Читать книгу Migräne Kämpfer - Echt. Stark. Kreativ - Anna Wichelmann - Страница 3

Je mehr ich über meine Migräne erfahre, desto klarer wird mir meine Vergangenheit. Als Kind, wenn ich im Urlaub krank war, bin ich einfach davon ausgegangen, dass ich krank bin.

Wenn ich nun aber darüber nachdenke, bin ich mir sehr sicher, dass ich in den meisten Fällen einfach eine heftige Migräne-Attacke hatte.

2008 - Disneyland (Ich war damals 10 Jahre alt)

Ich hatte mich schon Wochen, gar Monate, darauf gefreut, endlich wieder Achterbahnen fahren zu können, sodass ich in der ersten Nacht im Park eine Attacke bekam, die sich über die komplette Woche der Reise gezogen hat. Meine Eltern hatten zum Glück alles im Griff, weswegen ich mit Sonnenbril e, Sonnenhut, Ohrenstöpsel und Fiebersaft durch den Park geschoben wurde – mein Papa hatte einen Buggy für mich besorgt, in dem ich liegen und schlafen konnte.

2011 – Ostsee (Ich war damals 13 Jahre alt)

Meine Eltern hatten sich noch nicht lange zuvor getrennt, weswegen das der erste Urlaub nur mit Papa war. Tatsächlich war mir das etwas unangenehm, weil ich mit der Situation noch nicht richtig umgehen konnte und Papa noch nicht wusste, dass ich schon meine Periode hatte. Logisch, dass ich dann meine Tage im Urlaub bekomme. Zu dem ganzen Stress kam dann noch dazu, dass ich eine Bekanntschaft gemacht hatte. Diese hat geraucht und abends meinte die Person dann, „Du traust dich eh nicht zu ziehen.“ Daraufhin habe ich mir die Zigarette geschnappt und das erste Mal einen sehr großen Zug auf die Lunge gemacht.

Dumme Idee! Hat nicht nur grottig geschmeckt, nein, mein Körper mochte das auch nicht und hat sich mit Migräne bedankt. Ich lag wieder eine Woche flach mit dickem Schädel.

Manchmal frage ich mich, ob diese Attacke ausgeblieben wäre, wenn ich keine Zigarette probiert hätte, aber ich denke, dass der Zug nur die fehlende Kirsche auf dem Eisbecher war.

Vermutlich hätte ich früher oder später so oder so Migräne bekommen.

2019 – Disneyland (Ich war damals 21 Jahre alt)

Wie immer habe ich mich richtig auf den Park gefreut. Achterbahnen sind einfach super. Die erste Nacht in Frankreich haben wir in einem Hotel in Paris verbracht – nicht im Disneyhotel.

Diese Nacht war schrecklich, denn ich hatte einen sehr intensiven Albtraum. Meine Schwester wurde vor mir wach und weckte mich, weil ich erst mit meinen Zähnen geklappert habe, dann habe ich am Körper heftig gezittert und dann habe ich nicht mehr richtig geatmet und

geweint. Hatte selten so einen schlimmen Traum. Ich bin dann erstmal aufs Klo. Es war 3 Uhr nachts. Und am Klo merkte ich schon, dass mein Kopf bei einer Skala von 1 bis 10 bei 11 ist.

Ich habe mich wieder hingelegt und drei Stunden überlegt, ob ich eine Schmerztablette auf leeren Magen nehmen soll, ich habe mich für direkt nach dem Frühstück entschieden, weil ich wenigstens am ersten Tag etwas vom Park miterleben wollte.

Erneut lag ich die Woche gefühlt wieder flach. Ich konnte nicht essen, mein Kopf fühlte sich an, als ob er jeden Moment explodieren würde, und meine vorwurfsvolle Familie war auch da. Obwohl alle ihren Spaß hatten, gaben sie mir die Schuld, dass ich keinen Spaß habe und dass ich einfach nur mal meine „Arschbacken zusammenkneifen“ muss. Am nächsten Tag versuchte ich mit in den Park zu gehen. Papa hat mir dann, Gott sei Dank, eine Cap gekauft, weil ich meine natürlich in Deutschland vergessen hatte. Trotz Kappe ging es gar nicht, weswegen ich mehr auf dem Zimmer verbrachte und schlief, als im Park.

Obwohl ich weiß, dass ich in jedem Urlaub durch Migräne flachliegen könnte, lass ich mir diesen nicht nehmen. Vor allem weil in meinem Fall im Urlaub eher seltener eine heftige Attacke kommt.

Ich bin jetzt 23 Jahre jung und kann mich nur an diese drei Urlaube erinnern, in denen ich starke Migräne hatte. Selbst wenn ich den ganzen Urlaub lang nichts machen konnte außer schlafen, hatte ich meistens doch meinen Spaß. 2008 im Disneyland konnte ich sehr coole Anstecker ertauschen. 2011 an der Ostsee habe ich von Papa ein Eis spendiert bekommen, weil ich bei 8 Grad Wassertemperatur und 12 Grad Außentemperatur innerhalb von 5 Se-kunden im Wasser war, ohne zu jammern – er hat gewettet, dass ich das niemals schaffe.

Und 2019 war ich endlich mal wieder im Disneyland und habe mir diesmal wieder einen nicen Rucksack gekauft.

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Lisa Bunzel ist 23 Jahre alt. Sie hat Migräne mit Aura seit ihrer Kindheit. [Instagram: @bun-zellisa] Das Interview mit Lisa findest Du auf meinem Blog: Muräne Stories No. 14. Sie hat für das erste Buch einen Artikel über Migräne und Schule geschrieben.