Читать книгу Spur ins andere Kontinuum: Weg in die Galaxis - Antje Ippensen - Страница 11
3.
ОглавлениеVergangenheit: Dezember 2095
Die umgängliche, freundliche, manchmal sogar zu Scherzen aufgelegte Seite von Gabrielle da Locca schien nicht mehr zu existieren. Dieser private Teil ihrer Persönlichkeit war wie ausgelöscht, seit diese Mission begonnen hatte. Die Kommandantin des Kugelraumers gab es sozusagen nur noch beruflich. Und da war sie als hart und unnachgiebig bekannt. Den Besatzungsmitgliedern, die schon häufiger unter ihrem Kommando gedient hatten, war das bereits vertraut. Die anderen lernten sie jetzt so kennen und schwankten zwischen Missmut, leise brodelndem Zorn und auch Furcht angesichts ihres kompromisslosen, untypischen Verhaltens. Der Respekt überwog einstweilen noch, doch es war beinahe abzusehen, dass die kommenden Tage und Wochen schwierig werden würden.
Ohnehin herrschte auf dem Kugelraumer eine Atmosphäre der Anspannung und Nervosität. Man fühlte sich allgemein desorientiert und ratlos, beinahe wie blind. Unbekannten Mächten und Kräften ausgeliefert, dachte Funkleitoffizier Ben Silverman, der gern zu leicht übertriebenen, pathetischen Metaphern griff, ohne das wirklich ernst zu meinen.
Diese Stimmung unter der Besatzung hatte nur einen einzigen, ganz bestimmten Grund: Den Befehl!
Diesen absurden, sinnlos wirkenden Befehl, unter dem die Mission stand. Die Crew verstand ihn einfach nicht.
*
KALT, SCHWARZ UND LEER war der Weltraum, der sich um den mächtigen Kugelraumer herum ausdehnte. Der Durchmesser des Raumfahrzeugs betrug 387 Meter, und in seinem Innern konnte man sich leicht verlaufen, sofern man sich nicht auskannte.
Diese Schwärze und Leere war es, die Neulingen im All oft auf den Magen schlug und sogar lang andauernde psychische Probleme verursachen konnte. Es machte vielen Menschen arg zu schaffen, und manche – oft gerade die, die sich eingebildet hatten, Abenteuer zwischen den Sternen heiß und innig zu lieben – musterten bereits nach ihrem Jungfernflug gleich wieder ab, um sich auf einen sicheren Büro- oder Technikerposten auf Terra zurückzuziehen. Bei einem solchen Job war man nicht in diesem Ausmaß mit der gnadenlosen Unendlichkeit des Weltraums konfrontiert.
Für andere wiederum war das erste Raumerlebnis geradezu berauschend, wirkte wie eine Droge, was dazu führte, dass man es immer wieder und wieder genießen wollte.
Zur letzteren Sorte von Raumfahrern gehörte Marge Kimazu, die für die Überwachung des Kombischirms zuständig war. Trotz ihrer Jugend besaß sie bereits beträchtliche Erfahrung, und obwohl dies erst ihr dritter Flug in den Diensten der Corporation war, unterschied sie sich kaum noch von sogenannten alten Hasen, und es gab so leicht nichts, was die Halbjapanerin aus der Fassung bringen konnte. Auch durch einen unverständlichen Auftrag verlor sie nicht gleich ihre Gelassenheit.
So kam es auch, dass sie sich an Bord des Kugelraumers am Besten mit dem Funkleitoffizier Ben Silverman verstand, mit dem sie zum ersten Male zusammenarbeitete. Er war nicht nur in etwa gleichaltrig – Mitte Zwanzig, also ein Küken wie sie –, sondern teilte auch Marge Kimazus ruhige Einstellung, auch wenn er in privaten Gesprächen manchmal zu wilden Übertreibungen neigte.
Marge musste oft darüber lachen; sie besaß überhaupt einen Sinn für Humor, der ihr vieles erleichterte.
