Читать книгу "Schatten oder Licht" - mein Borderline Tagebuch - Anna-Maria Hedwig - Страница 19

Der Grund einer meiner letzten stationären Einweisungen

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war der sehr unangemessene Wunsch nach Nähe, nach Verschmelzung mit meiner Therapeutin.

Ich konnte das Warten, die Stunden bis zur nächsten Therapiestunde kaum aushalten. Ich habe noch nie eine so intensive Beziehung zu einem anderen Menschen erlebt. Ihr gehört mein uneingeschränktes Vertrauen.

Aber ich weiß, dass meine Wünsche zu weit gehen.

Ich bin ihr Patient, aber sie hat viele andere auch zu betreuen.

Sie ist Leiterin der Tagesklinik, und hat auch oft noch zusätzlich Dienst im Krankenhaus.

Ich bin dankbar für jede Stunde Zeit, die ich während der Therapie mit ihr verbringen kann.

Eines meiner wichtigsten Worte lautet die „ therapeutische Distanz „.

Ich habe Schwierigkeiten diese einzuhalten, deshalb weiß ich oft nicht wie ich mich zu verhalten habe. Ihre Nähe berührt meine Seele. Manchmal raubt es mir fast den Verstand auf diese Momente warten zu müssen.

Ich habe das Gefühl, dass diese emotionale Bindung eigentlich zu weit geht. Mein Verstand weiß das, meine Seele ruft nach Mehr.

Aber ohne diese Distanz könnte ich auch nicht leben. Zu viel Nähe würde ich am Ende auch nicht aushalten.

Ich habe deshalb auch schon Beziehungen abgebrochen, weil ich es einfach nicht mehr ertragen konnte.

Aber bei uns habe ich vor allem um meine Therapeutin Angst. Es gab schon viele Borderliner, die ihre Therapeuten eingebüßt haben, weil es einfach zu viel, vielleicht zu intensiv wurde.

Deshalb gebe ich mir Mühe „ Normal „ , und trotzdem authentisch zu sein.

Manchmal finde ich bei unseren Sitzungen nicht die richtigen Worte, was mich danach sehr traurig macht. Ich muss dann wieder 4 Wochen warten. Wir haben diesen Rhythmus gewählt.

Manchmal drohe ich in meinem Gefühlschaos zu versinken und dann schreit alles in mir nach schneiden.

Sicher sind das sehr blutige Phantasien.

Tropfen für Tropfen soll es sickern bis in die Ewigkeit. Meine Oma hat mir erklärt, dass die Ewigkeit ist, wenn jedes Jahr ein Vögelchen kommt und an einem riesigen Felsen ein Körnchen abpickt. Wenn der Felsen dann abgetragen ist, ist die Ewigkeit erreicht.

In mir ist auch ein Vögelchen was jeden Tag an der Seele ein Körnchen abpickt. Wenn sie wird aufgefressen sein, dann ist die Ewigkeit erreicht.

Ich möchte meine Seele, welches Teil das auch immer ist, herausnehmen und in ihre Hände legen.



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