Читать книгу Lustvolle Unterwerfung - Arne Hoffmann - Страница 9
ОглавлениеIm Reich der erotischen Herrschaft – wie man eine gelungene Szene gestaltet
Woran sollte man denken, wenn man einen Abend vorbereitet, in dessen Zentrum ein Unterwerfungsspiel steht?
Natalia: Ein gutes Spiel hat einen Anfang, eine Mitte und ein Ende. Nachdem man sich also entschieden hat, die Wirklichkeit zu wechseln und in die Unterwerfungsidentität zu schlüpfen, ist es gut, sich und dem Gegenüber diesen Wechsel und somit den Anfang des Spiels zu verdeutlichen, zum Beispiel indem die Domme dem Sub ein Halsband umlegt. Damit gelten nun nicht mehr die Regeln der normalen Welt, sondern »ihre« Regeln – wie auch immer die lauten mögen.
Ein guter Beginn ist es, dem Sub zu befehlen, sich vor eine Wand zu knien, um sich einzustimmen, und von selbst zur Domme zu kommen, wenn er innerlich in der Sub-Rolle angelangt ist. Oder er kniet vor der Domme und küsst ihr zur Begrüßung die Füße. Man kann ihn auch stehen lassen und ihm die Augen verbinden.
Wie es nun weitergeht, hängt von den Vorlieben der Domme ab. Vielleicht wird sie dem Sub die Handgelenke fesseln und ihn so einfache Aufgaben erledigen lassen: Kerzen anzünden, Wein holen und ähnliches. Die Aufgabe muss natürlich perfekt ausgeführt sein, sonst gibt es zumindest einen Tadel. Oder man verbindet ihm die Augen und »quält« ihn mit Kratzen und Kneifen, streichelt wohl auch mal oder tropft Kerzenwachs (kein Bienenwachs!) auf seinen Körper. Denkbar ist es natürlich auch, mit leichten Schlägen zu beginnen, die wiederum mit Streicheln abwechseln.
Es gibt noch so viele Möglichkeiten. Das Beste ist, einfach anzufangen und in sich hineinzuhorchen, was man gern tun würde – als Domme.
Die Aufgabe des Subs ist es, sich fallen zu lassen und mitzugehen. Es mag sein, dass die Domme das Spiel bestimmt, doch er muss mitspielen. Viele Subs neigen dazu, sich in Passivität fallen zu lassen. Das macht es der Domme dann sehr schwer. Auch der Sub kann das Spiel durch Vorschläge, Bitten, die Art und Weise, wie er gehorcht (oder auch nicht), Mimik, Gestik und Gebaren mitbestimmen.
Das Spiel sollte man mit einer entsprechenden Geste beenden. Das Abnehmen des Halsbandes bietet sich an oder der Handkuss zum Abschied. Werden anschließend die Kleider gewechselt, so ist man bald wieder in seinem Alltags-Ich angekommen. Nach harten oder sehr langen Spielen kann dieser Wechsel jedoch mehr Zeit in Anspruch nehmen.
Später sollte es unbedingt noch ein Gespräch geben. Was war gut? Was hat sich toll angefühlt? Was war weniger schön? Welche Phantasien und Ideen sind hochgekommen? Was hätte ich gerne noch ausprobiert? Das Wichtigste für eine ist es, immer wieder zu reden, denn weder gute Subs noch gute Dommes fallen vom Himmel. Nur wenn man bei sich selbst nachspürt, was einem gut tut, kann man »seinen« Weg finden. Und nur durch Reden und Zuhören kann man dies dem Partner vermitteln und ihm selbst gerecht werden.
Deidra: Es sollte alles, was irgend gebraucht werden könnte, bereit liegen. Nichts sollte zwischendurch geholt werden müssen. Wenn noch ein Anruf erwartet wird, ruft man vorher dort an, sagt, dass man nicht erreichbar ist. Es sollte kein Zeitdruck herrschen: »Du, wir spielen, aber in zwei Stunden kommen unsere Freunde« … Allein die Vorstellung, sie könnten eine halbe Stunde zu früh kommen, lässt einen ganz sicher nicht in Fahrt kommen.
Ich mag es nicht, wenn alles starr vorbereitet ist, also nur noch eine Inszenierung wie ein Theaterstück ist, das »nachgespielt« wird. Das Spiel sollte flexibel sein, fließend, und auf die Stimmungen beider sollte im Spiel noch eingegangen werden können.
Subbi und Dom sollten sich vorher darüber absprechen, in welchem Rahmen das Spiel läuft (es sei denn, es ist Teil des Spieles, dies eben nicht zu wissen). Ein »Ich gehöre heute den ganzen Tag wem anders« erfordert einfach eine andere innere/geistige Vorbereitung als ein kleineres Spiel, eine Session. Wenn man etwas völlig Neues ausprobieren möchte, sollte es vorher von Dom-Seite zumindest schon mal angekündigt und erwähnt/erläutert werden. Es mag für manche sehr erregend sein, mitten im Spiel vor völlig fremde Anforderungen (zum Beispiel Elektrosex oder ein dritter Mitspieler) gestellt zu werden, aber es kann genauso mörderisch schief gehen, und Sub kann sich überfordert fühlen. Das Vertrauen kann leiden. Wenn man sich sehr lange und sehr gut kennt und das Vertrauen eine tiefe Basis hat, kann Fremdes besser als Überraschung integriert werden.
Claudia: Wenn der Dominante im Spiel Handschellen verwendet, sollte er auf alle Fälle dafür sorgen, dass auch wirklich die richtigen Schlüssel griffbereit liegen. Vor kurzem las ich auf einer Website von einem Erlebnis, bei dem das wohl nicht so war und vier Männer eine breit grinsende Subbie mit hochwertigem Werkzeug befreien mussten. Und das passierte einem wirklich erfahrenen Dom. Wenn der Dominante nicht über genügend Knotenkunde verfügt – was ja eigentlich eine Schande ist –, dann sollte er zumindest dafür sorgen, dass eine Verbandschere mit abgerundeten Spitzen bereitliegt, um bei Panik schnelle Hilfe leisten zu können.