Es ist schon eigenartig, sinnierte sie in diesem Augenblick, wie wir Menschen dazu neigen, uns stets im Brennpunkt des Geschehens zu sehen. Das Weltall besitzt gigantische Dimensionen, und trotzdem denkt man: Es dehnt sich um UNS herum aus – dabei sind wir doch nur Staubkörner im All ... Wir gehen immer von uns aus, und unser jeweiliges Raumfahrzeug erscheint wie ein Symbol für das aufgeblähte menschliche Ego.
Wobei dieser Gedankengang gerade auf den Kugelraumer besonders gut zutraf. Denn im Vergleich zu den meisten anderen Raumschiffen der HFL-Corporation war die fremdartige fliegende Kugel riesig. Trotzdem war und blieb das Kugelschiff ein Exot – aus mehreren Gründen.
Marges Mandelaugen wanderten zum Kommandositz hinüber. Gabrielle da Locca saß ernst und schweigsam, mit einer verschlossenen, abweisenden Miene in ihrem Kontursessel. Hin und wieder warf sie einen Blick auf eine Berichtfolie in der Ablageschale zu ihrer Linken.
Sie weiß schon, was sie tut, dachte Marge Kimazu, die zum zweiten Mal mit Gabrielle da Locca flog. Im Unterschied zu vielen anderen Besatzungsmitgliedern hatte sie nicht nur Respekt vor ihr, sondern bewunderte sie ganz offen. Dafür gab es mindestens zwei Gründe: Zum einen waren da Gabrielle da Loccas technisches Verständnis und ihr Erfindungsreichtum, gepaart mit einer enormen Arbeitsleistung: Marge Kimazu gehörte zu den wenigen Eingeweihten, die von einem Projekt wussten, an dem Gabrielle da Locca beteiligt war. Wann immer es möglich war, korrespondierte sie mit der Corporation-Ingenieurin Luisa dos Santos oder traf sich mit ihr zu intensiven Klausuren. Die beiden hochqualifizierten Frauen tüftelten an einer Weiterentwicklung des DaCern-Triebwerks. Mehr wusste Marge nicht darüber, und auch diese wenigen Informationen behielt sie für sich. Die hübsche Halbasiatin war keine Plaudertasche.
Neben ihrer Bewunderung gab es noch einen weiteren Aspekt: Marge kannte die freundliche Seite ihrer Kommandantin, die von dieser zur Zeit so hartnäckig unterdrückt wurde. Während der letzten Reise hatten die beiden Frauen in fröhlicher Runde verbracht, in der sich rangniedere und ranghöhere Besatzungsmitglieder zwanglos mit Kartenspielen wie Skat und Bridge zerstreuten. Gabrielle da Locca war weit davon entfernt gewesen, den Captain herauszukehren; sie spielte nicht gerade sehr geschickt und konnte sich darüber jedes Mal ausschütten vor Lachen. Ja, sie war alles andere als eine Spielverderberin. Trotz der Spielrunden jedoch blieb Gabrielle da Loccas Autorität stets unangetastet.
Wie ein im Zeitraffer ablaufender Filmstreifen flackerte diese Erinnerung jetzt an Marges geistigem Auge vorüber, während sie verstohlen das Profil der Kommandantin musterte. Gabrielle da Loccas Körper war ohne Zweifel angespannt, und sie saß sehr gerade im Sessel, so dass sie schlanker wirkte, als sie tatsächlich war. In Wirklichkeit besaß ihre Gestalt üppige Rundungen; sie war schon als mollige Frau zu bezeichnen. Wenn es notwendig war, konnte sie sich allerdings ungeheuer flink bewegen, wie Marge auch schon erfahren hatte. Die halblangen schwarzen Haare mit den roten Strähnchen trug die Kommandantin seit einiger Zeit hochgesteckt, was sie größer erscheinen ließ als ihre 1,77 m.
Es war Marge Kimazu unmöglich, aus diesem strengen Profil herauszulesen, was Gabrielle da Locca gerade durch den Kopf ging. Ben Silverman hatte von seinem Funkleitstand sicher die bessere Position, um Beobachtungen zu machen; wenn er aufblickte, konnte er das Gesicht der Kommandantin sehen und ...
»Zustand des KSS?«, fragte Gabrielle da Locca plötzlich knapp und schroff.
