Читать книгу Den Kleinen verkloppen wir mal wieder! - Armin Kaster - Страница 6

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„Die neue Schule ist eigentlich ganz o.k.“, sagte Burak. Es war Schulschluss, und wir gingen gemeinsam nach Hause.

„Zum Glück sind einige aus der alten Schule hier“, sagte ich.

„Zum Beispiel ich“, grinste Burak.

„Und ich“, sagte Alex.

Es war gut, dass wir zusammen waren. Als Fünftklässler fühlt man sich manchmal schon etwas blöd. Von wegen „die Kleinen“ und so. In dem Moment sah ich sie. Die drei Typen von gestern. Sie standen neben dem Spielplatz.

„Lasst uns heute mal durch die Siedlung gehen“, schlug ich vor.

„Ey, das ist doch voll der Umweg“, brummte Burak. Er wollte noch mit zu mir kommen.

„Trotzdem“, sagte ich. Ich hatte keine Lust, von den Jungs angemacht zu werden.

Alex hatte die drei anscheinend nicht gesehen. Und nachdem er etwas gemeckert hatte, war er doch mitgegangen.


„Wir sehen uns morgen“, sagte ich vor meiner Haustür.

„Alles klar, bis morgen“, erwiderte Alex.

Ich stand schon in der Tür, da rief er hinter mir her: „Bist du wegen der Typen den Umweg gegangen?“

Ich fühlte mich erwischt.

„Welche Typen?“, fragte Burak.

Ich sah abwechselnd von Alex zu Burak. Ich wollte das nicht erklären. Aber wir waren Freunde.

Und deshalb sagte ich: „Gestern waren die Typen vor den Umkleiden und hatten Stress mit dem Trainer von Unitas. Mehr nicht.“

„Hast du Schiss vor denen?“, fragte Burak.

„Nein!“, sagte ich etwas zu laut.

„Ist ja gut“, sagte Burak. „Ich mein ja nur.“ Dann ging Alex weiter.

Burak und ich gingen ins Haus.


„Grüß dich, Burak“, sagte meine Mutter.

„Wir machen zusammen Hausaufgaben“, erklärte ich.

„Aber vorher esst ihr was. Ich hab Linsensuppe gekocht.“

„Ist da Schweinefleisch drin?“, fragte Burak.

„Ja, leider“, sagte meine Mutter. „Aber ich kann dir ein paar Brote machen.“

Wir gingen in mein Zimmer und ließen uns aufs Sofa fallen.

„Voll die große Wohnung“, sagte Burak.

Wir waren in den Sommerferien umgezogen. Mein Vater hatte einen neuen Job und verdiente jetzt fast doppelt so viel wie früher. Dafür war er aber auch die ganze Woche in Berlin. Manchmal sogar übers Wochenende.

„Sollen wir Mathe machen?“, fragte ich.

Burak zuckte mit den Schultern.

„Wenn‘s sein muss …“, murmelte er.

Wir setzten uns an den Schreibtisch.

„Wohnt ihr hier allein?“, fragte Burak.

„Kann man so sagen“, antwortete ich.

Burak sah sich um. „Ein Zimmer nur für dich … das hätte ich auch gern.“

Ich wusste, dass sich Burak ein Zimmer mit seinem großen Bruder teilte. Die beiden Schwestern hatten das andere Zimmer. Und die Großeltern wohnten im Schlafzimmer der Eltern, die dann nachts im Wohnzimmer schliefen.

„Hast du auch mal Ruhe?“, fragte ich ihn.

„Was soll’n das sein?!“, sagte er und tippte sich an die Stirn. „Bei uns bekommt jeder mit, was ich mache. Voll die Kontrolle.“

Ich überlegte kurz. Bei mir war das anders. Meine Mutter fragte mich zwar immer, was ich machte. Aber ich sagte nur, was ich wollte.

Und mein Vater war sowieso weg. So war das bei mir.

„Kannst ja zu uns kommen“, sagte ich. „Dann hab ich wenigstens einen Bruder.“

Burak musste lachen. „Nee, lass mal. Ist schon o.k. bei uns.“

Dann schwieg er eine Weile.


Schließlich sagte Burak: „Was meinte Alex eben eigentlich?“

„Nichts …“, log ich.

Ich wollte das nicht erklären.

„Wie nichts?“, fragte Burak.

Ich sah vor die Wand. Ich kannte Burak.

Der würde immer weiter fragen.

Schließlich sagte ich: „Wie ich gesagt habe: Gestern waren da ein paar Jungs vor den Umkleiden. Die hatten Stress mit dem Trainer von Unitas.

Der hat die ziemlich angemacht. Mehr nicht.“ Burak nickte. „Das war alles?“

„Ja, alles.“

„Und warum bist du denen dann aus dem Weg gegangen?“, fragte Burak.

„Keine Ahnung“, sagte ich.

In dem Moment kam meine Mutter ins Zimmer.

„Das Essen ist fertig. Kommt ihr?“

Wir sprangen auf und waren gleichzeitig am Esstisch.

Burak, weil er keine Lust auf die Matheaufgaben hatte. Und ich, weil ich nicht über die drei Jungs sprechen wollte.

Den Kleinen verkloppen wir mal wieder!

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