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Vorwort

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In diesen Tagen trauere ich mit zwei mir nahestehenden Paaren. Ein noch kinderloses Paar muss einen zweiten Abort verarbeiten, nachdem es für einige Wochen leise zu hoffen gewagt hat, bald eine Familie zu sein. Das andere Paar lässt seinen Kinderwunsch los, für den die beiden jahrelang an ihre seelischen, körperlichen und finanziellen Grenzen gegangen sind. Beides ist wie ein Tod, der eine Beerdigung verdient hätte. Um gebührend Abschied zu nehmen, um der Trauer Raum zu geben und der Welt zu zeigen: da ist jemand gestorben, den wir sehr geliebt, auf den wir uns so sehr gefreut haben. Trauert mit uns um unseren Verlust!

Viel zu leise passieren diese Tode. Hinter verschlossenen Türen, eingeschlossen in Menschen, die keine Worte finden, für Gefühle, die von Außenstehenden so schwer begreifbar, so schwer nachfühlbar sind. Jedes Einsetzen der Periode kann wie ein solcher kleiner Tod sein für ein Paar, das sich nichts sehnlicher wünscht, als ein eigenes Kind. Jedes siebte Paar mit Kinderwunsch in Deutschland hat Schwierigkeiten, Kinder zu bekommen.

Ich habe selbst erlebt, wie es ist, immer wieder zu hoffen und immer wieder enttäuscht zu werden. Wie es sich anfühlt, lang ersehnte Schwangerschaften zu verlieren und wie weh es tut, sich in seiner Not nicht verstanden zu fühlen. Ich habe auch erlebt, wie tröstlich es sein kann, sich mit Menschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, auszutauschen, sich gegenseitig zu verstehen und Hoffnung zu geben. Und ich habe erfahren, wie mein Wunsch nach einem eigenen Kind Ausmaße angenommen hat, die mir nicht gut getan haben.

Fast drei Jahre meines Lebens habe ich mich auf einen Mangel fokussiert und mich davon bestimmen lassen. Ich habe diesen Mangel so groß werden lassen, dass ich mich gefühlt nur noch um ihn gedreht habe, was mich wiederum gelähmt und mir verwehrt hat, meinen Blick auf all das Schöne zu richten, das mein Leben in dieser Zeit hätte erfüllen können.

„84 Monate – Sieben Jahre gefangen im Kinderwunsch“ heißt ein Buch von Julie von Bismarck, das ich gerade lese. Die Autorin erzählt darin ihre eigene Geschichte und der Titel beschreibt sie sehr gut. Ich wünsche mir, dass das vorliegende Buch für manch Gefangene*n ein warmer Lichtstrahl sein darf, der bis in die dunkle Gefängniszelle hinabdringt, oder wie ein Freund, der zu Besuch kommt und tröstende Worte findet, oder gar wie eine Taube mit einem grünen hoffnungsbringenden Zweig im Schnabel.

Ich wünsche mir, dass Menschen, die nicht gefangen sind, aber auf einem steinigen Weg mit offenem Ausgang, in diesem Buch einen Gefährten finden, der mit ihnen geht. Dass es Trauernden zur Seite stehen und ihnen Worte schenken kann. Ich wünsche mir, dass Menschen, die diese Erfahrungen nicht machen mussten, durch dieses Buch eine Idee davon bekommen, wie ein unerfüllter Kinderwunsch sich anfühlen kann und wie sie vielleicht ein Stückweit mittragen können, was ihren Lieben so schwer auf den Herzen liegt. Ich wünsche mir, dass Gemeinden sensibilisiert werden, Paaren in ihrer Gemeinschaft beizustehen und ihnen Räume für ihre Trauer und ihre Fragen zu schaffen, anstatt ihnen Bibelverse oder gut gemeinte Ratschläge um die Ohren zu hauen.

Mein Kinderwunschweg ist gut ausgegangen und mir ist bewusst, dass es unendlich viele Paare gibt, die nichts lieber täten, als mit mir zu tauschen. Deshalb fällt es mir nicht leicht, hier zu schreiben und Worte zu finden, für euch, deren Erfahrungen wie offene Wunden klaffen und die ihr nicht mehr zu hoffen wagt. Ich kann mir nicht vorstellen, wie schmerzvoll das sein muss! Mein Gebet für alle in einer verzweifelten Lage ist, dass sie sich trotz allem getragen fühlen und den Frieden spüren, der unser menschliches Denken übersteigt. Dass sie den Gott erleben, der selbst in den dunkelsten Stunden, wenn wir ihn verfluchen, unsere Hand nicht loslässt.

In diesem Buch erzählen Paare ihre wahre Geschichte. Menschen, die einen schweren Kinderwunschweg gegangen sind und für sich Möglichkeiten gefunden haben, trotz allem ein erfülltes Leben zu führen – manche mit und manche ohne Kinder. Jede Geschichte ist einzigartig, und jeder Mensch geht auf seine ganz eigene Weise mit diesem Thema um. Es gibt Geschichten, in denen Gott Wunder getan hat und andere, in denen diese ersehnten Wunder niemals eingetroffen sind. Menschen, die dennoch nicht bitter geworden sind, sind für mich echte Vorbilder. Ich weiß nicht, ob ich an ihrer Stelle diese Kraft hätte.

Die Geschichten sollen keine Rezepte sein, sondern Trost spenden, Mut machen, Inspiration sein. Jedes Paar hat seine ganz individuelle Geschichte mit diesem sensiblen Thema, trifft seine ganz persönlichen Entscheidungen und schlägt seine eigenen Wege ein. Es gibt nicht den richtigen Umgang oder Weg mit diesem Thema, nur wünsche ich mir, dass jedes Paar für sich einen Weg findet, an dem es nicht zerbricht und der ihr Leben lebenswert sein lässt, auch in schweren Zeiten.

Anna Koppri

Wir - mit oder ohne Wunschkind

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