Jetzt war Marge ebenfalls in der Lage, ihr in die Augen zu sehen, denn der Kopf der Kommandantin schnellte in ihre Richtung. »Einwandfrei, Captain!«, erwiderte sie ebenso knapp und wie aus der Strahlpistole geschossen. Sie brauchte nicht einmal einen Kontrollblick auf ihre Geräte zu werfen, denn genau das hatte sie schon vor wenigen Sekunden routinemäßig getan und die blinkenden Anzeigen überprüft. Der Energieschirm, der den Kugelraumer vor jeder terranischen Ortungstechnik bewahrte, war tadellos in Schuss.
Sie flogen verdunkelt – und zwar bereits seit dem Start.
Von Anfang an hatte man Marge Kimazu und ihren Mitarbeitern eingeschärft, wie wichtig es war, dass der Schirm nicht einmal für eine Nanosekunde ausfiel. Sie fanden es alle reichlich überflüssig, dass sie zusätzlich auch noch von der Kommandantin persönlich pausenlos darauf hingewiesen wurden. Marge Kimazus drei Untergebene rollten jedes Mal heimlich mit den Augen, wenn die scharfe Frage kam. Sie selbst konnte besser damit umgehen – dabei half ihr auch ihre asiatische Mentalität – obwohl sie auch hoffte, dass die Kommandantin etwas mehr Vertrauen in ihre Leute zeigen würde. Die Crew war schließlich sorgfältig ausgesucht worden. Gesiebt und nochmals gesiebt. Loyalitätstests und Persönlichkeitsüberprüfungen hatten praktisch nicht mehr aufgehört in der Vorbereitungsphase der Mission.
Und trotzdem, das wusste Marge, gab es immer ein paar Leute, die sich durch alle Tests durchmogelten und später – absichtlich oder unabsichtlich – für Probleme sorgten.
Absolute Sicherheit existierte nun einmal nicht. Der Mensch ist und bleibt die größte Schwachstelle ... wer hatte das noch gesagt?
Und sie hatten noch ein gutes Stück Arbeit vor sich – die Mission würde mehrere Monate in Anspruch nehmen. Sie hatten noch nicht einmal ein Drittel der Strecke zurückgelegt, und schon waren Unmut und Irritation unter der Besatzung derart stark angewachsen, dass die Möglichkeit einer Meuterei nicht ganz so abwegig war.
Die Halbjapanerin konnte das teilweise nachvollziehen. Wer für die Corporation arbeitete, war zwar daran gewöhnt zu gehorchen – aber auf keinen Fall ganz tumb und ohne sich Gedanken zu machen. Als Soldaten, die einfach nur blinde Befehle ausführten, sah sich das Personal keinesfalls – dafür war man durchweg zu hochqualifiziert und hatte Denken gelernt.
Und nun ein solcher Auftrag, der der gesamten bisherigen Corporation-Politik krass widersprach! Die Besatzungsmitglieder hatten nichts dagegen, Geheimnisträger zu sein, das war es nicht – und sie waren lange darauf vorbereitet worden, dass dies eine Top Secret Mission war –, aber sie wollten gern die Zusammenhänge durchschauen und den Hintergrund verstehen. Dass dies hier nicht gegeben war, verringerte die allgemeine Motivation und steigerte den Unmut.
Vielleicht wäre es besser gewesen, ging es Marge durch den Kopf, wenn die Chefs uns irgendeine erfundene Geschichte aufgetischt hätten, damit wir das Ganze hier besser schlucken ... Wahrscheinlich würden sie alle zur rechten Zeit das Wesentliche erfahren.
Zur Zeit verlief der Unterlichtflug des Kugelraumers ruhig und ohne Zwischenfälle, und Captain da Locca widmete sich schweigend ihren Berechnungen, deren Inhalt sie zweifellos auch unter Verschluss halten würde. Ganz zu Anfang hatte es ein paar Schwierigkeiten mit dem nachträglich eingebauten DaCern-Triebwerk gegeben, die jetzt aber zum Glück beseitigt waren.
Von seinem weiter vorn gelegenen Platz in der Kommandozentrale zwinkerte Ben Silverman seiner Kollegin Marge, die er sehr schätzte, zu. Sie wusste, was das bedeutete: Gleich endete ihrer beider Schicht, sie wurden gemeinsam abgelöst, so dass sie zusammen essen konnten – was nicht oft vorkam.