Susanne K.: Während der Autofahrt die Augen verbinden, Fesseln anlegen, Kleidervorschrift, korrekte Anrede in der Sie-Form, Halsband/-reif anlegen, im Restaurant das Essen auswählen – das sind alles Ideen für eine schöne Einleitung. Das Wichtigste meiner Meinung nach ist, dass man sich gegenüber dem Alltag so gut wie möglich abschottet und sich aufeinander konzentriert – und sich seine Phantasien und Träume ins Gedächtnis ruft …
Sabine: Hat Schwiegermama einen Schlüssel? Dann sollte der eigene von innen stecken.
Falls Kinder da sind: Ein Wochenende zu Oma und Opa damit – das tut beiden Seiten gut. Vorher abchecken, ob sie auch dort schlafen, nicht dass die Großeltern samt Kids im Schlepptau in die Session platzen … Wenn man sich’s leisten kann und mag, ist auch ein Hotelzimmer eine gute Alternative. Dann sind schon mal alle Alltagsdinge ganz weit weg.
Eva: Nach dem Spiel bedarf es zumindest für den Sub einer mehr oder weniger kurzen »Aufwachphase«. Wenn es heftiger wird, brauche ich mindestens eine halbe Stunde, bis ich wieder fit genug bin, um Auto zu fahren. Andere Termine oder meinetwegen die Rückkehr der Kinder von der Oma sollte man sich deshalb großzügig weit weg legen. Wenn es einen derartigen Zeitrahmen gibt, sollte sich der Top unbedingt eine Uhr in den Sichtbereich stellen, da das Zeitgefühl der beiden Spielenden meistens verloren geht.
Zumindest der Top müsste sich außerdem überlegen, wie dieses Rollenspiel in etwa ablaufen könnte. Es handelt sich dabei weniger um ein konkretes Drehbuch, das eins zu eins abgearbeitet werden muss, als um eine Liste von Dingen, die jetzt nett wären, sich aber auch ganz anders entwickeln können. Vor allem für den Einstieg sollte man etwas vorbereiten, um nicht gleich zu Anfang in der Luft zu hängen.
Überprüft, ob genügend Wasser da ist. Spielen macht durstig. Und sorgt dafür, dass eure Räume warm genug sind. Dabei sollte man bedenken, dass sich zumindest eine Person während des Spiels ausziehen könnte. Kälte ist unerotisch und kann zu Krankheiten führen.
Lady Wanda: Nachdem du für dich selbst deine Rolle durchdrungen und angenommen hast, geht es darum, sie umzusetzen im Rollenspiel unter den aufmerksamen Augen und Ohren deines passiven Opfers, das nicht annähernd so passiv ist, wie du vielleicht denkst. Dominant sein heißt, dass du nachdenkst, bevor du zu handeln beginnst. Es heißt, dass deine Handlungen sinnvoll sein müssen, maßvoll und würdevoll. Es heißt nicht, dass du keine Fehler machen darfst, aber du darfst dich durch Fehler oder unvorhergesehene Vorkommnisse und Schwierigkeiten nicht aus der Bahn werfen lassen. Es darf durchaus auch gelacht werden, denn wo Genuss stattfindet, muss nicht alles in pathetischem Ernst vor sich gehen. Es geht vor allem um eines: Bewahre dein Gesicht.
Zurück zur Basis: Du hast dich für die Rolle des Dominanten oder des Sadisten entschieden. Meistens für eine Mischform aus beidem. Das setzt voraus, dass du zumindest ein wenig dieser beiden Charakterzüge in dir trägst, bislang mehr oder weniger ausgelebt oder verdrängt. Versuche dich an diese Gefühle und Gelüste zu erinnern, vergegenwärtige sie dir vor deinem inneren Auge und lasse dich ganz davon ausfüllen.
Nutze den Vorgang des Ankleidens dafür, hole mit der ausgewählten Kleidung auch die Charakterzüge hervor, die du dann ausleben möchtest. Erinnere dich an Momente, in denen diese bereits einmal aufgeflammt sind.
Nutze die Zeit, in der dein Opfer sich duscht und ebenfalls ankleidet, dafür, dich in Position zu setzen und dich auf sein Erscheinen einzustimmen.
Deine Positur und deine Gestik kannst du zuvor vor dem Spiegel ausprobieren. Achte aber darauf, dass alles deinem Typ entspricht. Selbstsicherheit kann elegant wirken, aber auch lässig. Du wirst schnell sehen, was dir gut steht und was eher aufgesetzt wirkt.
Es kann sein, dass du nervös bist. Akzeptiere, dass das in Anbetracht der Lage normal ist.
Eine gute Möglichkeit, diese Nervosität zu überbrücken, ist es, den in die Tür tretenden Sub sofort mit kleinen Aufgaben zu beschäftigen, die einen Einstieg ins Geschehen bieten und die dir die Möglichkeit geben, ihn und seine Reaktionen zu beobachten. Konzentriere dich auf dein Gegenüber, das lenkt von dir selbst etwas ab.
Er kann Kerzen aufstellen und anzünden, Spielzeuge holen und für dich bereitlegen, das alles unter deinen aufmerksamen Blicken. Du wirst in dieser Zeit an seiner Aufregung wachsen und dich beruhigen.
Du musst nichts außergewöhnlich Geistreiches formulieren. Versuche lediglich, kurze ganz Sätze zu bilden, die ihm/ihr Handlungen auferlegen. Deine Stimme sollte fest und bestimmt klingen, aufgeregte Heiserkeit kann aber auch ein Indiz aufkommender Erregung sein, das den/die Sub zusätzlich stimuliert.
Deine Sprache muss in Übereinstimmung sein mit dem, was du darstellst. Auch dies klingt so einfach, wird aber oftmals nicht beachtet. Die falschen Worte können mehr schmerzen als jeder Schlag. Vermeide unsicheres Nachfragen nach seinem/ihrem Befinden, beobachte statt dessen ihre Reaktionen. Unsicheres Fragen verunsichert dein Gegenüber und gibt ihm/ihr das Gefühl, an einen Stümper geraten zu sein.
