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SEI TOLERANT

Als Aids ausbrach, war Homophobie allgegenwärtig. Da ich die meiste Zeit mit kranken schwulen Männern verbrachte, sah ich die Homophobie in der Gesellschaft und – weil ich als ihr Arzt mit ihnen verbunden war – stand auf der Seite derer, die unter homophoben Angriffen litten.

Ich glaube nicht, dass ich jemals auf irgendeine Weise homophob war oder auch nur einen Hauch davon in mir hatte. Vermutlich ist das auf meine Eltern zurückzuführen und ihre Toleranz gegenüber anderen Menschen. Empathie spielte in meiner Familie in der Erziehung eine große Rolle – und sie wurde in meiner Ausbildung durch die Jesuiten in der Highschool und später im College noch gefestigt und bestärkt.

Ich habe schon immer mit Menschen gefühlt, die unfair behandelt wurden, und ich spürte, wie unfair die Vorurteile waren gegen diejenigen, deren sexuelle Orientierung Teil ihrer Identität ist. Diese Ungerechtigkeit prägte meinen Standpunkt zu Homophobie. Es machte mich wütend, Menschen mit einer solchen Haltung zu sehen. Und es machte mich zum Verteidiger der anderen und ihres Rechts, das zu sein, was sie sind.

BEKÄMPFE STIGMATISIERUNG

Während der Regierungszeit von Obama mussten wir die Stigmatisierung durch Ebola eliminieren. Das heißt, man verbannt das medizinische Personal nicht, das aus Westafrika zurückkommt, und auch nicht die Patienten, die geheilt sind, da sie niemandem mehr schaden. Die Krankenschwester Nina Pham versorgte in Dallas einen Ebola-Patienten und steckte sich dabei an. Sie wurde an die National Institutes of Health überwiesen, wo ich mich um sie kümmerte, und wurde wieder gesund. Als sie so weit war, wieder nach Texas zurückzukehren, beschlossen wir, sie in aller Öffentlichkeit zu entlassen und eine Pressekonferenz zu geben. Sie können sich das große öffentliche Interesse vorstellen; da warteten wohl um die hundert Kameras darauf, dass sie die Klinik verließ.

Wir entschieden, dass ich hinausgehen und einige Worte sagen und dann Nina vorstellen sollte. Als sie auf mich zukam, öffnete ich meine Arme, umarmte sie und drückte sie fest – das ging in den sozialen Medien viral, wie Sie sich denken können. Ich wollte den Menschen zeigen, dass ich keine Angst hatte, jemanden zu umarmen, der gerade von Ebola genesen war. Danach fuhren wir mit ihr ins Weiße Haus und stellten sie Präsident Obama vor, und auch er umarmte sie.

ICH BIN OPTIMISTISCH. ES WIRD IMMER BÖSEWICHTE UND GUTE ENGEL GEBEN. ABER ICH DENKE, ES GIBT MEHR GUTE ENGEL ALS BÖSEWICHTE.


FOKUSSIERE DICH NACH AUSSEN

Ich habe versucht, meinen Töchtern etwas mitzugeben, was sie aber wahrscheinlich sowieso naturgemäß haben, da sie in unserem Haushalt aufwuchsen: Rücksichtnahme. Es geht im Leben nicht um einen selbst, sondern eher um den eigenen Platz in der Welt und darum, was man dort beitragen kann. Außerdem um das Verständnis für und den Umgang mit anderen Menschen – im Gegensatz zur selbstbezogenen »Es geht nur um mich«-Haltung.

Erwarte das Unerwartete

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