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3. Schau selber

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„Echt cool.“

„Was?“

„Das hier.“

„Was meinst du?“

„Durchs Gebüsch latschen. Blöde Cousinen suchen. Echt cool. Genau das wollte ich in den Ferien machen.“

„Hab dich nicht so.“ Nina knuffte Pattes Schulter.

„Hoffentlich ist nichts passiert!“ Flip machte ein Gesicht, als ginge es um Leben und Tod.

„Sophia?“, rief er mit zitternder Stimme.

„Hiiiiiieeeeeer! Ich bin hiiiiiiiiiiieeeeeer!“

„Sie lebt noch“, stellte Patte fest.

„Wir kommen!“ Flip stolperte über Wurzeln und Grasbüschel.

„Na endlich!“ Wie ein Geist tauchte Sophia neben einem Busch auf. „Das hat ja ewig gedauert!“

„Wa-was is-ist pa-passiert?“ Flip betrachtete seine Cousine ängstlich von allen Seiten.

„Genau!“ Patte sah Sophia grimmig an. „Erzähl! Was ist papapassiert?“

Nina kicherte.

Sophia sah sie verächtlich an. „Da drüben!“

„Wa-was ist da-da?“ Flip schielte in die besagte Richtung.

„Komm mit!“ Sophia stapfte davon.

Flip stolperte hinterher.

Patte sah ihm nach. „Ich hab keine Lust.“

Nina reckte den Hals. „Willst du nicht wissen, was da ist?“

„Nö.“

„Ich schon.“

Patte wartete, bis Flip außer Hörweite war. Jetzt war eine gute Gelegenheit. Er holte tief Luft.

„Nina … ich muss dich was fragen. Weil … ähm … also … du hast da vorhin was gesagt …“

„Ja?“

„Das … also, das …“

„Was meinst du?“ Nina sah Patte neugierig an.

„Das mit der …“ Pattes Herz schlug bis zum Hals. Das Wort Freundin wollte nicht über seine Lippen.

Flip tauchte zwischen den Büschen auf. „Kommt Ihr? Die Alte macht mich verrückt!“

„Wir kommen!“, rief Nina. „Oder, Patte?“

„Na gut. Wenn’s sein muss.“

„Was wolltest du fragen?“, fragte Nina, während sie dem kaum sichtbaren Grastrampelpfad von Flip und Sophia folgten.

„Nichts.“ Pattes Mut war verpufft wie eine Silvesterrakete am Nachthimmel. Er wollte nicht mehr wissen, wie Nina irgendwas gemeint hatte. Der Nachmittag war verdorben. Wegen Flips dämlicher Cousine. Er stapfte mit finsterer Miene über Grasbüschel, Steine und Baumwurzeln.

Sophia blieb stehen. „Hier!“

Vor ihnen erhob sich ein kleiner Berg. Er war überwuchert von Gräsern, Frühlingsblumen und Sträuchern. Durchnässte Farnbüschel säumten seinen Fuß. Von oben fielen Efeuranken in dichten Kaskaden herunter.

Patte sah sich lustlos um. „Was ist hier?“

„Da!“ Sophia zeigte mit ausgestreckter Hand auf eine Öffnung in der Wand. Sie war sehr schmal, kaum höher als Patte und von Gestrüpp verdeckt.

„Und was ist damit?“ Auch Nina hatte Schwierigkeiten, den Sinn dieser unscheinbaren Wandöffnung zu erkennen.

Sophia sah aus, als müsste sie eine Krabbelgruppe beaufsichtigen. „Ihr seid so doof! Versteht Ihr gar nichts? Ich hab einen Schuh gefunden!“

„Oh nein!“, rief Patte. „Es reicht!“

Flip schüttelte ungläubig den Kopf. „Hast du deswegen so geschrien?“

Sophia zeigte auf etwas Undefinierbares, das am Boden lag.

„Da! Diese Marke! Die ist sauteuer! Dieser Schuh! Lag genau hier! Neben dieser Öffnung!“

„Ist das deiner?“, fragte Nina.

„Natürlich nicht!“

„Und warum sind wir dann hier?“

„Warum? Weil man da rein muss!“

„Wo?“ Nina sah sich um.

„Himmel nochmal! Da!“ Sophia stach mit der Hand in die Wandöffnung. Lehmklumpen und Sand rieselten herab.

„Warum?“

„Weil da mein Schuh drin ist!“

„Woher willst du das wissen?“, fragte Patte.

„Ich weiß es eben! Ihr müsst nachschauen!“

Nina lachte laut. „Ich krieche nicht da durch, um Schuhe zu suchen!“

„Doch!“, beharrte Sophia.

Patte tippte sich an die Stirn. „Schau selber!“

Flip presste sein Gesicht an den Lehm und sah durch die Öffnung. „Das da drin sieht aus wie … eine Höhle! Ich sehe … ähm … was Helles! Und was Grünes! Und was Blaues!“

„Mir egal.“ Patte drehte sich um. Auch was Goldenes hätte ihn nicht länger hier gehalten.

Sophia stampfte mit den Füßen. „Ihr! Müsst! Nachschauen!“

„Wir wollen aber nicht!“, rief Nina.

Sophia packte Flips Arm. „Philipp! Du gehst rein! Sofort!“

Flip sah Patte und Nina an. Beide hatten sich zum Gehen gewandt.

„Und? Was ist?“, rief Sophia ungeduldig.

„Also …“ Flip betrachtete missmutig den pappigen Lehm an seinen Schuhen.

Patte wurde ungeduldig. „Kommst du endlich? Oder willst du durch Matsch kriechen?“

Flip rümpfte die Nase. „Nö. Keine Lust.“

Sophia sah ihm wütend nach. „Wenn Ihr jetzt geht!“, rief sie, „dann sage ich Euren Eltern, dass Ihr geraucht habt!“

Flip zuckte zusammen.

Nina lachte.

„Gute Idee!“, rief Patte. „Mach das! Dann sage ich, dass du mitgeraucht hast!“

Nina lachte immer noch, als sie zurück zum See rannten.

Sophia folgt ihnen laut schimpfend und radelte mit hoch erhobenem Kopf nach Hause.

Patte schnappte sich eine Handvoll Schokokekse und legte sich ins Gras. Der Tag am See konnte weitergehen.

Flip blickte über den See. „Die sah eigentlich ganz interessant aus.“

„Wer?“

„Die … diese Höhle.“

„Warum?“

„Da drin war es so blau! Leuchtend blau! Und so hell!“

„Klingt interessant!“ Nina setzte sich auf. Als sie sich zu Patte drehte, berührte ihr Knie Pattes Knie.

„Findest du nicht?“

Pattes Herz hüpfte. Da war es wieder! Das Kniegefühl! Es krabbelte hinauf in Pattes Brust und hinunter in seinen Bauch. Patte rührte sich nicht.

„Hm, finde ich auch“, murmelte er.

So skeptisch, wie Flip vorhin seine schmutzigen Schuhe betrachtet hatte, so begeistert war er jetzt.

„Dann schauen wir die Höhle mal an?“

„Coole Idee. Patte, was meinst du?“

„Hm. Machen wir.“ Patte wusste zwar nicht, was er davon halten sollte. Falls es überhaupt eine Höhle war. Aber er hatte ohnehin keinen genauen Restferienplan.

„Und wann schauen wir?“

„Morgen!“, schlug Flip vor.

„Okay.“ Patte schloss die Augen. Dann würde er sich also durch eine Wandritze quetschen, mit Lehm beschmieren und Efeuranken im Haar tragen. Und das nur, weil Nina dabei war.

Sommer am Höhlensee

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