Dein Sub wird deine einfachen Anweisungen ausführen und ein Gefühl von Erleichterung wird dich überkommen. Es kann jetzt losgehen.
Wenn du dir einen Ablauf überlegt hast, dann kannst du jetzt damit beginnen. Bei Unvorhergesehenem denke an Handlungsalternativen und nimm alles locker. Nichts ist so undominant wie Verkniffenheit.
Hast du keinen Handlungsplan ausgearbeitet, dann folge deiner Intuition. Tue, was dir in den Sinn kommt. Aber lasse jede Idee zwanzig Sekunden in dir wirken, bevor du mit der Umsetzung beginnst, denn so fallen dir technische unüberbrückbare Schwierigkeiten auf, bevor sie peinlich werden.
Wie sorgt man für die richtige Atmosphäre im Spielzimmer?
Eva: Wenn man nicht von selbst ins Spiel kommt bzw. den Alltag nicht so leicht ausblenden kann, können folgende Veränderungen helfen:
• ausführliche Körperpflege
• passende Kleidung anziehen (Einstimmung auf die Spielsituation)
• Aufräumen, Arbeit wegräumen
• mit einer Duftlampe angenehme Gerüche verbreiten, die sonst nicht in der Wohnung herrschen
• schöne, passende Musik auflegen, die aber auch sehr vom Spiel abhängt. Für die Prinzessin passt vielleicht ein Menuett, bei dem Pony eher der Radetzky-Marsch. Hat man kein konkretes Szenario vor Augen, würde ich eher etwas Ruhiges für den Anfang wählen, da viele Spieler gerade zu Beginn unnötig aufgeregt sind und diese Musik dem entgegenwirken kann.
• ein angenehmes, nicht zu dunkles, aber auch nicht zu grelles Licht erzeugen. Indirekte Beleuchtung ist zu empfehlen. Kerzen sind für die Stimmung sehr hilfreich, erzeugen aber ein flackerndes Licht, das nicht immer optimal ist. Da sie aber auch ein praktisches Element beinhalten können (sie liefern Wachs), habe ich eigentlich immer welche an. Man sollte allerdings die Brandgefahr nicht völlig vergessen.
• Getränke und Kleinigkeiten zu essen bereitstellen.
Dazu kommt natürlich alles, was einem individuell als passend erscheint. Der männliche Sub, der seine dominante Partnerin empfängt, hat vielleicht gerne ein paar Rosen oder sonstige Blumen griffbereit, um sie ihr zu überreichen.
Andere wieder haben Begrüßungs- oder Einstiegsrituale, die sie in die entsprechende Stimmung bringen und ihnen klar machen, dass jetzt das Spiel begonnen hat. So was hat mir gerade am Anfang gut geholfen. Auch wenn ich vorher nicht wirklich in der Stimmung war, habe ich mich anschließend meiner Rolle entsprechend verhalten und schwupps war ich dann doch drin. Dieses Verhalten hilft auch dem Partner, hineinzufinden und überzeugender zu sein. Nach kürzester Zeit hat man sich so dann gegenseitig ins Spiel gebracht. Vielleicht sind wir ja doch alle pawlowsche Hunde …
Claudia: Man braucht viiiiiele Kerzen. Das mindert die Falten im Gesicht (grinst).
Deidra: Als allererstes gehört hierzu die richtige Zeit. Jeder hat Zeiten, in denen er/sie für Sex besonders zugänglich ist. Für manche sind es die klassischen Nachtstunden, für andere der frühe Morgen. Ich selber mag den Nachmittag/Spätnachmittag bis in den frühen Abend am liebsten. Man ist körperlich und geistig noch nicht so fertig wie in den Nachtstunden, aber meist angenehm entspannt, da alle »zu erledigenden Dinge« auch erledigt sind und das Licht recht weich ist (oder es bereits dämmert, nur noch Resttageslicht da ist). Licht muss auf jeden Fall herrschen. Aber nicht zu grell, das ist störend und lenkt ab. Indirekte Beleuchtung aus dem Nebenzimmer, der Kerzenkronleuchter … aber hell genug, dass man sehen kann. Das ist wichtig, da in bloßem Kerzenlicht Rötungen (durch zu heißes Wachs zum Beispiel), Verletzungen (die nicht gewollt sind) oder Blaufärbungen (bei Kreislaufproblemen) der Haut schwer erkennbar sind. Außerdem isst das Auge mit und im Restaurant will man ja auch sehen, was der Koch so auf den Teller gezaubert hat.
Die Musik muss zwar hauptsächlich Dom gefallen, aber wenn Subbi nur schaudert ob der Töne, nicht der Qualen, wird keine rechte Stimmung aufkommen. Wir mögen beide Gothic bzw. mein Freund auch »Härteres«, solange es dunkel ist, bis in Richtung Dark Metal. Zum Spielen Empfehlungen der dunklen Art: Lacrimosa (wobei ich schon Leute kennenlernte, die dabei eher Gänsehaut vor Horror als vor Lust bekommen), Dead Can Dance, wenn’s sanfter sein soll, Apocalyptica macht sich gut. Musik, die dunkel ist wie blutrotschwarzer Wein und schwer wie solcher nach ein paar Jahren Eichenfasslagerung (lächelt).
Martina: Musik haben wir eher selten als Hintergrunduntermalung. Liegt bei uns persönlich daran, dass wir durch den Geräuschpegel des Tages dann abends lieber im Stillen entspannen. Wenn es doch Musikuntermalung gibt, dann die allseits beliebten SM-Musiken: ERA, Impressions of Winter, Rosenstolz. Auf Parties schwelge ich am liebsten in gregorianischen Gesängen.
Lady Wanda: Wenn man von spontanen Aktionen absieht, sollte man an Stimulanzien für sämtliche Sinne denken: Sehen, Hören, Fühlen, Schmecken, Riechen. Ambiente und Outfit sollten optisch ansprechend sein. Das kann vielerlei bedeuten, hängt also von den persönlichen Vorlieben ab. Da bei einem Großteil von Sadomasochisten zunächst die eigenen vier Wände in Betracht kommen, kann man die ein wenig umdekorieren. Kerzen, Instrumentarium bereitlegen, Tageslicht aussperren. Das Outfit sollte sich ebenfalls vom Alltag abheben. Ist noch keine Fetischgarderobe vorhanden, empfehle ich Abendgarderobe. Sowohl für Dom als auch für Domme.