*
IN DER RÖTLICH LEUCHTENDEN Kantine, deren Wände so wie überall an Bord metallisch waren, befand sich etwa ein Dutzend Crewmitglieder, und es ging hoch her. Hitzige Diskussionen waren im Gange, und erregte Wortfetzen flogen durch den Raum.
Marge und Ben verständigten sich mit einem Blick und setzten sich dann zu einer Vierergruppe, in der ein untersetzter, rotgesichtiger Triebwerkstechniker Brandreden schwang; an diesem Tisch herrschte der Geist beginnenden Aufruhrs, das war deutlich spürbar.
»... also, wenn ihr mich fragt, dann ist hier was oberfaul!«, sagte der Untersetzte.
»Was meinst du damit?«, erkundigte sich Ben.
»Würde ich auch gern wissen«, brummte Marge.
»Also«, ereiferte sich der Mann sogleich, während sich alle Gesichter zu den beiden Neuankömmlingen herumdrehten, »es kann einfach nicht sein, dass der ganze Abschirmungszirkus nur deshalb betrieben wird, weil wir unentdeckt bleiben sollen! Da steckt doch mehr dahinter! Wenn ihr mich fragt ...«
»Nun, wir fragen dich tatsächlich«, unterbrach Ben Silverman den Querulanten trocken. »Karten auf den Tisch, Joe.«
Joe Cindar starrte ihn aus leicht hervorquellenden Augen noch genauer an, blickte auch Marge schärfer ins Auge.
»Gerade ihr müsst euch das doch auch schon gedacht haben!«
»Ja, ihr ... Kommandoschätzchen!«, tönte es zustimmend von weiter hinten.
Marge und Ben beschlossen, diese respektlose Bemerkung zu ignorieren, und konzentrierten sich stattdessen ganz auf den erregten Wortführer, dessen Gesicht jetzt wahrhaftig in dem gleichen Rotton glühte wie die Metallwände ringsum.
»Nun«, fuhr Joe Cindar fort, »es liegt doch klar auf der Hand, dass man da oben nicht nur eine Ortung unseres Raumers befürchtet, sondern einen Angriff auf ihn! Deshalb die ununterbrochene Aktivierung und Überwachung des KSS, wie ich gehört habe – stimmt doch, Marge?«
Die junge Frau nickte sehr kühl. Von ihr hatte er das jedenfalls nicht erfahren – da hatte also einer ihrer Kollegen nicht dichtgehalten. Sie hatte keine Ahnung, welcher der drei es gewesen war. Sie entschied, mit jedem einzelnen ein ernstes Wörtchen zu reden ... Joe Cindar wurde ihr immer unsympathischer. Vor allem mochte sie es nicht, wenn man sie derart plump-vertraulich anredete.
Frostig sagte sie: »Sie dürften – wenn Sie schon so gut informiert sind – ebenfalls wissen, dass der KSS einem hochenergetischen, lang andauernden Strahlbeschuss nicht standhalten könnte. Und ein Notsprungprogramm haben wir nicht. Meinen Sie nicht, dass man, gesetzt den Fall, es gäbe eine solche Bedrohung, wie Sie sie andeuten, effektivere Schutzmaßnahmen ergriffen hätte?«
»Ja, aber trotzdem ...«
»Du hast sicher recht, Marge«, mischte sich Ben ruhig ein, »aber bringen wir die Sache mal auf den Punkt: Unser Freund Cindar hier befürchtet also, dass wir auf dem besten Wege sind, mitten in einen erbarmungslosen Handelskrieg hineinzuschlittern, weil uns die Konkurrenz die Beute abjagen möchte.«
Von einigen Männern und Frauen kam beifälliges Gelächter, weil Ben Silverman wieder einmal übertrieb, und das mit einem ironischen Augenaufschlag und einem Ton wie ein Theaterschauspieler auf der Bühne.
»Wer weiß«, spottete Ben weiter, »vielleicht hatte Cindar ja kürzlich Kontakt zu den Visionitern, von denen man ja weiß, dass sie die Zukunft vorhersehen können! Eine mögliche Zukunft, wohlgemerkt, auf die wir noch Einfluss nehmen können ...«
Noch mehr Gelächter.
