Читать книгу Keuschhaltung und Orgasmuskontrolle | Erotischer Ratgeber - Arne Hoffmann - Страница 5

Оглавление

Was versteht man unter Teasing and Denial?

Leider gibt es für Teasing and Denial keinen deutschen Begriff, der sich wirklich eingebürgert hat. Man kann diesen Ausdruck grob mit »Aufreizen und Zappelnlassen« beziehungsweise »Geilmachen und Verweigern« übersetzen. Der einfache Grundgedanke hierbei ist: Du bringst deinen Partner erotisch stark auf Touren, bis an die Schwelle zum Orgasmus, verhinderst aber, dass es sofort zu diesem Orgasmus kommt, sondern hältst deinen Partner auf diesem Niveau hoher Lust – während er sich danach sehnt, dass sich die in ihm angestaute sexuelle Energie endlich entladen darf. Das ist ein bisschen gemein, gefällt aber auch vielen Menschen, die sonst überhaupt keine masochistischen Veranlagungen haben.

Der Übergang von gewohnter Sexualität zu dieser Variante ist vielleicht auch deshalb besonders einfach, weil sie in abgeschwächter Form ohnehin schon zum Paarungsverhalten mancher Frauen gehört. Der englische Volksmund spricht von einer »cocktease«, wenn eine Frau es genießt, einen Mann zum Beispiel durch gewagte Kleidung und heiße Blicke in Wallung zu bringen, dabei ihre Macht über ihn genießt und besondere Freude daran hat, ihn entweder gar nicht oder zumindest nicht so schnell zum Zuge kommen zu lassen. Wenn dieses Spiel schließlich zu einem Happy End für beide Beteiligte führt beziehungsweise wenn ein Mann auf dieses Ende wenigstens vertrauen darf, kann das auch für ihn durchaus unterhaltsam sein. Nur wenn er schließlich feststellen muss, gefoppt worden zu sein, vielleicht noch hört, wie sich die begehrte Dame über »schwanzgesteuerte Kerle« empört oder lustig macht, wird er mitunter unleidlich.

Beim Teasing and Denial im Bett wird aus dieser Situation ein einvernehmliches Spiel, das beiden Spaß macht. Wenn ein immer wieder aufgeschobener Orgasmus endlich stattfinden darf, ist er oft besonders explosiv. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass er besonders lange dauert und viel eher den gesamten Körper erfüllt als lediglich den Schoß wie bei vielen »normalen« Orgasmen – den richtigen Partner immer vorausgesetzt. Die Gewissheit, dass es bald zu dieser Entladung kommen wird, gibt Menschen beiderlei Geschlechts das nötige Vertrauen, um sich in solche Spiele fallen zu lassen. Das Spiel lässt sich jedoch entsprechend gemeiner gestalten, je länger man diesen erlösenden Moment aufschiebt. Wer hier auf besonders ausgedehnte Aktionen steht, bei denen er oder sie lange in Hochspannung gehalten wird, hat in gewisser Weise Freude am Leiden, wenn dieses Leiden durch sexuelle Lust aufgepeppt und reizvoll gemacht wird.

Denn es ist klar: Du kannst dieses Spiel immer wieder von Neuem aufnehmen und wiederholen, solange ihr beiden ausreichend Lust und Energie dazu habt. Wenn du der aktive Beteiligte dabei bist, kannst du deinen Partner also erst einmal an die Schwelle seines Orgasmus bringen und dann jegliche Reize zurückhalten, bis seine Lust allmählich nachlässt. Wenn dein Partner ein Mann ist, würde sein zum Bersten praller Penis dann also allmählich zu sinken beginnen und wieder schlaff werden. Dabei kannst du auch ein bisschen nachhelfen. (Wie du das am besten anstellst, erkläre ich weiter unten.) Ist deine Partnerin eine Frau, kannst du ihr ebenfalls dabei zusehen, wie ihre Erregung allmählich nachlässt. Danach beginnst du wieder von vorn. Man spricht bei diesem Surfen an der Grenze zum Orgasmus vom »Edging« – auch hierfür gibt es leider keinen passenden deutschen Ausdruck.

Das Wichtigste bei dieser Praktik ist, dass der Partner desjenigen, der am Rand des Orgasmus gehalten wird, lernt, die Signale richtig zu deuten, die der Hingehaltene dabei unwillkürlich zeigt. Wenn er zu schnell damit nachlässt, seinen Partner aufzugeilen, ist dieses Spiel nicht so berauschend, wie es sein könnte. Übertreibt er es jedoch, kann es passieren, dass der Partner zum Höhepunkt gelangt, obwohl das zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht vorgesehen war. Aus diesem Grund funktioniert dieses Spiel weniger gut bei Menschen, die kaum sexuelle Erfahrungen miteinander haben und die Reaktionen des anderen noch nicht richtig einschätzen können. Je besser du deinen Partner auf sexueller Ebene kennst, desto besser funktioniert Teasing and Denial.

Du wirst nun schnell feststellen, dass die Erfahrung, immer wieder bis dicht an die Schwelle zum Orgasmus gebracht zu werden, ohne den Gipfel aber tatsächlich erreichen zu können, zu einem ganz enormen Drang danach führt. Viele Menschen beginnen dann unweigerlich zu betteln: »Bitte, bitte, lass mich endlich kommen!«

Du befindest dich jetzt im Bereich sexueller Spiele im Zusammenhang mit Macht und Demütigung. Vielleicht stellen du und/oder dein Partner fest, dass euch das besonders heißmacht. Ihr hättet dann eine ganz eigene Welt der Lust erreicht, nämlich BDSM-Spiele, die ihr zuvor vielleicht noch nicht am eigenen Leibe erlebt habt.

Wenn du der aktive Partner bei diesem Spiel bist, kannst du deine Macht jetzt genießen, indem du von deinem »Opfer« bestimmte Dinge verlangst, damit du ihm zur Belohnung seinen Orgasmus erlaubst. Ein harmloses Beispiel wäre: Er hat immer wieder deinen Namen zu schreien, wenn er kommt. Das ist nicht zu viel verlangt, kann aber für euch beide eine wunderbare Krönung dieses kleinen Spiels sein.

Mehr steckt nicht dahinter, und ihr könnt es bei dieser Stufe belassen. Aber womöglich ahnst du jetzt schon: Wenn du die Verweigerung eines Orgasmus noch weiter aufschiebst, deinen Partner zum Beispiel für längere Zeit keusch hältst, kann die damit verbundene Erfahrung für euch beide emotional noch viel eindringlicher sein und es kann zu wesentlich intensiveren Formen von Macht, Ohnmacht und Demütigung kommen.

Das muss aber nicht so sein. Die Kontrolle und Zurückhaltung des Orgasmus findet man auch bei erotischen Spielarten ganz ohne Machtgefälle, zum Beispiel bei der spirituellen Variante des Tantra. Auch bei der sogenannten Karezza dringt ein Mann zwar in seine Partnerin ein und genießt die Nähe, kommt jedoch nicht zum Samenerguss. Darum geht es aber in dem hier vorliegenden Ratgeber nicht.

Zuletzt sollte man der Vollständigkeit halber erwähnen, dass Teasing and Denial oft auch so stattfindet, dass einer der beiden Partner sich durch Selbstbefriedigung an die Schwelle des Orgasmus bringt, während der andere dabei zusieht, aber erst kommt, wenn sein Partner ihm das erlaubt.

Keuschhaltung und Orgasmuskontrolle | Erotischer Ratgeber

Подняться наверх