Musik: Laut oder leise, aufdringlich oder eher im Hintergrund, beides ist möglich. Leise beginnen und dann, falls man verbal noch unsicher ist, ruhig mal lauter drehen und die Atmosphäre davon bestimmen lassen. Ob man Klassik mag oder eher Rammstein, das weiß ja jeder für sich bereits. Wenn man sich sicher genug fühlt, dann kann man die Musik auch weglassen. Dann tritt die Stimme in den Vordergrund oder auch die Stille. Mit der Stimme kann man ähnlich agieren wie mit der Peitsche: Mal schmerzhaft eindringlich, mal leise zärtlich oder laut tobend. Das Fühlen ergibt sich dann hoffentlich.
Oraler Genuss. Wenn ich auch von Alkohol abrate, so schadet ein Glas Sekt wohl kaum, hebt aber den besonderen Anlass hervor. Wahlweise auch andere Delikatessen. Natürlich nur für Dom/Domme. Bei Wohlverhalten kann man Sklave/Sklavin auch ein wenig füttern.
Die Nase stimulieren. Kerzen verbreiten in der Regel schon ihren eigenen Geruch. Parfum eignet sich gut dazu, jemanden zu konditionieren. Ein bestimmter Duft zu besonderen Gelegenheiten – das prägt. Räucherstäbchen oder ähnliches sind auch okay, wenn man es mag.
Keine Angst vor Wiederholungen, was die Atmosphäre betrifft. Rituale sind wichtig und erleichtern den Einstieg. Sich Abwechslung zu suchen ist später immer noch möglich.
Deidra: Ein Brandy oder anderer harter Alkohol wäre vor einem solchen Spiel sicher fehl am Platz, da er Nebenwirkungen hat, die sowohl Subbi als auch Dom spieluntauglich machen können (zu heftige Wirkung halt). Aber mit der Hilfe von einem Glas Wein, Sekt oder einem Cocktail kann man das Spiel mit etwas Angenehmem beginnen lassen. Es beruhigt die Nerven und kann Anspannungen lösen (soll ja vorkommen, dass nicht nur Subbi aufgeregt ist). Genauso kann während des Spiels ein kleiner Schluck Wein als Stärkungsmittel funktionieren, wenn Subbi vor lauter Aufregung oder Anstrengung die Knie zittern. Ich selbst bevorzuge generell trockenen Rotwein oder trockenen Met, da diese, im Gegensatz zu ihren lieblichen Gegenstücken, nicht so schnell in Blut und Kopf steigen.
Welche Kleidung bietet sich für ein effektvolles Auftreten an?
Sabine: Interessant ist es, einfach mal etwas anzuziehen, das man sonst nie trägt. Flohmärkte und Second-Hand-Shops, die man früh genug durchstöbern sollte (wenn man mal Lust dazu hat, nicht wenn das Spiel unmittelbar bevor steht), inspirieren zu ungeahnten Verkleidungsmöglichkeiten. Auf jeden Fall sollte man sich auch in dieser Kleidung wohl fühlen. Die Frau, die sonst nie High Heels trägt, wird einen sehr aufregenden Gang bekommen und sich in schwarzem Mini und weißer Bluse ganz anders fühlen als sonst; die gestylte Workalholicerin kann vielleicht mal einen Schulmädchendress à la graue Maus ausprobieren. Erlaubt ist, was gefällt – und zur vorher abgesprochenen Situation passt.
Martina: Ich fühle mich im schlichten kleinen Schwarzen am wohlsten, dazu passende Schuhe. In »Mörderschuhen« komme ich null in Stimmung. High Heels zu tragen wäre ein Grund für mich, jemand anderen zu verprügeln.
Wir fallen wohl eher durch absolute (ländliche) Normalität auf: das kleine Schwarze, passendes Schuhwerk, unbedingt schöne Nylonstrümpfe, bloß keine Strumpfhose.
Wahlweise haben wir noch einen Lederharness für mich da und zwei oder drei wirklich schlampige Kleiderfummel.
Mein Partner trägt auch nur ein schlichtes schwarzes Oberhemd und eine elegant aussehende Lederhose oder andere Lederhosen. Weil ich es so toll finde, zwängt er sich auch zu Hause in seine Lederjacke und setzt auch mal seine Sonnenbrille auf, was ich sehr passend finde. So kann ich ihm nicht in die Augen sehen.
Eva: Die Kleidung sollte zur eigenen Stimmung passen. Denn nur das wirkt bei den meisten Menschen authentisch. Egal, was man anzieht, man sollte sich selbst darin gut fühlen, sich selbst wiederfinden.
Natürlich sollte es auch zu dem angedachten Spiel passen. Aber das heißt noch lange nicht, dass man alle Klischees erfüllen muss. Wenn frau es nicht gewohnt ist, auf Pfennigabsätzen herumzulaufen, sollte sie als Top trotz der tausend Bilder, die Stöckelschuhe mit Dominanz verbinde, vielleicht doch ein anderes Schuhwerk beim ersten Spiel wählen. Denn ein Herumgestelze und -gewackel mag vielleicht lustig aussehen, ist aber nicht wirklich majestätisch und auch nicht ganz ungefährlich.
Wenn ich mir überlege, was ich anziehe, horche ich in mich hinein, was ich mit den in meinem Schrank vorhandenen Kleidungsstücken verbinde, welche Phantasien und Stimmungen jeweils aufkommen. Dann überlege ich mir, welchen Effekt ich bei meinem Partner erzeugen möchte. Soll mein Auftritt sexy, jung, schick, erfahren, kraftstrotzend, hilfsbedürftig oder erhaben wirken? Oder soll er meinem Partner zuliebe doch das sein, von dem ich weiß, dass er es besonders gern mag? Worin fühle ich mich im Moment besonders sicher? Oder falls ich in der devoten Rolle spiele: Worin fühle ich mich besonders unsicher?