»Handelskrieg – na ja, ganz so dramatisch will ich die Sache jetzt auch nicht sehen«, schränkte der untersetzte Techniker nun ein, »aber wollt ihr beide etwa abstreiten, dass dieser höchst riskante Auftrag, den da Locca da übernommen hat, zumindest einen bewaffneten Konflikt auslösen könnte?!«
»Auch das halte ich für pure Schwarzmalerei«, hielt Marge dem Mann entgegen. »Wenn ein unverhältnismäßig großes Risiko bestünde, hätte sich unser Captain geweigert, den Flug zu unternehmen. Davon bin ich hundertprozentig überzeugt.«
»Genau!«, bekräftigte Ben, ihr treuer Freund und Helfer. »Ein Himmelfahrtskommando ist nichts für da Locca!«
»Ihr redet so, als wärt ihr in alles eingeweiht. Tatsache ist doch, dass sich die Kommandantin seit Beginn der Reise schroff und wortkarg zeigt – wieso entspannt sie sich nicht, wenn das hier bloß ein Routineauftrag ist?«
»Ich habe nie gesagt, dass es Routine ...«, begann Marge, aber man ließ sie nicht ausreden. Immer mehr Zwischenrufe ertönten, und Joe Cindar lachte nur noch hämisch. Längst stand ihr Tisch im Zentrum der allgemeinen Aufmerksamkeit – jeder hatte etwas dazu zu sagen, sämtliche Anwesenden konzentrierten sich auf die Kontrahenten und steuerten – meistens emotionsgeladene – Bemerkungen bei, die nicht gerade eine ruhigere Gesprächsatmosphäre erzeugten.
»Jedenfalls sind wir seit dem Start mutterseelenallein im All – keinerlei Hinweise auf feindliche Handelsschiffe, die es auf uns abgesehen haben und etwa auf gut Glück durch die Gegend kreuzen, in der Hoffnung, mit uns zu kollidieren.« Mit dieser Bemerkung, die von einem breiten Grinsen begleitet wurde, gelang es Ben, die Wogen ein wenig zu glätten.
»Was sich schnell ändern könnte!«, unkte Joe Cindar. »Sobald wir uns unserem Zielort nähern und der Raumverkehr zunimmt ...«
Ein anderer Mann fragte interessiert und sachlich: »Funktionieren denn unsere eigenen Ortungsgeräte?«
»Ja, das tun sie, und sie sind in der Lage, sehr viel mehr zu leisten als herkömmliche Anlagen ... wie euch klar sein dürfte, Kollegen! Ihr wisst ja, weshalb.«
Das brachte sie alle für eine Weile zum Schweigen. Marge war fasziniert von der Autorität, die der junge dunkelblonde Funkleitoffizier auf einmal ausstrahlte. Seine grünen Augen blitzten unter den geraden dichten Brauen hervor, und das, was er sagte, war offenbar angekommen. Sein Hinweis auf die fremdartige Herkunft ihres Kugelraumers war ja auch absolut richtig. Nicht nur von der Größe her war der Raumer den meisten anderen Schiffen überlegen.
Ben Silverman war alles andere als ein Fachidiot – er hatte mehr im Kopf als nur Hyperfunkprobleme. Vielmehr beschäftigte er sich mit den verschiedensten Wissensgebieten, die mit der Raumfahrt zusammenhingen. Marge sagte ihm eine steile Karriere voraus; ganz sicher würde er nicht lange Funkleitoffizier bleiben.
Sie lächelte ihn an und dachte: Das weiß ich bestimmt, auch ohne dass nun ich Visioniter befragen müsste! Man braucht nicht immer präkognitive Fähigkeiten ...
Einstweilen waren sie beide froh, die Mahlzeit in besserer Stimmung beenden zu können, als sie sie begonnen hatten.
Noch acht bis zehn Wochen liegen vor uns, dachte Marge Kimazu. Ob wir es weiterhin schaffen, die Disziplin an Bord aufrechtzuerhalten?
Mit wir meinte sie nicht nur sich und Ben, obwohl sie sich und ihn insgeheim schon für die unsichtbaren Stützpfeiler des Kommandos hielt, was die Moral betraf.