Читать книгу fremde Katzen, bekannte Menschen - Anna Zając - Страница 5
3. Kapitel
ОглавлениеCalista saß auf ihrer beachtlichen Terrasse gemütlich unter flatternden Windsegeln auf indischen Seidenkissen und trank Chai.
Sie hatte Kräuter, Gemüse, Blumen, kleinwüchsige Büsche und Olivenbäumchen gesetzt, die prächtigst in der Frühlingssonne gediehen.
Cashmere lag in einem kleinen Beet aus Altwienerinnen und blinzelte ihr vom Sonnenlicht geblendet zu.
Ihr kleiner Garten Eden.
Zufrieden ließ Calista den Blick über die Stadt schweifen und obwohl die Straße von hier oben gut beobachten werden konnte, drang kaum Lärm hinauf. Sie hatte gut gewählt.
Es klopfte. Da sie nicht gleich reagierte, ein zweites Mal.
„Ja?“
„Ich bin es! Ich habe alles besorgt.“
Calista öffnete das Sicherheitsschloss der in der Tür eingebauten Durchreiche und ein vollgefüllter Papiersack kam durchgeschoben.
„Danke, Gisela. Wie geht es deinem Mann?“
„Schon viel besser. Seit gestern ist er fieberfrei und nächste Woche kann er wieder arbeiten gehen. Zu Haralds Hochzeit ist er also, Gott sei Dank, wieder putzmunter.“
„Schön. Wäre ja jammerschade, ausgerechnet auf der Hochzeit des eigenen Sohnes zu fehlen.“
„Ah! Da würde er auch krank hingehen! Also - tschüss, bis übermorgen.“
„Ja. Schönen Tag noch.“
Gisela ging aber nicht gleich, sondern stellte den Müllsack, der soeben die Durchreiche passierte, ab.
„Möchtest du wirklich nicht ein einziges Mal da raus?“
„Nein. Wirklich nicht“, lächelte Calista.
Eine kleine Freundschaft hatte sich, trotz der immer verschlossenen Türe, zwischen ihnen entwickelt und die mütterliche Frau konnte es nicht und nicht verstehen, dass das junge Ding nicht außer Haus ging.
„Na dann ...“ Gisela trippelte die Stufen hinunter.
Calista füllte den Eiskasten auf und nahm die Zeitschriften und das Buch mit ins Wohnzimmer.
Dreimal die Woche erledigte Gisela den Einkauf für sie und brachte, was Calista wünschte.
Calista genoss die Stille ihrer Wohnung.
Sie entschied sich für das Buch, kuschelte sich auf ihr antikes, mit türkisblauem Brokat überzogene Canapé - über einen Pariser Antiquitätenhändler bezogen natürlich - und versank in der Welt der Autorin, aller Realität enthoben. Schnurrend, auf ihren Füßen zusammengerollt, Cashmere.