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05. Eine Spur im Grase.

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Als der Untersuchungsrichter, gefolgt von Mr. Sutherland, aus der Türe trat, bot sich den beiden ein merkwürdiger Anblick dar. Miss Page stand noch immer unbeweglich auf derselben Stelle und schaute die Kommenden unverwandt an.

Als sie in ihrer Nähe waren, zog sie die rechte Hand aus dem Umhange hervor, deutete auf das Gras zu ihren Füßen und sagte ruhig:

„Sehen Sie dies?“

Die beiden Männer beeilten ihre Schritte, beugten sich nieder und betrachteten angelegentlich die bezeichnete Stelle.

„Was sehen Sie da?“ fragte Mr. Sutherland, der ohne Gläser in der Nähe nicht mehr gut sehen konnte.

„Blut“, entgegnete der Richter, einen Grashalm abpflückend und ihn genau betrachtend.

„Blut!“ wiederholte Miss Page, mit einem so bezeichnenden Blick, dass Mr. Sutherland sie verwirrt anschaute, eine Empfindung, die er sich nicht erklären konnte.

„Wie konnten Sie diese kaum sichtbaren Flecken bemerken?“ fragte der Richter.

„Kaum sichtbar? Es ist das einzige, was ich in dem ganzen Garten sehe!“

Und mit einer Verbeugung, die nicht ohne Spott war, ging sie dem Tore zu.

„Ein unbegreifliches Mädchen“, sagte der Untersuchungsrichter.

„Aber sie hat recht, was diese Flecken anbetrifft. Abel“, rief er den Mann an, der an der Türe stand, „bringen Sie eine leere Kiste oder ein Fass und decken Sie diese Stelle hier zu. Ich will nicht, dass Jemand das Gras hier zertritt.“

Abel ging, den Auftrag auszuführen und kam eben an das Tor, als Miss Page dies zu öffnen im Begriffe war.

„Wollen Sie mir, bitte, helfen“, sagte sie. „Ich kann nicht durch diese Menschenmenge kommen.“

„Nicht?“ rief eine Stimme von außen. „Gehen Sie heraus, während ich hineingehe und Sie finden einen Weg offen.“

Da sie die Stimme des Sprechers nicht erkannte, zögerte sie; doch da das Tor sich eben bewegte, presste sie gegen dasselbe und stand im nächsten Augenblicke dem Eintretenden gegenüber.

„Ah, Sie sind es“, murmelte der, sie durchdringend anschauend.

„Ich kenne Sie nicht!“ entgegnete sie naserümpfend und schlüpfte aus dem Tore, ehe er Zeit zum Erwidern fand. Er schnalzte mit den Fingern der rechten Hand und winkte lächelnd Abel zu, der erstaunt diesem Zwiegespräch zugehört hatte.

„Schmiegsam, wie ’ne Weide, he?“ sagte der Angekommene.

„Nun, ich habe schon oft Pfeifen aus Weiden geschnitten und - wie kommst Du zu dem?“, brach er plötzlich ab und deutete auf eine seltene Blume, die halb welk aus Abels Knopfloch hing.

„Das? Oh, ich hab sie im Haus gefunden; sie lag auf dem Boden, fast unter Batsys Röcken. Merkwürdige Blume, was? Wunder, woher sie sie hatte.“

Der Andere ward sofort äußerst erregt. Seine grünen Augen leuchteten sonderbar.

„War das, ehe die junge Hexe, die Du eben hinausgelassen hast, ins Haus kam?“ fragte er.

„Oh ja, ehe überhaupt Jemand auf den Hügel kam. Was soll die junge Dame mit einer Blume zu tun haben, die Batsy fallen ließ?“

„Sie? Nichts. Nur möchte ich Dir raten - und Du weißt, ich habe Dir noch immer gut geraten - nimm das Ding aus Deinem Knopfloch. Stecke die Blume in ein Kuvert und bewahre sie gut auf und wenn sie Dir nicht eines Tages abverlangt wird, um eine wichtige Rolle zu spielen, dann darfst Du mich einen Esel heißen und vergessen, dass wir Spielkameraden gewesen sind.“

Abel lächelte, nahm aber die Blume aus dem Knopfloch und schickte sich an, das Gras zu bedecken, wie Dr. Talbot ihm aufgetragen hatte.

Der Andere stellte sich ans Tor, dem der Untersuchungsrichter und Mr. Sutherland sich eben näherten und machte Miene, sie anzureden.

Es war der Musiker Sweetwater, den wir Mr. Sutherlands Haus betreten sahen, als der letzte der Diener es verlassen hatte.

„Dr. Talbot“, redete er den Untersuchungsrichter an, der nun vor ihm stand.

„Sie haben oft versprochen, mir zu erlauben, meine Fähigkeit als Detektiv zu beweisen, sobald sich einmal Gelegenheit hierzu böte. Denken Sie nicht, dass die Zeit hierzu nunmehr gekommen ist?“

„Ah, Sweetwater! Ich glaube, der Fall ist zu verwickelt für den ersten Versuch eines unerfahrenen Mannes. Ich muss jedenfalls einen Experten von Boston kommen lassen. Ein anderes Mal, Sweetwater, wenn die Komplikationen nicht so ernster Natur sind.“

Der junge Mann erblasste und wandte sich zum Gehen.

„Darf ich wenigstens hier herum bleiben?“ fragte er, mit bittender Gebärde.

„Gewiss. Fenton findet schon Arbeit - und für sechs andere“, setzte er hinzu. „Gehen Sie ins Haus und sagen Sie ihm, ich hätte Sie geschickt.“

„Besten Dank“, rief Sweetwater und sein betrübtes Gesicht klärte sich auf. „Jetzt werde ich zuerst ausfindig machen, wie die Blume ins Haus gekommen ist“, murmelte er.

Engel und Teufel

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