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Was denn nun?

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Mittlerweile kann man denke ich resümieren, dass es richtig und falsch, schwarz und weiß, gut und böse nicht gibt20 . Nach der griechischen Definition der Philosophie, die die absolute Wahrheit suchte, nach der es ein richtig oder falsch gibt, müsste man jetzt den Kopf in den Sand stecken und beschließen, dass es von der Argumentation her einfach nicht weitergeht. Denn nur aufgrund einer Wahrheit, die absolut ist, kann man einen richtigen Entschluss fassen, wie er auch absolut richtig ist. Wird aus dieser Wahrheit, deren Anspruch es ist, allgemeingültig zu sein, nur eine „Gewissheit“, also eine persönliche Wahrheit, so kann auch nur eine persönlich richtige oder falsche Entscheidung getroffen werden.

Dies bedeutet, dass die Kriterien, die in den vorigen Kapitel angesprochen wurden, häufig nicht „greifen“. Wenn jemand im ingenieurtechnischen Bereich oder auch privat eine Entscheidung treffen will oder muss, so kann er oder sie diese lediglich nach bestem Wissen und Gewissen treffen.

Dies ist analog zu den Naturwissenschaften, in denen man Naturgesetze nicht validieren kann. Man kann sie nur falsifizieren. Dies bedeutet, dass man Hunderte von Experimenten durchführen kann, die zeigen, dass eine Formel richtig ist. Aber es reicht ein einziges Experiment aus, das die gewünschten Ergebnisse nicht bringt. Und damit erweist sich die Formel als falsch. Dies bedeutet, dass die Gültigkeit dieser Formel eventuell eingeschränkt ist und/oder man sie erweitern muss, damit sie wieder richtig wird.

Wenn also die Kriterien des Richtig und Falsch nicht greifen, benötigt man andere Kriterien. Wenngleich wir hier hauptsächlich von Firmen sprechen, so fallen mir ad hoc zunächst einmal Verhaltensmaßregeln ein, auf deren Grundlage jede Gesellschaft funktioniert. Es sind Richtlinien des Handelns und sie betreffen den Umgang miteinander. Dieser verläuft nach „Spielregeln“. Diese sind zwar auch nicht absolut eindeutig, aber doch für alle Gesellschaften sehr ähnlich.

In unserer westlichen Zivilisation sind sie durch das Grundgesetz beziehungsweise die Verfassung festgelegt. Beispielsweise heißt es hier, dass die Würde des Menschen unantastbar sei. Eine ähnliche Sammlung von Spielregeln beziehungsweise Verhaltensregeln sind die zehn Gebote der Bibel. Und wenn in der einen Verhaltensregel die Ausdrucksweise mehr ethischer Natur ist, also die Würde des Menschen betrifft, so gibt die Bibel die Regeln nach eher praktischen Gesichtspunkten: „Du sollst nicht lügen“. Denn wenn man jemanden belügt oder betrügt oder so uneindeutig kommuniziert, dass das Gegenüber nur verlieren kann, so verletzt man die Würde desselben.

Wenn man nun diese Maßstäbe anlegt, so kann man leichter selbst entscheiden, was korrekt ist oder auch nicht. Dies bedeutet einen korrekten, klaren, so weit wie möglich eindeutigen Umgang mit seinem Gegenüber, also weder Beleidigung noch ähnliche andere Verhaltensweisen. Missverständnisse wird es immer geben; sie sind Bestandteil der Kommunikation. Es ist der einfache und nicht übermäßige Respekt vor dem Gegenüber, der die Kommunikation einfacher und (Problem)-Lösungen auch einfacher macht.

Dabei ist es ganz sicher ein respektloser Vorgang, wenn man auch technische Argumente einfach ignoriert. Noch stärker wird dann die Respektlosigkeit, wenn man nach den Problemen, die durch die Ignorierung der Argumente auftreten, die Personen leiden lässt. Dies ist in später folgenden Kapiteln dargelegt.

Ingenieure - Status und Perspektiven

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