Lady Wanda: Ich wage zu sagen, dass jeder Mensch mehr oder weniger starker Fetischist ist. Das heißt, es gibt Kleidungsstücke, die ihn faszinieren oder eher abturnen. Nachdem ich ausführlich dazu Stellung genommen habe, was du an innerer Einstellung herausarbeiten solltest, geht es nun um deine äußere Erscheinung. Du musst herausfinden, was dich begehrenswert macht, was deine Schönheit und Einzigartigkeit betont und hervorhebt.
Stelle dich dazu nackt vor den Spiegel und sieh dich genau an. Nun schließe deine Augen und stelle dir verschiedene Kleidungsstücke an dir vor. Dies dauert beim Mann in der Regel weniger lange als bei der Frau. Welches Outfit macht dich sexuell attraktiv? In welchem fühlst du dich besonders stark und sicher? Anregungen und Wünsche des Passiven solltest du dann berücksichtigen, wenn sie mit deinen eigenen Vorlieben übereinstimmen.
Willige als Domme nicht ein, eine Ledertanga zu tragen, wenn du dir darin lächerlich vorkommst, so sehr der Passive auch bettelt. Halte dir immer vor Augen, dass du es bist, die die Maßstäbe setzt. Trage als Dom niemals eine Uniform, weil deine Sklavin sich das so wünscht, während du selbst das blödsinnig findest. Du bist kein Kleiderständer, sondern eine Persönlichkeit!
Du kannst dein Opfer nur fetischistisch locken, wenn euer Fetisch übereinstimmt. Dann aber nutze diese Möglichkeit voll aus, denn optisch sein/ihr Fetischtraum zu sein vereinfacht die Erziehung auf äußerst angenehme Weise. Stimmen eure Fetische in keiner Weise überein, dann liegt es am Passiven, Kompromisse einzugehen oder aber weiter zu suchen.
Das heißt nicht, dass du keine Anregungen annehmen solltest. Aber achte strikt darauf, dass du nur Dinge annimmst, bei denen du mit dir selbst im reinen bleibst. Beispielsweise kann sich eine Domme in Heels wirklich schön finden, obwohl sie erst durch einen Sklaven auf die Idee gekommen ist, mal welche anzuprobieren.
Was nun deinen Einfluss auf das äußere Erscheinungsbild des/der Sub angeht, so agiere, wie du es für angemessen hältst. Hast du eine sehr genaue Vorstellung davon, wie sie/er dir gegenüberzutreten hat, dann sprich das deutlich aus und bestehe darauf. Sind dir die Äußerlichkeiten relativ gleichgültig, ziehe dir nicht irgendwelche Kleidungsregeln aus der Nase, deren Einhaltung du doch nicht wirklich streng überwachst.
Die meisten Subs erwarten in dieser Hinsicht Regularien, aber wenn du keine setzen möchtest, dann erkläre das unmissverständlich. Es ist dein gutes Recht, dich nicht mit Dingen zu befassen, dich für dich relativ gleichgültig sind. Sind diese Dinge dir wichtig, dann zeige auch dies unmissverständlich und sei sparsam mit Ausnahmegenehmigungen.
Auch hier gilt: Gehe keine Kompromisse ein aus Angst, keine(n) bessere Sub zu finden! Dies wäre kontraproduktiv, denn er/sie säße somit am längeren Hebel.
Sven: Es gibt nicht »die Kleidung« für eine Session. In der Kleidung drückt sich schon der Respekt für den Spielpartner aus, sei es nun ein Gothenoutfit, Leder schwarz, Straps und Mieder oder ein gepflegter Anzug. Der Effekt liegt sozusagen im Auge des Betrachters. Ich bin sicher, dass es auch Leute gibt, die als Dom im karierten Schlabberhemd, zertretenen Birkenstock-Imitaten und ausgebeulten grünen Breitcordhosen prima Stimmung erzeugen können (als Lehrer vielleicht).
Als Sub mag ich es, wenn meine Partnerin »herrisch« angezogen ist, nicht Spikes und Nieten, sondern eher klein, schwarz, elegant. Wenn ich toppe, mag ich sie in allem Möglichen sehen, je nach Stimmung, Strapse, nackig, Korsett, Kleid …
Werner: Ich selbst ziehe meistens nur eine Lederhose an und ein T-Shirt mit der Aufschrift »Zickenbändiger«. Es geht mir auch nicht um den Effekt des Auftretens, sondern darum, dass wir unseren Spaß haben.
Auch Lady Antigone hat Erfahrungen gesammelt, wie sie sich selbst möglichst dominant präsentieren kann:
Lady Antigone: Zunächst einmal halte ich nicht viel von dem ganzen Tamtam, das einige Damen und Herren an den Tag legen. Ich muss nicht meinen Weg mit Sklaven pflastern, damit nicht auffällt, dass ich schon längst den Boden unter den Füßen verloren habe (lacht). Das Einzige, woran ich anfangs arbeiten musste, war, ohne Zögern meinen Wunsch oder Befehl zu äußern. Ein klares »Ich möchte, dass du dieses und jenes tust/unterläßt«, ohne Zögern und Selbstzweifel ausgesprochen, wirkt Wunder. Dahinter steht allerdings auch, schnell das Für und Wider ebenso wie die Konsequenzen des Wunsches abwägen zu können. Im Übrigen pflege ich nicht zu befehlen, ich wünsche mir Dinge. Du weißt ja: »Ihr Wunsch sei mir Befehl« …
Was mir noch zugute kommt, ist ganz klar, dass ich keine schmächtige Erscheinung bin. Ich falle schon auf, wenn ich anwesend bin. Sicher gibt es auch kleinere mindestens ebenso dominante Menschen. Allerdings bin ich der Meinung, es durch meine Körpergröße ein wenig leichter zu haben.
Kleidung ist für mich keine Sache, über die ich mir Gedanken mache. Sie wähle ich nicht nach dominanten Gesichtspunkten. Allerdings ist es so, dass ich nahezu ausschließlich schwarz trage, gerne elegant, also Kostüme (von Leder, Latex bis Samt oder Leinen), Röcke, auch gerne Korsett drunter, insgesamt eher feminin. Nun ja, und um meine weiteren Fetische zu bedienen: eigentlich immer hohe Schuhe und Strümpfe.
