Читать книгу Klandestine Welten. Mit Goffman auf dem Drogenstrich. - Antje Langer - Страница 2

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Drogenprostitution als eine spezielle Form der Prostitution wird in der deutschsprachigen (Fach-)Literatur kaum als eigenständiges Thema behandelt. Entweder wird sie im Zusammenhang einer Aufzählung der verschiedenen Arten von käuflichem Sex (vom Straßenstrich bis zum Escortservice) erwähnt – meist als die unterste Stufe der Hierarchie und als „besonders unheilvolle Allianz“1 – oder sie findet gar nicht erst Beachtung. Dagegen gibt es zahlreiche Veröffentlichungen über Drogen, Abhängigkeiten und Drogenpolitik; auch über Prostitution findet man Milieuforschungen, historische Studien und eine Fülle von Erklärungsversuchen des „abweichenden Verhaltens“. Im Zuge der Problematisierung von HIV und AIDS fand das Thema verstärkt Beachtung. Erstmals rückten auch die Freier in das wissenschaftliche und öffentliche Interesse, die bis dahin „lediglich als anonyme, konturlose Masse“ (Prostituiertenprojekt HYDRA 1988, 12) existierten. Dabei stand vor allem die AIDS-Prävention als formuliertes Ziel der Untersuchungen im Vordergrund. Literatur, die sich ausschließlich mit dem Thema Drogenprostitution befasst – in welcher Form auch immer – ist jedoch kaum zu finden.2 Diese Nicht-Beachtung verweist auf eine allgemeine gesellschaftliche Tabuisierung des Themas.

Die vorliegende Studie soll mit einer detaillierten Analyse der auf dem Drogenstrich beobachteten Interaktionen zwischen Prostituierten und Freiern dazu beitragen, dieses Feld zu erhellen. Die Betrachtung der Interaktionsprozesse verspricht, eine Fülle von Praktiken aufzudecken, die das Feld der Drogenprostitution konstituieren. Zudem verhindert der Fokus auf die Interaktionsprozesse der beteiligten Personen, einseitig die Ursachen und Motive ihres Handels zu suchen sowie psychologisierende Zuschreibungen zu produzieren.

Die Untersuchung ist innerhalb eines Forschungsprojektes über die Lebenswelt(en) von Drogenprostituierten am Institut für Sozialpädagogik und Erwachsenenbildung des Fachbereichs Erziehungswissenschaften der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt/Main entstanden. Sie bezieht sich explizit auf den Drogenstrich in Frankfurt/Main innerhalb des Zeitraums Sommer 1999 bis 2001, in welchem mittels Beobachtung im Feld und Interviews das hier nun ausgewertete Material gesammelt wurde.

1 So schreibt Rita Süssmuth in der Einleitung zum Buch „Sucht und Prostitution“ von Jutta Brakhoff (1989).

2 Einige der wenigen Studien, in denen speziell Frauen zu Wort kommen, die sich auf dem Drogenstrich prostituieren, sind einmal eine Untersuchung des Sozialpädagogischen Instituts Berlin (Claudia Gersch et al. 1988), die ebenfalls im Rahmen zielgruppenorientierter HIV-/AIDS-Prävention erstellt wurde, des Weiteren die von Cecilie Hoigeard und Liv Finstad (1987) sowie die journalistische Recherche von Josy Meier und Thomas Geiger (1993), die mit unkommentierten Interviewpassagen auf die besondere Problematik des Anschaffens für Drogen aufmerksam machen wollen.

Klandestine Welten. Mit Goffman auf dem Drogenstrich.

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