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Einleitung.

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Unsere moderne Zeit hat in geistiger Beziehung gegenüber früheren Zeiten besonders ein unterscheidendes Merkmal, dass jeder über jede Frage des Daseins eine andere Meinung hat. Nicht einmal die Gelehrten, selbst die der Naturwissenschaft, sind unter sich einig. Sie bemühen sich, immer mehr Fragen zu stellen, alles fragwürdiger zu machen, bis der Mensch selbst bald zum lebendigen Fragezeichen wird. Mauthner sagt in seiner Kritik der Sprache ein Geheimnis, das jeder weiß: alle Fragen von heute werden mit ebensoviel „ja“ als „nein“ beantwortet. Von allem, was bewiesen wird, erfolgt auch der Gegenbeweis. Diese Sophistik ist selbst in die Wissenschaft gedrungen. Das Tollste, das Widersprechendste aber, was es nur geben kann an menschlichen und wissenschaftlichen Meinungsverschiedenheiten, ist die Auffassung vom Wesen der Krankheit. Ich darf mit der Verkündung meiner Erfahrungen nicht mehr hinter dem Berg halten; aber nicht für die Menschheit schlechthin habe ich zu reden, sondern für die, welche die Wahrheit wollen und sie ertragen können, für solche, die sie auch an sich aus der Gewalt der Tatsachen erkennen und nicht erst fragen, wer sie verkündet und ob sie nicht am Ende der Majorität der Meinungen zuwiderläuft. Schon über ein Jahr steht mein Bericht in der „Veg. Warte“, dass ich mit meinem ersten Schüler absichtlich in die Malariagegend Italiens ging und wir „mit 45 bzw. 52 Pulsschlägen auf die Malaria warteten“. Wir schliefen absichtlich in den vom Fieber verseuchten Gegenden im Freien und führten die anstrengendsten Märsche aus. Allen Kolonialämtern Europas und Amerikas habe ich es angeboten, meine Kunst der absoluten Fieberfestigkeit jedermann anzulernen. Ich stelle heute die Behauptung auf und wage den Beweis dafür anzutreten, dass ich gegen Cholera immun bin, d. h. von ihr frei bleibe und dies selbst bei Genuss von unreifem Obst, auch jeden immun mache, der nach meiner Lehre lebt. Es ist mir geradezu Pflicht und sittliches Gebot, die von mir gefundene und am eigenen Leib und Leben erprobte Wahrheit öffentlich zu verkünden, damit sie den Starken offenkundig werde und nicht auch sie in die Fallgrube der Krankheit versinken.

Es gibt für die kranken Menschen von heutzutage zwei Hauptwege, die Leiden zu bekämpfen. Die einen Kranken wollen so rasch als möglich, momentan, über das Unangenehme ihres „Falles“ hinwegkommen, mit dem Schmerz und dem Hinderlichen der Krankheit möglichst rasch aufräumen; vor lauter „Arbeit“, wohl auch vor Hang zu Lust und Vergnügen haben sie keine Zeit zum Kranksein und so greifen sie eben zu Pillen und Mixturen, zu Serum und Tuberkulin, zu Jod, Quecksilber und Ehrlich Hata und wie die Mittel und Mittelchen alle heißen und verstehen es wirklich, eine „Besserung“ herbeizuführen und sich wieder eine Zeitlang über Wasser zu halten. Sie machen aber so eine gründliche Heilung immer mehr unmöglich und eilen umso rascher und rettungslos dem Ende zu. Das ist recht so und man verlangt es nicht anders. Die Medizin entspricht damit einfach den Anforderungen der Zeit und der „Untergehenden“. Die heutige Medizin ist also ein berechtigtes und wissenschaftliches Zeitbedürfnis, im Handumdrehen gesund zu machen, ein „wissenschaftliches Wunder“ sozusagen und es ist kein Grund vorhanden, sie von diesem Standpunkt aus zu bekämpfen. Sie wird ihrer Aufgabe, ihrer Nachfrage ganz gerecht und ist ihr heute mehr gewachsen denn je.

Die andern Kranken, man heißt sie oft die „Dummen, Rückständigen“, in Wirklichkeit sind es die gegen sich Ehrlichen, Intelligenten, noch Lebensfähigen, wollen die Ursachen der Krankheiten, die man sehr oft nicht gelten lassen will, beseitigen, wollen das Übel mit der Wurzel ausreißen, d. h. den Menschen heilen, nicht bloß die Flammen der Krankheit für Stunden, Tage oder Wochen am hellen Auflodern verhindern und dabei doch den Feuerherd im Körper belassen. Wer diesen Weg betreten und sich wieder kerngesund machen will, muss sich auch ans Herz greifen und Opfer bringen können. Er selbst ist hier sein verantwortlicher Arzt und Berater, es kann ihm nur die Richtung und die Bahn gezeigt werden. Das ist es, was ich mir in der vorliegenden Schrift zur Aufgabe mache.

Zwischen diesen beiden Extremen liegt die Naturheilkunde, die insofern in eine missliche Lage kommt, weil sie zwar den Menschen heilen will, aber fast immer, ohne die Krankheit, den Heilprozess zu verhindern, aber auch ohne die Hauptursache der Krankheit, das „gute Essen“ zu beseitigen. Wirklich natürlich geheilt werden wollen heißt, nach der Lehre leben, die die Natur im Tierreich anwendet: fasten und nichts „Künstliches“, d. h. Gekochtes essen, also nur Obst und Pflanzliches. Es soll dabei nicht geleugnet werden, dass die einzelnen Hilfsmittel der Naturheilmethode, der vernünftige Gebrauch von Luft und Wasser (Bädern), die Erfolge des Fastens noch fördern können.

Wie dieses Fasten vor sich gehen soll, welche Speisen im Allgemeinen zu meiden sind, soll im nachstehenden dargelegt werden, soweit dies möglich ist, ohne dem Individuum als solchem zu nahe zu treten und die individuellen Heilvorschriften zu verletzen. Diesen Vorschriften kann nur durch persönliche Ratschläge von Fall zu Fall genügt werden. Meine denkenden Leser haben aber auch aus meinen bisherigen Darlegungen allgemeiner Art reichen Nutzen geschöpft, aus der erweiterten Ausführung werden sie es noch um so bestimmter tun können.

Wenn die wissenschaftlich sein wollende Schulmedizin auch mir gegenüber auf ihrer mittelalterlichen Ausnahmestellung in der Ignorierung einer vorauseilenden Laien-Entdeckung beharrt, so richtet sie sich eben damit selbst. Hat sich denn wirkliche Wissenschaft, namentlich die Naturwissenschaft und die Technik, darum gekümmert, ob ihre Entdecker Laien waren? Allerdings hat man auch über Franklin und Galvani, über Edison und Zeppelin gespottet und gelacht, aber man hat doch hier das Durchdringen des Laiengenies respektiert und anerkannt. Die Medizinschule jedoch sagt ihren Kandidaten höchstens so beiläufig etwas von einem Prießnitzschen Umschlag, verschweigt aber, dass Prießnitz ein Laie war.

Ich teile weder die unbedingt feindliche Stellung gegen die Medizin im Lager der Naturheilkunde noch irgendeine Strömung des modernen Kurpfuschertums. Es muss sogar unzweideutig gezeigt werden, dass auf dieser Seite eine grenzenlose Charlanterie unter der Flagge „Natur“ getrieben wird. Meine Stellung und Beweisführung für obige Behauptung ist ganz exklusiv.

Arnold Ehret

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