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II.Kursbewegungen: der grosse Interessenskonflikt

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Analysten kosten Geld. Analysen und Research kosten Geld. Wer bezahlt das alles? Gewöhnlich werden Analysten von so genannten Finanz-Brokern entlöhnt. Diese vermitteln den Kauf und Verkauf von Aktien an institutionelle Investoren wie Portfolio-Manager oder Pensionskassenverwalter. Natürlich müssen diese Broker dafür Titel und Firma a fonds kennen. Exakt dieses Wissen stellen ihnen meist erfahrene Analysten zur Verfügung.

So weit, so arbeitsteilig. Allerdings: Der Broker verdient sein Geld mit jedem Trade. Bei jedem Kauf oder Verkauf eines Titels wird eine Kommission fällig. Es hat also ein eminentes Interesse an jeder Bewegung eines Wertpapiers. An jedem Kurssprung der Aktie: fällt diese, wäre kaufen angebracht; steigt sie, wäre verkaufen angezeigt. Der Broker ist an Verkaufsvolumina interessiert – egal in welche Richtung. In dieses endlose Spiel am Aktienmarkt um Ebbe und Flut der Kurse liesse sich trefflich auch den Analysten einbauen. Und hier lauern dann die Fallstricke. Setzt ein Analyst einen Titel auf buy haben alle Freude. Der Broker, weil das Kaufaufträge auslösen dürfte. Die analysierte Unternehmung, weil steigende Aktienkurse zumindest vordergründig die Performance des Managements in ein positives Licht rücken. Und wenn die Firma Kunde des Brockers ist, ist die Freude gewissermassen eine Doppelte.

Wenn da nur der Analyst dazwischen nicht wäre. Der befindet sich möglicherweise in einem fürchterlichen Interessenskonflikt. Was, wenn seine Einschätzung auf hold lautet? Der Broker, von dem der Analyst finanziell abhängig ist, hätte gar keine Freude. Nichtstun bringt kein Geld. Und ein Sell-Stempel wäre ebenfalls eine ganz vertrackte Angelegenheit. Das brächte zwar Bewegung in die Verkaufsfront. Ist die Firma aber bestehender oder potenzieller Kunde des Brokers würde ein solch negatives Urteil diese Beziehung mit Sicherheit belasten. Kein Wunder also lauten die meisten Empfehlungen der Analysten auf buy.

Die unkontrollierten Konfliktfelder rund um Broker-Modelle sind auf Dauer natürlich problematisch. Viele Banken haben sich aus diesem Grund inzwischen aus dem Geschäft zurückgezogen. Die Gilde der unabhängigen Aktien-Broker ist arg geschrumpft und dort, wo Broker und Analyst noch Wand an Wand arbeiten, ist dazwischen eine Chinese wall hochgezogen. Die Analysten müssen sich höchstens Sorgen darüber machen, dass ihre Research-Budgets immer stärker zusammen schmelzen – kaum ein Investor will dafür noch Bares auf den Tisch legen. Auch das hat eine Kehrseite: Wollen Investmentbanken im lukrativen IPO-Markt in der Begleitung von Börsengängen Erfolg haben, sind sie auf den Aktien-Research existenziell angewiesen.

Heute müssten Analysten wohl Artenschutz geniessen – es gibt inzwischen zu wenige gute Exponenten dieser Berufsgattung. Für hochsensible CFOs oder CEOs mag das eine erfreuliche Nachricht sein. Für alle anderen am Finanzmarkt Tätigen sind das keine guten News. Börsennotierte Unternehmen sind auf einen reibungslos und gut informierten Finanzmarkt angewiesen. Analysten spielen darin eine zentrale Rolle. Newcomer-Firmen, die als Geschäftsmodell nur noch den Research anbieten und diesen Service gegen Entgelt den Unternehmen offerieren, können nicht die Lösung sein. Das potenziert lediglich die Interessenskonflikte. Deshalb lautet mein Fazit: das Verhältnis Analyst – Unternehmen ist zwar ein spannungsreiches. Aber auch ein entscheidendes Element eines lebendigen Finanzmarktes.

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