Читать книгу K.L.A.R.-Taschenbuch: Die Neuen passen hier nicht rein! - Armin Kaster - Страница 6
ОглавлениеE s dauerte eine Weile, bis sich alle gesetzt hatten und es ruhig wurde. Rebecca hatte den Platz neben der Tür bekommen. Sie beobachtete, wie ihre neuen Mitschüler an ihr vorbeiliefen. Rebecca zählte jeden einzelnen. Als der letzte an ihr vorbeikam, war sie bei 26. „Guten Morgen, liebe 7a!“, sagte Frau Schneider. Und im Chor antworteten die Schüler: „Guten Morgen, Frau Schneider und Herr Martin.“ Auch Herr Martin begrüßte die 7a.
„Jetzt ist es so weit, liebe Leute. Hier sind eure neuen Mitschüler. Als erste darf ich euch Rebecca vorstellen.“
Er zeigte auf Rebecca.
Und Rebecca traute ihren Ohren nicht. Denn die Schüler applaudierten. Ein Junge sprang sogar auf und stieß einen Jubelschrei aus.
Als es wieder ruhig wurde, sagte Frau Schneider: „Rebecca, vielleicht magst du dich kurz vorstellen?“
In dem Moment wurde Rebecca knallrot und ihr Herz begann, zu rasen.
„Äh … ja …“, stammelte sie. „Ich heiße Rebecca … und ich … ich bin also die Neue.“
Der Junge, der eben aufgesprungen war, winkte jetzt und rief: „Hallo, Rebecca! Hallo-ho!“
„Ist o.k., Victor“, sagte Herr Martin. „Setz dich einfach wieder.“
Rebecca hörte ein Mädchen neben sich, die sagte: „War ja wieder klar …“
Und ein Junge, der hinter Rebecca saß, murmelte etwas, das sie nicht verstand. Aber es klang auf keinen Fall freundlicher als das, was das Mädchen gesagt hatte.
Rebecca sah verstohlen zu diesem Victor.
Er hatte kurze, braune Haare und grinste sie an. Rebecca sah schnell weg. Von ihm ging etwas Wildes aus, dass sie verunsicherte.
„So …“, sagte Frau Schneider. „Und als zweiten neuen Mitschüler möchte ich euch Leander vorstellen.“
Sie verließ ihren Platz und stellte sich an den Tisch neben dem Fenster. Dort saß ein Junge, der die ganze Zeit aus dem Fenster schaute.
„Leander ist jetzt auch in unserer Klasse.
Bitte begrüßt auch ihn.“
Und wieder tobte Applaus.
Rebecca sah, wie Leander das Gesicht verzog. Sie konnte nicht erkennen, ob er sich freute oder ob ihn das Ganze eher nervte.
In dem Moment lief Victor durch die Reihen und stürmte auf Leander zu. Er hielt ihm die Hand entgegen und rief:
„Hallo, Leander! Ich bin Victor!“
Herr Martin ging zu Victor und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
„Lass gut sein, Victor“, sagte Herr Martin.
„Du musst Leander ja nicht gleich überfallen.“ Doch Victor schüttelte die Hand ab und drehte den Kopf zur Klasse. Er sah sich kurz um und sagte: „Ich bin nur freundlich.“
Rebecca stellte fest, dass einige in der Klasse von Victors Verhalten genervt waren. Besonders ein paar Jungs in der letzten Reihe machten Gesten, die aussahen, als wollten sie Victor eine Ohrfeige geben. Ein Junge schlug sogar mit der geballten Faust in die Hand.
„Victor, setz dich hin!“, sagte Frau Schneider freundlich, aber bestimmt. Dabei sah sie Victor mit ruhigem Gesicht an.
„Jo!“, sagte Victor und schlenderte übertrieben locker an seinen Platz zurück.
„Und, Leander, magst du dich kurz vorstellen?“, fragte Herr Martin.
Da hörte Rebecca ein Lachen. Und das Lachen kam von Leander. Rebecca hatte eigentlich gedacht, dass Leander nach dem kleinen Vorfall mit Victor eher eingeschüchtert war. Stattdessen lachte er.
„In Ordnung, Leander. Vielleicht erzählst du später etwas von dir“, sagte Frau Schneider und ging zur Tafel. Dort hing ein Plakat. Doch Rebecca sah das nur im Augenwinkel. Denn sie beobachtete Leander, der noch immer lachte, jetzt allerdings leise. Dabei sah er auf ein paar Fotos, die an der Wand gegenüber hingen. Sie zeigten die letzte Karnevalsfeier. Auf einem Foto war Victor als lila Minion zu sehen. Irgendwie passte das durchgeknallte Minion mit den hervorstehenden Zähnen und der verrückten Wuschelmähne zu Victor. Jetzt wusste Rebecca, warum Leander so lachte.
In dem Moment tippte ihr Sarah auf die Schulter. Sie flüsterte: „Der Typ geht ja wohl gar nicht, oder?“
Der Satz ärgerte Rebecca. Leander hatte etwas entdeckt, das ihr in der allgemeinen Aufregung gar nicht aufgefallen war. Und obwohl Leander etwas seltsam rüberkam, fand sie ihn irgendwie cool.
Was gar nicht ging, war der Spruch von Sarah.
Als es zur Pause schellte, sprang Victor auf und rannte als Erster zur Tür.
„Moment, Moment!“, rief Herr Martin und stellte sich Victor in den Weg. „Wir sind noch nicht fertig.“
Die anderen Schüler warteten ruhig.
„Nach der Pause möchte ich mit euch über unsere Klassenfahrt sprechen!“, sagte Frau Schneider. „Wir müssen bald entscheiden, wohin wir wollen. Ich hoffe, ihr habt euch mittlerweile ein paar Gedanken gemacht und könnt Vorschläge machen.“
„Ja, haben wir!“, rief Victor. „Können wir jetzt raus?“
Frau Schneider sah Victor an und verdrehte die Augen. Aber sie lächelte dabei. Dann sagte sie:
„Ab mit euch!“
Herr Martin öffnete die Tür, doch Victor bewegte sich nicht.
„Ich hab’s mir anders überlegt“, sagte er.
„Ich bleib drinnen.“
Die anderen Schüler liefen durch die Sitzreihen und blieben mit einigem Abstand vor Victor stehen. Rebecca war nicht klar, was mit Victor los war. Ein Mädchen, das in ihrer Nähe saß, hatte immer wieder verschreckt zu ihm geschaut. Auch jetzt sah sie ängstlich zur Tür. „Geh weiter, du Penner“, sagte ein Junge und drängte sich an Victor vorbei. Ihm folgten zwei weitere Jungs, gegen die Victor nichts ausrichten konnte. Sie drängten ihn zur Seite und gingen einfach in den Flur.
„Ey, du Wichser!“, schrie Victor. „Pass auf!“
Er lief den Jungs hinterher.
„Und wo gehen wir jetzt hin?“, fragte Sarah. Am liebsten wäre Rebecca in diesem Moment allein gewesen. Sarahs Fragen störten sie richtig.
„Jetzt hast du deine neue Klasse kennengelernt“, sagte Herr Martin. „Bis auf ein paar Nervereien läuft es bei uns eigentlich super. Du wirst dich schon wohlfühlen.“
„Das denke ich auch“, sagte Rebecca. Als Sarah sie gerade aus der Klasse schob, sah Rebecca Frau Schneider vor Leanders Tisch stehen.
„Willst du nicht auch nach draußen gehen?“ Aber Leander schüttelte nur den Kopf.