Die Sprechweise und Wortwahl ändert sich – zumindest bei mir – von Situation zu Situation. Liegt ein Unterwerfungskontext vor, wähle ich meine Worte sorgfältiger, spreche langsamer und ruhiger. Eben so wie in einem Geschäftsmeeting. Denn hier wie dort ist es mir ein Anliegen, Probleme, die auf akustischen Missverständnissen beruhen, zu minimieren.
Was die Körpersprache angeht, bemühe ich mich immer, sie so klar zu halten, wie auch meine Wünsche und Ziele sind. Denn ganz klar ist: Wenn ich nicht weiß, wohin es geht und was ich will, kann ich nicht führen.
Chris: Man könnte alleine über die geschickte Selbstinszenierung ein Buch schreiben. Eine Frage ist zum Beispiel, ob man zu den Menschen gehört, die in einem Spiel eine andere Körpersprache verwenden, oder ob kein Bruch stattfindet und man einfach so bleibt, wie man ist. Ein mitleidig abfälliges Lächeln kann im Spiel zur Erregung führen, außerhalb des Spiels zur Ehekrise. Es gibt aber auch gar nicht so wenige Leute, die auch außerhalb des Spiels jemanden suchen, der streng und bestimmt wirkt, wo also keine Veränderung im Spiel stattfindet.
Es muss klar sein, dass dominante Selbstinszenierung weder notwendig noch besonders typisch für ein Spiel ist. Die Frage »Wenn du mit dominanter Selbstinszenierung spielst, was tust du dann?« kann ich aber zumindest für mich beantworten.
In einer Diskussionsgruppe erzählte eine Frau, dass das Zauberwort »Ich will!« heißt. Da ist etwas Wahres dran. Wenn man das, was man verlangt, wirklich will, ist die Frage der Glaubwürdigkeit und meistens auch die Frage des Ambientes geklärt. Das darf man natürlich nicht mit Rücksichtslosigkeit verwechseln. Es gibt Ausprägungen, die man immer wieder liest, zum Beispiel: »Wenn sie sich so daneben benimmt, dass sie offensichtlich bestraft werden will, dann bestrafe ich sie extra nicht.« Das empfinde ich als ein bisschen niedlich, aber es zeigt eine bestimmte Richtung an. Zwischen Partnern kommt oft die zusätzliche Schwierigkeit dazu, dass man sich zu gut kennt und einem die Rolle einfach nicht abnimmt oder dass zuviel Alltag das Spiel unmöglich macht. Eben noch der liebe zähneputzende Kuschelbär am Waschbecken und jetzt der peitschenschwingende Supersado in Leder. Kein einfacher Spagat. Die meisten Menschen, die ich ernst genommen habe, waren sehr weit weg vom »Geschichte-der-O«-Klischee, sondern eine sehr gelungene und zumeist höchst individuelle Mischung aus Selbstbewusstsein, Selbstwertgefühl und Authentizität. Da gibt’s einen Menschen, der einfach sehr nett lächelt, während er wirklich gerne und hart zuschlägt. Und er sagt »Ich finde Rohrstöcke einfach geil!« mit dem gleichen Grinsen, mit dem er sich über den neuen Kinofilm freut.
Ihm nehme ich sein Spiel einfach zu hundert Prozent ab. Mir ist es selbst passiert, dass in einer Kneipe eine Frau sehr bestimmt gesagt hat »und du holst mir jetzt einen Kaffee«, und der Kontext völlig eindeutig war. Das habe ich auch sofort geschluckt und bin den Kaffee holen gegangen (und fand es toll). Eine andere Begebenheit: Ich fand dieses Klischee vom Stiefellecken immer doof. Eine Frau, von der ich wusste, dass sie solchen Kram mag, wurde Spielpartnerin von mir, und ich sagte ihr, dass ich das wahrscheinlich schwierig und merkwürdig finde. Sie antwortete: »Sicher wirst du meine Stiefel lecken, da mach dir mal keine Gedanken.« Und sie hatte sehr recht, und es war sehr sensationell. Ich glaube, dass dominante Selbstinszenierung im SM-Kontext exakt die gleichen Mittel verwendet wie außerhalb des SM-Kontexts. Ich hatte noch nie Schwierigkeiten, mir im Beruf oder in der Politik Gehör zu verschaffen, und setze da Selbstinszenierungsmittel auch sehr bewusst ein – das, was man fälschlicherweise Rhetorik nennt. Fern von Manipulation, aber doch sehr bewusst die Stilmittel wählend, die meine Position am besten unterstreichen. Ich glaube also, dass die Frage, warum ein Lehrer akzeptiert wird und der andere wie ein Hanswurst wirkt und warum ein Abteilungsleiter seine Leute im Griff hat und der andere nicht, sehr ähnlich beantwortet werden muss wie die Frage, warum der eine dominant ’rüberkommt und der andere nicht. Von meinem Naturell her wirke ich wohl eher freundlich, nett, lieb, niedlich, und manche bekommen erstaunte Gesichter, wenn ich aufdrehe. Bei mir stimmt das allgemeine Außenbild also offensichtlich nicht mit dem »dominanten« Außenbild überein. Aber die Aussage »und dann konnte ich nicht anders, weil du es wolltest« höre ich öfters. Womit wir wieder am Anfang sind: Selbst glauben, dass man es will. Und es zeigen.
Sven kennt einige weitere Methoden, um seinen Partner psychologisch zu beherrschen:
Sven: Ein paar Grundmechanismen funktionieren in der Kindererziehung und auch bei Unterwerfungspartnerschaften.
• Zuhören. Ich kann Sub genau dann am besten beherrschen, wenn ich weiß, wie sie »tickt«. Ob ich ihr die geheimen Wünsche im Einzelfall erfülle oder nicht, ist dann natürlich mein Ding.
• Konsequent sein. Angedrohte Handlungen wahr machen und nichts androhen, was man nicht auch bereit und in der Lage ist durchzuziehen.
