sagte er. „Sie müssen woanders nach dem Mörder Agatha Webbs suchen, nicht in unserer Stadt.“

„Möglich“, entgegnete Knapp, „indes sagen Sie mir gefälligst erst, wer diese Leute hier sind. Wer ist Edward Hope?“

„Ein Uhrmacher; tadelloser Charakter.“

„Und Sylvester Chubb?“

„Ein Farmer, der von früh morgens bis Sonnenuntergang auf seiner Farm arbeitet, um Mutter, Frau und sieben Kinder zu versorgen und von Abends bis elf Uhr des Nachts Holzarbeiten schnitzt, die er in Boston verkauft.“

„John Barker, Thomas Elder, Timothy Sinn?“

„Alles brave Leute; ich bürge für jeden einzelnen von diesen.“

„Und John Zabel, James Zabel?“

„Beide unantastbar. Waren einst berühmte Schiffsbauer, bis der Wechsel von Holz zu Eisen sie aus dem Geschäft brachte. War wirklich schade, denn sie waren Experten in ihrem Fach. Apropos, Fenton, man sieht die Beiden weder in der Kirche, noch an der Werft mehr.“

„Nein; sie bleiben am liebsten zu Hause und allein; werden alt, wie wir.“

„Brave Jungens, einst. Wir müssen sie einmal aufsuchen, Fenton. Ich kann nicht sehen, wenn alte Freunde sich so ganz zurückziehen. Doch zum Geschäft zurück zu kommen: Sie können ruhig weiter gehen, Knapp.“

Knapp indes hatte das Zimmer verlassen. Er ging die Straße hinab, bis zu einem gewissen Hause und zog dort die Klingel.

„Sind Sie Pastor Crane“ fragte er den Mann, der die Türe öffnete, „der Herr, der gestern Nacht gegen einen Mann rannte, welcher aus Mrs. Webbs Haus kam?“

„Ich bin Pastor Crane“, antwortete. der überrascht, „und rannte gegen einen Mann allerdings.“

„Gut - mein Name ist Knapp. Ich bin der Detektiv, der von Boston hierher gesandt ward, den Fall zu untersuchen und ich glaube, Sie können mir dabei mehr behilflich sein als irgendein anderer in Sutherlandtown. Wer war der Mann, gegen den Sie rannten? Sie kennen ihn, wenn Sie auch vorsichtig genug waren, seinen Namen nicht zu nennen.“

„Sie irren. Ich kenne ihn nicht. Er trug einen langen Bart und lief wie ein Mann, der nicht mehr jung ist. Weiter kann ich -.“

„Entschuldigen Sie, bitte, Herr Pastor. Ich verstehe mich etwas auf Physiognomien. Wenn Sie nicht zum mindesten jemanden in Verdacht hätten, würden Sie nicht so verlegen dastehen. War es einer der beiden Herren, deren Namen Sie hier sehen?“

Pastor Crane schaute das Papier an, das ihm jener aushändigte und erblasste.

„Sie haben mich“, sagte er. „Sie müssen ein ungemein scharfsichtiger Mensch sein.“

Der Detektiv lächelte und steckte die Karte in die Tasche zurück. Die beiden Namen, die er darauf geschrieben hatte, waren die von John und James Zabel.

„Sie sagten noch nicht, welcher von Beiden es war“, bemerkte Knapp ruhig.

„Nein“, entgegnete der Pastor, „weil ich selbst noch nicht darüber nachgedacht habe. Ich weiß überhaupt nicht, ob ich nicht einen unverzeihlichen Fehler beging, anzunehmen, dass es einer der beiden gewesen ist. Ein schneller Blick kann gar leicht täuschen und die Zabels sind beides Männer mit tadellosem Ruf.“

„Gewiss. Sie haben sich geirrt, Herr Pastor, zweifellos geirrt. Ich muss schon selbst ausfindig machen, wer es gewesen ist. Machen Sie sich weiter keine Gedanken darüber.“

Darauf verbeugte er sich unmerklich und ging schnell die Straße hinab, direkt in das Spezereigeschäft des Herrn Loton.

Hier hatte er es nicht so leicht. Sally Loton stand mit ihrem Gatten hinter dem Ladentische. Die beiden hatten offenbar soeben über das gesprochen, was Knapp gerne wissen wollte.

Auch merkte er sofort, dass die kleine Frau viel weniger zum Plaudern aufgelegt war, als der Mann. Er wandte sich daher der ersteren zu, von den ältesten und bewährtesten Waffen dem schönen Geschlechte gegenüber Gebrauch machend, der Schmeichelei.

„Meine liebe Frau“, begann er, „Ihre Herzensgüte kann man ihnen von der Stirn lesen. Ihr Mann hat Ihnen soeben einen Namen anvertraut, den Sie, aus Nächstenliebe und um keinen Irrtum zu begehen, nicht nennen wollen. Das nenne ich wahres Christentum in der Tat! Doch Ihre Herzensgüte sollte dem Rade der Gerechtigkeit nicht in die Speichen greifen. Wenn Sie uns wenigstens sagen wollten, wem der Mann gleich sah, könnten wir die richtige Spur allein finden.“

„Er sah keinem gleich, den ich kenne“, sagte Loton. „Es war übrigens viel zu dunkel, um sein Gesicht erkennen zu können.“

„Aber seine Stimme - man erkennt oft Leute an ihrer Stimme.“

„Seine Stimme war mir ganz unbekannt.“

Knapp lächelte und schaute noch immer die kleine Frau an.

„Er hat Sie aber an Jemanden erinnert, den Sie kennen. Dazu müssen Sie einen Grund haben! Kein Mensch denkt an einen guten Nachbarn von tadellosem Ruf in Verbindung mit einem Manne, der um Mitternacht Brot kauft und dafür mit einer Zwanzig-Dollars-Note bezahlt, - kein Mensch, sage ich, denkt an einen solchen Mann ohne triftigen Grund!“

„Der Mann trug einen langen Bart; dieser streifte meine Hand, als ich ihm das Brot gab -.“

„Gut; das ist wenigstens ein Punkt.“

„- und so dachte ich an die Leute hier, welche auch lange Bärte tragen -.“

„Wie zum Beispiel -?“

Während Knapp dies sagte, nahm er die Karte, die er mit so großem Erfolge bei Pastor Crane benutzt hatte und hielt sie der neugierigen Frau unter die Augen.

Das überraschte Gesicht derselben sagte ihm, was er wissen wollte.

„Wer sagte Ihnen, dass es einer der Beiden war?“ fragte sie.

„Sie!“ entgegnete er und steckte die Karte lächelnd in die Tasche.

„Hast Du je so was gehört, Samuel?“ rief sie. „Hab ich ein Wort gesprochen?“

Der Detektiv indes war längst aus dem Laden verschwunden.

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