Читать книгу Den Kleinen verkloppen wir mal wieder! - Armin Kaster - Страница 7
ОглавлениеAm Donnerstag passierte es dann.
Wir hatten an der Tischtennisplatte gespielt, als es schellte und die Pause vorbei war.
„Ey, Mann, das ist blöd“, schrie Burak und rannte zum Eingang. Er war schon früh rausgeflogen und hatte deshalb fast nur zugekuckt.
„Nächste Pause spielen wir weiter“, rief ich ihm nach.
Aber ich wusste, dass Burak wütend war. Das kam vor. Und das verging. So war er eben. Sebastian nahm den Ball und die Schläger. Er brachte sie zu dem Schüler zurück, der für das Ausleihen und Einsammeln der Pausenspiele zuständig war.
Alex lief Burak hinterher und rief: „Jetzt wart doch mal.“
Als Letzter ging Björn. Er war ein komischer Typ: Er sagte meistens nichts, spielte aber ganz o.k. Tischtennis.
Ich wollte gerade gehen, als ich im Augenwinkel eine Bewegung sah. Da standen sie. Die drei Jungs. Der mit den Sommersprossen lehnte vor einer Laterne. Die beiden anderen standen links und rechts von ihm.
„Du bist ja ein ganz Toller“, rief der Blonde mir zu. Seine Stimme klang seltsam hoch und überschlug sich beim Sprechen. Er war im Stimmbruch.
„Ich glaub, wir haben noch was zu besprechen“, sagte er.
Ich versuchte, einfach zu gehen. Aber es gelang mir nicht.
Ich starrte ihn bloß an.
Der Typ schielte, und sein Gesicht war voller Sommersprossen. Außerdem waren seine blonden Haare ziemlich fettig.
„Was denn?“, fragte ich leise.
Meine Beine wurden weich. In seinem Blick war etwas, das mir Angst machte.
Einer der beiden anderen lachte kurz. Eine dünne Gestalt mit einem Gesicht wie eine Ratte.
„Was denn?“, äffte er mich nach. Er verzog seinen Mund, als würde er weinen.
Ich stand wie festgeklebt neben der Tischtennisplatte.
„Ich glaub, der hat was mit den Ohren“, sagte der dritte Junge.
Der sah dem Blonden ziemlich ähnlich, war aber kleiner.
In dem Moment wäre ich am liebsten weggelaufen. Das wäre zwar feige gewesen, aber ich begriff, dass das meine einzige Chance war.
Doch dazu war es zu spät. Der erste Typ kam auf mich zu.
„Dein Trainer soll sich bei uns entschuldigen.“ Er griff nach meinem T-Shirt und drehte es um seine Hand. Dann zog er mich zu sich heran.
„Hast du mich verstanden? Der Kerl soll sich bei uns entschuldigen.“
Er hatte widerlichen Mundgeruch.
„Das ist nicht mein Trainer“, sagte ich mit gepresster Stimme.
„Na und?“, sagte der Typ. „Du sagst dem das trotzdem.“
Ich nickte nur.
Der Blonde ließ mich los. Ich kam aus dem Gleichgewicht und stolperte.
„Und nicht vergessen“, rief er zu. „Wir kommen wieder.“
Damit verschwand er. Die beiden anderen folgten ihm wie Hunde.
„Entschuldigung“, sagte ich beim Betreten der Klasse. „Ich musste noch mal zur Toilette.“
Die dritte Stunde hatte längst begonnen.
Ein paar Mitschüler lachten. Frau Kamphausen nickte mir zu, und ich setzte mich an den Tisch. Alex hielt mir sein Englischbuch entgegen.
Dabei verdrehte er die Augen. Englisch war nicht gerade sein Lieblingsfach.
Aber das war mir jetzt egal. Denn ich fühlte mich echt schlecht. Am liebsten wäre ich in dem Moment nach Hause gerannt und allein gewesen.
Ich wollte auf keinen Fall, dass jemand merkte, wie es mir ging.
Denn ich schämte mich für das, was mir gerade passiert war. Warum weiß ich nicht. Ich schämte mich einfach.
In der zweiten Pause rannten Alex und Burak sofort zur Tischtennisplatte.
„Du bist mit Ausleihen dran“, rief er mir im Vorbeilaufen zu. Björn kam wie immer als Letzter.
Ich hatte keine Lust, zu spielen, und blieb einfach in der Pausenhalle stehen. Doch dann dachte ich, die anderen finden das bestimmt komisch. Ich wollte auf keinen Fall, dass sie mich fragten, warum ich nicht spielen will. Also ging ich zur Ausleihe und holte fünf Schläger und den Ball.
„Beeil dich“, rief mir Burak entgegen. „Wir haben nur zehn Minuten!“
Als ich an der Tischtennisplatte ankam, schlug mein Herz auf einmal schneller als sonst. Hier war es vorhin passiert. Und es kam mir so vor, als wären die Typen noch da, obwohl das nicht stimmte. Es war ein komisches Gefühl.
„Der Gewinner hat Aufschlag“, erinnerte mich Alex.
Ich grinste schief und schlug auf.
Ins Netz.
Damit war ich raus.
„Was ist denn mit dir los?“, fragte Alex.
Und auch Björn sah mich fragend an.
„Nichts“, rief ich.
Jetzt schlug Burak auf. Sie fingen an, zu spielen. Doch ich bekam nichts mit. Stattdessen sah ich mich um und ließ den Blick über den Schulhof wandern. Aber hinter mir stand niemand. Und auch sonst konnte ich die drei nicht sehen.