• Keine Überforderung. Sub ruhig mit schwierigen Aufgaben fordern, aber nicht wirklich überfordern. (Im zeitlich begrenzten Spiel ist das meist unproblematisch, bei 24/7- Beziehungen eher schwierig mit der Überforderung.)
• Positiv sein. Wenn ich fröhlich dominiere und sichtbar meinen Spaß daran habe, fällt es Sub leichter, sich unterzuordnen.
• Selbstbewusstsein zeigen. Greinende, nörgelnde Weichei-Tops sind sicher wenig erotisch und ganz bestimmt kein Segen für Sub. Selbstbewusstsein heißt dabei nicht, immer den großen Starken zu mimen, auch wenn einem nicht danach ist, sondern klar zu sich und seinen Gefühlen zu stehen.
• Loben. Nicht nur strafen und tadeln, auch wenn das Teil der erotischen Spannung ist. Subs sind auch nur Menschen und brauchen neben dem Rohrstock auch ihre Streicheleinheiten.
SM-spezifisch fällt mir noch ein:
• Nicht den Erfüllungsclown machen, sondern den eigenen Bedürfnissen ebenso großen Raum geben wie denen von Sub. Die Kombination macht’s und erweitert im Idealfall den Horizont beider.
• Klare Erwartungen formulieren. Das gilt natürlich für beide. Ich meine damit jetzt nicht: »Ich erwarte, dass du jeden Abend um Punkt 23 Uhr meine Pantoffeln holst, den Rohrstock mitbringst und mich demütig um 27,5 Schläge bittest …« Vielmehr sollten die Erwartungen an die ab und zu in Einklang gebracht werden.
• Ab und zu anspielen (gilt auch für beide) und sich nicht sofort entmutigen lassen, wenn Sub müde, gestresst und fertig von der Arbeit ist. Der Alltag schleicht sich sehr schnell ein. Wenn beide viel zu tun haben, bleibt SM manchmal allzu schnell auf der Strecke. Hier empfiehlt es sich gegebenenfalls, stehende Befehle zu implementieren, die Sub und Top immer wieder auch an die Rolle erinnern. (Fragenmüssen vor dem Toilettengang oder dem Hinsetzen sind da sehr beliebt.)
• Sub auch im Alltag gelegentlich aktiv zeigen, dass man(n) Top ist, selbst wenn man es grad nicht schafft, jeden zweiten Abend die Super-Session durchzuziehen.
• Bei einigen funktioniert es auch ganz gut, wenn Top einfach zwischendurch mal von seinen Phantasien erzählt.
Wie gesagt – die goldene Regel gibt es nicht. Mir scheint aber, dass die Rezepte, die bei Vanilla-Beziehungen manchmal funktionieren, auch in einer notwendig sind. Insbesondere alle Aspekte der Kommunikation haben bei Unterwerfungsspielern aufgrund der Tatsache, dass Sub sich sehr verletzlich macht, einen noch höheren Stellenwert als bei den Vanillas.
Nun mag sich mancher überlegen: Wenn der Dominante alles plant, welche Aufgaben und Einflussmöglichkeiten hat dann überhaupt der Devote?
Arne: Diese Frage kann man in wenigen Sätzen nicht erschöpfend beantworten – angefangen bei dem Punkt: Soll man überhaupt von »Aufgaben« reden, ist das nicht viel zu formal und liegt es letztendlich nicht sowieso an beiden gemeinsam, für ihren Spaß und Wohlergehen zu sorgen?
Auch wenn der Top die konkrete Situation ausgestalten kann, liegt es doch immer letztendlich beim Sub einzuschränken, was geht und wo Grenzen liegen. Genau dies ist auch die primäre Aufgabe des Passiven: seine Grenzen zu kennen und sicherzustellen, dass sein Dom sie ebenfalls kennt. Zudem kann er dem Top helfen, indem er ihn grob in seine Phantasien einweiht, ihm sagt, was ihm Spaß macht, und es kann dem Aktiven helfen, in seine Rolle zu finden, wenn sich der Sub auf die Situation einlässt, seinem Dom signalisiert, dass er bereit ist zu dienen und ihn das ganze vielleicht sogar erregt.
Der Dom muss die Grenzen seines Subs kennen und respektieren. Ebenfalls muss er seine eigenen Grenzen setzen, seine Fähigkeiten realistisch einschätzen und Dinge, die er sich nicht zutraut, ablehnen oder auf später verschieben. Auch kann eine solche Grenze sein, eben nicht für das gesamte Leben seines Sub verantwortlich zu sein.
Der Top braucht die Offenheit des Passiven. Wenn er die Bedürfnisse, Wünsche und Grenzen des Partners nicht kennt und sich lediglich auf seine Intuition verlassen muss, hat er es sehr schwer, das Spiel für sich und seinen Partner befriedigend zu gestalten. Und natürlich ist der Aktive für die Sicherheit der verwendeten Spielzeuge verantwortlich und muss sich überlegen, ob und welche Auswirkungen das gemeinsame Spiel auf den Sub und dessen soziales Umfeld haben.
Beide Partner haben das Recht auf klare Kommunikation vor, während und nach dem Spiel – insbesondere, wenn ein Spiel mal nicht so gut gelaufen ist. Zu Unterwerfungsspielen gehört das Vertrauen in den Partner, dass dessen Freundschaft nicht an ein gutes Ausfüllen der Dom- oder Subrolle geknüpft ist und beide gemeinsam nach einer Lösung für anfallende Probleme suchen, damit zukünftige Spiele noch schöner werden. Auch Tops machen Fehler. Und durch die Bitte »Nimm mich mal in den Arm!« ist man nicht weniger Dom, sondern mehr Mensch.
Generell gilt: Konstruktive Kritik hilft mehr als gegenseitige Vorwürfe.
Deidra: Ein großer Reiz liegt ja darin, dass es innerhalb vorher vereinbarter Grenzen Überraschungen gibt. Dom und Sub sollten vorher besprochen haben, was ungefähr machbar ist. Hier hat Subbi die Möglichkeit, Wünsche zu äußern, was drankommt und was nicht (bzw. feste Tabus zu markieren). Aber es würde viel Spaß nehmen, wenn man vorher wüsste »das und das kommt in der und der Reihenfolge dran«. Innerhalb des Spiels kann der devote Teil Einfluss nehmen, indem er »Stop« sagt (um das Spiel abzubrechen) oder auch während des Spiels Wünsche äußert (betteln um Gnade, Wunsch nach einer besonderen Belohnung, wenn man eine Grenze überschreitet). Inwieweit Dom darauf eingeht, ist eine andere Sache, besonders da so was auch schnell umschlagen kann in eine Abdrängung des Doms in die Rolle als Wunscherfüller. Dies kann auf lange Sicht nicht für beide Seiten wirklich befriedigend sein.
Sven: Die weit verbreitete Vorstellung, dass Sub nichts zu wollen hat und Dom immer alles aus sich heraus schöpft, ist natürlich Unsinn. Klar lasse ich mich als Sub fallen und versuche, das Spiel aufzunehmen. Ich nehme aber Einfluss, wenn ich auf Rückenprobleme oder einschlafende Gliedmaßen hinweise, ich nehme Einfluss über meine Reaktion auf Schmerz oder Demütigung, ich nehme Einfluss durch Ängste und Grenzen, und womöglich nehme ich auch Einfluss durch Rückmeldung.
Es gibt Spielsituationen, die auf mein Wohlbefinden ausgerichtet sind, wo ich durchaus sagen kann, was ich denn gerne als nächstes hätte (auch wenn mir das meistens sehr schwer fällt).
In anderen Situationen kommt es eher auf die »Mitarbeit« von Sub an. Dort ist die Einflussnahme allein schon dadurch gegeben, dass Sub die gestellten Aufgaben mehr oder weniger gut erfüllt.
Last not least nehme ich oft genug (und zum gelegentlichen Leidwesen von Top) über Provokation und Frechheit Einfluss auf das Spiel.
Lady Natalia stellt einmal zusammen, auf welche Dinge eine Domme, also eine dominante Frau, beim Spiel achten sollte:
Natalia: Spiele nur mit Personen, die du menschlich schätzt und denen du vertraust.
Sobald es losgeht, gilt: Du bist die Domme – du bestimmst, was geschieht. Er will es genau so, also nutze deine Macht – habe keine übermäßigen Ängste.
Mach dir keine Sorgen, wenn du Hemmungen hast. Sie sind zwar meist unnötig, aber völlig normal und geben sich im Laufe der Zeit.
Denke immer daran, dass der Sub meist verunsicherter ist als du selbst – auch wenn Männer das nicht immer so zeigen.
Hole dir die Informationen, die du brauchst. Frage dein »Opfer« ruhig, was du wissen willst, aber denke daran, dass es Männern extrem schwer fällt, in solchen Situationen zu verbalisieren, was sie empfinden. Oft ist es besser, den Partner hinterher zu interviewen.
Nimm das Ganze mit einer gewissen Lockerheit. Du musst nicht perfekt sein und hast auch das Recht, Fehler zu machen.
Eigene Unsicherheit kann man optimal tarnen, indem man den Partner verunsichert. Wenn er irgendwas fragt und du keine Antwort weißt: Gib die Frage mit »Was meinst du denn?« zurück. Oder frage ihn nach seinen Gefühlen – das erfordert von einem Mann soviel Konzentration, dass er völlig auf sich fokussiert ist. Man kann ihm auch die Augen verbinden oder ihm verbieten, einem in die Augen zu schauen.
Mache deinem Sub seine Position von Anfang an deutlich: durch die Art der Kleidung, Verbote, Gebote, Halsband, Anrede und ähnliches.
Versuche selbst, von Anfang an klar und deutlich zu sprechen. Geh davon aus, dass dein Wort Gesetz ist, und sprich entsprechend. Denke daran, dass deine Worte Anweisungen sind, und achte darauf, dass sie nicht wie Bitten wirken.
Dein Sub ist darauf angewiesen, dass du dich wirklich wie eine »übergeordnete Person« verhältst, sonst wird er dich nicht ernst nehmen können. Gebärde dich also entsprechend. Im Rahmen dieses Spiels bist du übergeordnet. Verkörpere dies.
Spiele sicher, mit gesundem Menschenverstand und einvernehmlich. Das bedeutet: Informiere dich über neue Praktiken vorher gründlich und recherchiere auch die Gefahren. Gehe verantwortlich mit der körperlichen und psychischen Gesundheit deines Subs um. Vereinbare ein Safeword, mit dem der Mitspieler das Spiel unterbrechen oder beenden kann, wenn etwas für ihn eindeutig zu weit geht.
Respektiere in jedem Fall das Safeword!
Und was sollte Natalia zufolge ein Sub beim Spiel beachten?
Natalia: Spiele nur mit Personen, die du respektierst und denen du vertraust.
Versuche, dich aktiv auf das Spiel und deine Rolle einzulassen. Du bist im Rahmen des Spiels der Domme untergeordnet. Mach dir das selbst klar.
Achte darauf, dass ein Stoppwort vereinbart wurde und benutze es, wenn nötig.
Achte auf deine Gefühle und zeige sie, damit die Domme dies bemerken und reagieren kann. Wenn etwas zu weit geht, dann mache dies zunächst innerhalb der Rolle (zum Beispiel durch eine höfliche Bitte) deutlich. Reicht das nicht, dann verwende das Stoppwort.
Denke daran, dass die Domme eigene Wünsche hat und du dafür da bist, ihr Freude und Lust zu bereiten. Es geht nicht in erster Linie um deine Wunscherfüllung.
Mach dir klar, dass du Mit-Spieler bist. Die Domme bestimmt das Geschehen, aber du nimmst aktiv teil und hast dich bewusst darauf eingelassen und bist mitverantwortlich.
Informiere dich über Praktiken und Sicherheitsregeln. Nur so kannst du verantwortlich entscheiden, was du mitmachen kannst und wo es zu weit geht und das Stoppwort nötig wird.
Nimm deine Domme ernst – besonders, wenn sie noch Anfängerin ist, und zeige ihr, dass du sie schätzt.